⁰⁰ 𝗣𝗥𝗢𝗟𝗢𝗚

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Mit einer schnellen Drehung aus dem Handgelenk heraus, bereitete Yoongi dem lauten Knattern und Brummen seines Motorrads ein Ende, kaum hatte er wieder festen Boden unter den Füssen gefasst. Eine seiner Hände, eingepackt in Handschuhen, verließ die Lenkstange, um die getönte Schutzscheibe seines Motorrad-Helms aufzuklappen. Obwohl die Sonne bereits tief stand, blendete ihn das Abendlicht, welches die gesamte Küstenlandschaft in Gold tunkte. Zeitgleich wehte ihm ein Hauch von frischer Meeresluft entgegen, kitzelte seine Nase und gab ihr Bestes den penetranten Geruch von hinterlassenen Abgasen zu verdrängen.

Yoongi atmete tief durch - das erste Mal seit langem, und ließ seinen Blick über die Strasse hinweg gleiten, auf der er gerade gefahren war. Er hatte etliche Kilometer hinter sich gelassen, war seit Stunden ohne Pause und ohne Ziel gefahren, bis er sich dazu entschieden hatte, die nächst beste Ausfahrt zu nehmen. 

Die Strasse hatte ihn den Klippen entlang geführt. Sie war schmal, hin und wieder herrschte Gegenverkehr, und schlängelte sich kurvenreich dem Meer entlang. So bildete sie eine beliebte Strecke für risikobereite Motorradfahrer, wie Yoongi einer war - nichts für schwache Nerven. Hinter der Leitplanke, welche die einzige Sicherheitsvorkehrung darstellte, ging es ziemlich schnell, ziemlich tief abwärts. Nur vereinzelte Felsen, die aus steilen Felswänden hervor ragten, hätten ihn vom freien Fall abgehalten, hätte er die Kontrolle über sein Kraftfahrzeug verloren. Er wäre spätestens an den großen Steinen, die sich aus dem Wasser in die Höhe türmten, der rauen See stets stand hielten, während die Wellen mit voller Wucht daran zerschellten, aufgeprallt und leblos liegen geblieben. Doch sein Leben auf diese Weise zu beenden, lag nicht in Yoongis Sinn und Interesse. Er würde die Kontrolle darüber behalten wollen, wenn er sich dazu entschied, das Zeitliche zu segnen.

Auf dem Parkplatz, auf dem er sich befand, war nicht gerade viel los. Dennoch hatten andere Besucher ihre Fahrzeuge vorbildlich in den gelb markierten Parkfeldern abgestellt. Jene Besucher planten vermutlich nicht nur eine Weile zu rasten, sondern die Nacht in dem kleinen Motel zu verbringen, dem der Parkplatz angehörte. Auch Yoongi überlegte sich in diesem Motel zu übernachten, bevor er einen schnellen Blick auf sein Gebäck hinter ihm warf. Es war spät, die Sonne würde jetzt nur noch seine Sicht einschränken, und später würde es zu dunkel sein. Wer wusste wann er die nächste Unterkunft antreffen würde? Er wusste zumindest es nicht.

So traf er seine Entscheidung, ließ das Motorrad einrasten und zog sich den Helm, unter dem es schrecklich warm geworden war, vom Kopf. Allmählich verblasste pinke Strähnen standen ihm kreuz und quer vom Kopf. Er musste sich erst durch die Haare fahren, um eine annähernde Frisur hinzukriegen, sodass er auch ansehnlich auftreten würde, wenn er die Rezeption betreten würde. Warum er sich überhaut noch darum kümmerte, wusste er nicht genau. Es war wohl viel mehr zur Gewohnheit geworden. Eine der Gewohnheiten die Yoongi seit einiger Zeit stark anzuzweifeln begann. Im Gegensatz dazu kümmerte es ihn kaum, dass sein Motorrad in der Mitte des Parkplatzes stand und er dieses einfach hinter sich gelassen hatte, kaum war er abgestiegen und hatte seine sieben Sachen mitgenommen. So bewegte er sich gezielt mit großen Schritten auf das Gebäude zu.

Das Gebäude das seine letzte Ruhestätte sein würde.

𝗙𝗜𝗥𝗘𝗕𝗜𝗥𝗗 ᵗᵃᵉᵍᶦWo Geschichten leben. Entdecke jetzt