4 - Rache steht auf der Speisekarte

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Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlage, weiß ich sofort, was zu tun ist. Schnell schwinge ich meine Beine aus dem Bett und bin zum ersten Mal glücklich darüber, dass ich immer vor meinem Wecker aufstehe, was meistens sowas wie ein Fluch ist, dieses Mal jedoch ein wahrhaftiger Segen.

Meine Augen richten sich auf die Uhr in meinem Zimmer, die mir anzeigt, dass ich noch zwanzig Minuten habe, bis die anderen ebenfalls aufstehen. Ich nicke mir selbst zu, ehe ich mich vom Bett erhebe und in meine Pantoffeln schlüpfe. Am frühen Morgen bin ich nämlich noch sehr empfindlich.

Zumindest was die Kälte betrifft.

Du hast noch genau neunzehn Minuten bis das Biest aufsteht...

Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, während ich aus meinem Zimmer flitze, um meinen Racheplan endlich in die Tat umzusetzen. Zum aller ersten Mal empfinde ich null Mitleid, denn bei den ganzen anderen Malen war ich hin und hergerissen, doch dieses Mal ist Megan zu weit gegangen.

Und ich habe sie gewarnt.

Doch sie wollte nicht hören und deshalb wird sie diejenige sein, die das wieder ausbaden darf.

Vor dem Badezimmer halte ich inne. Hier im Stock befindet sich nur Megan's Zimmer, das Schlafzimmer meiner Eltern und mein Zimmer. Meine Eltern teilen sich ein Bad und Megan und ich müssen uns ebenfalls ein Badezimmer teilen, was mir - wenn ich das hier einmal sagen darf - unheimlich gegen den Strich geht.

Ich schnaube allein bei dem Gedanken daran, wie es hier jeden Morgen abgeht, da wir uns immer wieder darüber streiten, wer als erstes rein darf. Es ist wortwörtlich der blanke Horror und ich armes, kleines Mädchen muss das alles ertragen, während meine Eltern nicht einmal bemerken, was für ein kleiner Teufel Megan ist.

Zähneknirschend schüttle ich den Kopf und konzentriere mich wieder auf meinen Plan, den ich endlich in die Tat umsetzten muss, bevor noch jemand aufsteht und mich sieht.

Entschlossen umklammere ich den kalten Türgriff und drücke ihn nach kurzem durchatmen langsam nach unten. Während ich also das Badezimmer betrete, versuche ich möglich leise zu sein, was in meinem Fall besonders schwer ist, da ich sonst eher wie ein Trampeltier rumlaufe.

Leise seufzend schließe ich die Tür wieder, ehe ich mich zum ersten Mal umdrehe. Mein Herz bleibt stehen, als ich eine Gestalt im Badezimmer erblicke, die sich nach genauerem hinsehen als das Biest persönlich herausstellt.

Erschrocken stolpere ich zurück und wäre beinahe mit dem Kopf gegen die Wand geknallt, hätte ich mich nicht im letzten Moment am Waschbecken festgeklammert. Während ich also mit klopfendem Herzen gekrümmt und total erschrocken dastehe, lacht sich Megan den Arsch schlapp.

»Was um alles in der Welt machst du hier?!«, entkommt es mir völlig entrüstet und ich brauche einige Sekunden, um mich wieder richtig zu sammeln und grade aufzurichten. Meine Hände tasten die Wand ab und ich bin Hundeglücklich, als ich endlich den Lichtschalter erfasse und ein bisschen mehr Helligkeit ins Badezimmer bringen kann.

Währenddessen sind meine Augen weiterhin auf Megan gerichtet, die sich langsam wieder fängt und mehr als zufrieden aussieht, als sie antwortet: »Denkst du wirklich, dass ich nicht weiß, das du dich irgendwie rächen möchtest? Um ehrlich zu sein, hätte ich mehr von dir erwartet, als den alten Zahnbürsten Trick.«

Ertappt weiten sich meine Augen, doch ich lasse mir von alldem nichts anmerken, indem ich eine kalte Maske aufsetzte. »Woher willst du wissen, dass ich das wirklich tun wollte?«, hake ich dann gespielt unschuldig nach und streiche mir eine lästige Haarsträhne zurück, um Megan weiterhin mit meinem Todesblick erdolchen zu können.

