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02. Der neue Geschäftsführer

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Mein Körper hält inne und mein Kopf läuft auch Hochtouren, weil ich gerade über diesen unhöflichen Briten im Büro unseres Geschäftsführers nachdenke. Ein Glück hat er mich durch die Glaswände noch nicht gesehen, da er sich gerade irgendwelche Unterlagen anschaut. Wenn er ein Freund von Isaac sein sollte und ihn über uns kleines Missgeschick heute Morgen informiert, dann kann ich direkt meine Sachen packen. Missgeschick ist vielleicht auch das falsche Wort, da ich ihn bewusst und wohlverdient mit Wasser vollgespritzt hatte.

Um mehr über den Briten herauszufinden, laufe ich schnell zum Schreibtisch der Assistentin herüber und bücke mich, damit ich mich hinter der Assistentin verstecken kann. Diese Position ist sehr unbequem und ich bin mir sicher, dass ich gerade wie Quasimodo, der Glöckner von Notre Dame ausschaue. »Hey, du müsstest mir mal bitte kurz helfen«, fange ich an.

Sie blinzelt und schaut mich seltsam an. »Ähm, geht's dir gut?«, fragt sie verunsichert und legt ihren Kopf schief, während sie meinen gebeugten Körper anstarrt. Sie denkt sicher auch, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Habe ich ja auch nicht.

Ich will ihr gerade mein Problem schildern, als ich seinen Blick auf mir spüre. Der Brite hebt eine Augenbraue, da er mich in meiner unnatürlichen Position neugierig beobachtet. Um ihm mein Gesicht vor zu enthalten, beuge ich mich noch ein Stück weiter nach vorne und drehe mein Gesicht zur anderen Seite. Langsam tut's weh.

Aus meinem Augenwinkel erkenne ich, dass er im Büro entlangläuft, um mich besser anschauen zu können, da ihn die Situation neugierig gemacht hat. Verständlich, er hält mich für eine behinderte Frau, nicht für eine, die sich vor ihm versteckt. Dadurch, dass er seine Position verändert hat, krümme ich mich noch weiter, sodass ich jetzt meine maximale Biegsamkeit erreicht habe. Ein Wunder, dass ich überhaupt so weit gekommen bin. Ich schätze, die ganzen Yoga-Stunden, die mir nicht zur Entspannung verholfen haben, haben sich im Endeffekt doch noch ausgezahlt.

Dadurch, dass mein Gesicht beinahe auf dem Boden ist, kann ich ihn nicht mehr im Blick behalten. Für einen Moment habe ich gedacht, dass er sein Interesse verloren hat, bis teure Lackschuhe vor meinem Gesicht zum Halten gebracht werden.

Der Brite steht vor mir.

Ugh.

Um mich nicht komplett zum Vollidioten zu machen, da ich gerade als eine verkrüppelte Person durchgehe, werfe ich mein Haar über mein Gesicht, um heimlich einen Ohrring zu entfernen. Ich halte ihn plötzlich gut sichtbar hoch. »Ach, sieh mal einer an, da ist ja mein Ohrring. Ich habe ihn schon die ganze Zeit gesucht!«, sage ich, während ich mich wieder richtig aufrichte und einen kleinen Schmerz in meinen Rücken verspüre. Beth muss mir nachher dringend einen Termin bei der Massage machen, ich habe mich beim Versteckspiel verspannt.

Seine Augen weiten sich, als er mich endlich wiedererkennt. Zuerst steht die pure Überraschung in seinem Gesicht geschrieben, bevor sich davon die Wut und Ärgernis widerspiegelt. Er hat unser kleines Aufeinandertreffen noch nicht verarbeitet. »Du!«, sagt er anklagend, während sich seine Augen zu kleinen Schlitzen verengen. »In mein Büro, aber sofort!«, weist er mich barsch an und läuft voraus.

Halt, stopp, sein Büro?

Ich habe bereits vorhin gemerkt, wie eingebildet und egoistisch dieser Brite ist, doch nicht, dass er zudem auch größenwahnsinnig ist. Nur weil der Geschäftsführer wahrscheinlich sein Freund ist, kann er nicht so mit mir umspringen. »Wer glaubst du eigentlich, wer du bist?«, blaffe ich ihn an, nachdem ich ihm ins Büro gefolgt bin. »Du kannst so nicht mit den Angestellten umgehen! Das steht dir nicht zu! Komm mal bitte von deinem hohen, britischen Ross runter! Nur, weil es noch immer Royals in deinem Land gibt, brauchst du dich nicht wie die Prinzessin auf der Erbse aufführen!«, blaffe ich ihn wütend an.

Craving Lies - Verführt (Wattpad @ Piper)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt