Popcorn

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"Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?", frage ich Lenny und blicke zu ihm rüber. Er hält den Blick auf die Ampel gerichtet und lenkt schließlich nach links, in meine Straße.

"Lina?"

Ich verkneife mir einen dummen Kommentar. "Ja."

"An der Uni."

"Und wie genau?" Wenn mir eine Sache ein Rätsel ist, dann wie es ein Mädchen schafft, Lennys Freundin zu werden. Das hört sich vielleicht absurd an, aber es will einfach nicht in meinen Kopf, wie es Lina oder auch nur irgendeine von seinen Ex-Freundinnen geschafft hat, ihn dazu zu bringen, dass er sie als seine Freundin. Immerhin ist es genau das, was ich seit Jahren will. Und bevor ich noch mehr Komplexe entwickele, hake ich lieber nach.

"Ich glaube nicht, dass das das ideale Gesprächsthema für uns ist. Mal abgesehen davon, wieso interessiert dich das?"

Ich zucke mit den Schultern und warte, bis wir beide aus dem Auto gestiegen sind und auf meine Haustür zulaufen. "Mich interessiert es eben, was sie hat und...andere eben nicht. Ich meine, abgesehen von den langen blonden Haaren und der sportlichen Figur, und, naja, den hellen Augen und so, das verstehe...aber du kannst mir nicht sagen, dass Aussehen alles ist, was dich an ihr überzeugt?"

"Schätzt du mich etwa als so oberflächlich ein?"

"Nein, das ist doch der Punkt." Außerdem hätte das Lina nicht besonders gemacht, sie ist nicht das erste hübsche Mädchen, das Lenny als festen Freund haben möchte.

"Keine Ahnung." Lenny zuckt mit den Schultern und scheint ehrlich darüber nachzudenken. Mit besonders großer Leidenschaft scheint er wohl nicht über seine Liebste reden zu können. "Sie ist lustig und hat die gleichen Interessen wie ich."

„Und was ist mit Gegensätzen ziehen sich an?"

Ich drehe mich nach hinten, doch außer einem schiefen Grinsen hat Lenny nichts Anderes zu entgegnen.

„Ich gehe mich schnell umziehen."

„Ich warte." Lenny nickt und sieht sich die Fotos an, die im Flur hängen, während ich schnell die Treppe hochlaufe. In meinem Zimmer streife ich mir die nasse Hose vom Körper und hänge sie zum Trocknen über meinen Stuhl. Mit einer neuen Jeans gehe ich wieder runter.

„Wir können wieder..." Ich halte inne, als ich sehe, dass Lenny sein Handy am Ohr hat.

„Ich bin am See. Mit ein paar Freunden."

Ich presse die Lippen aufeinander, denn ich kann mir schon denken, wer am anderen Ende der Leitung ist, wenn er über seinen Aufenthaltsort lügen muss. Es wäre also nicht so schlau, jetzt laut loszulachen. Zumindest würde das Lenny nicht so gefallen, geschweige denn gut tun.

„Jetzt?" Lenny schaut etwas genervt drein, doch schließlich schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Gut, bis gleich."

Er legt auf und ich verkneife mir den ersten Gedanken, der mir in den Kopf kommt.

„Können wir los?" Ich nicke und folge ihm nach draußen zu seinem Auto.

„Hast du noch ein Date?" Im Auto schnalle ich mich an und mustere ihn neugierig.

„Chloé", sagt er in einem mahnenden Ton. „Wir sollten das Thema lieber lassen."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Wieso so plötzlich? Eben hattest du noch kein Problem damit, über Lina und eure Beziehung zu reden."

„Eben habe ich auch nicht daran gedacht, was sie mit mir tun würde, wenn sie wüsste, dass ich bei dir bin."

„Dich hat niemand gezwungen", bemerke ich etwas beleidigt. „Und ich habe ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen muss."

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