Diese wiederum zuckt nur böse grinsend mit den Schultern. »So ungern ich das auch sage, - mit der Zeit habe ich dich kennengelernt und ich weiß ganz genau wie du tickst«, erklärt sie und nun bin ich diejenige, die losprustet.

»Du...« Ich zeige mit dem Finger auf sie und versuche mein Lachen zu dämpfen, »Denkst du kennst mich? Die einzigen Leute die mich kennen sind meine Freunde und meine Familie, und du gehörst ganz sicherlich nicht zu denen«, bringe ich unter meinem krampfhaften Lachen hervor.

Ich glaub's einfach nicht.

Das kann sie doch nicht wirklich ernst meinen.

Megan grinst gehässig, was mich wieder zum innehalten bringt. Verdammte scheiße, warum macht sie mich bloß so rasend? »Ich habe niemals behauptet, dass wir Freunde sind, denn ich meine, sieh mich an und sieh dich an. Du spielst wirklich nicht in meiner Liga und das ist uns beiden bewusst.«

Ich schnaube einwenig gekränkt. »Sehr witzig.«

Megan lässt sich nicht von mir beirren, denn sie fährt überzeugt fort. »Ich habe gesagt, dass ich dich kenne. Und glaub mir, ich durchschaue dich immer. Kennst du das Sprichwort nicht? Okay, eigentlich habe ich sowieso nicht gedacht, dass du irgendeins kennst.«

Ich ignoriere ihre indirekte Beleidigung, denn mich irritieren ihre Worte viel zu sehr.

Was labert sie eigentlich für nen Scheiß?

»Sei deinen Freunden nah, doch deinen Feinden noch näher«, kommt es nach einigen Sekunden wieder von Megan, die sich ihre blonden Haare zurückwirft und mich erneut überlegen mustert. Dann drückt sie sich an mir vorbei und steuert auf die Tür zu, doch sie hält an der Schwelle inne und dreht sich wieder zu mir. »Und falls du immer noch vorhast, dir meine Zahnbürste zu schnappen, nachdem ich dieses Bad verlassen habe, lass es lieber gleich sein, denn ich habe tausend andere und ich werde sie ab heute täglich wechseln.« Megan grinst siegessicher, was mich zur Weißglut treibt.

»Keine Angst, ich werde es dir schon anders heimzahlen«, bringe ich dann schweratmend hervor und muss mich zusammenreißen, um ihr nicht in ihr ach so schönes Gesicht zu spucken.

»Gut... und ach, bevor ich es vergesse, - deine Mutter war gestern wirklich enttäuscht von dir. Aber keine Angst, ich war da um sie zu trösten.« Ich kann den ironischen Unterton deutlich aus ihrer Stimme heraushören und öffne geladen den Mund, doch ehe ich überhaupt etwas erwidern kann, dreht sie sich um und stolziert aus dem Badezimmer, während ich hier einen halben Nervenzusammenbruch erleide.

Verdammt, ich werde sie umbringen!

Sie ist die größte Schnepfe die mir je begegnet ist und es macht mich mehr als nur wütend, dass Mum und Chad einfach nicht bemerken, wie Megan in Wahrheit ist. Nein, ich werde das nicht einfach so hinnehmen! Ich werde ihnen zeigen, dass Megan in Wahrheit die Schlange in Person ist.

Denn nun heißt es Krieg.

Und ich werde die einzige sein, die als Gewinnerin heraustritt.




A/N:

Ich bin exited und ich hoffe ihr auch

In den nächsten Kapiteln wird es mal ein bisschen mehr zur Sache kommen, und nur so als kleine Info: Die nächste Zeit wird jeden Tag oder jeden zweiten Tag ein Kapitel kommen, einfach, weil ich Langeweile habe 😂💯

Alsooo, bis dahin: alle schön locker bleiben

Sweet DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt