7 | Auf der Flucht

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Zuhause ist die Hölle los.

Das ist mein erster Gedanke, als ich die Haustüre aufschiebe und Mum schon eifrig fluchen höre. Und das macht mir um ehrlich zu sein wirklich Angst. Ich wusste zwar, dass sie wütend sein würde, doch das sie so wütend ist, habe ich nicht kommen gesehen.

Ich schlucke schwer und fasse in Sekundenschnelle eine Entscheidung. Und zwar, dass es das einzig Richtige ist, wenn ich mich verstecke. Zumindest für diesen Moment. Sonst werde ich das sicherlich nicht heil überstehen.

Super Feststellung, Sherlock.

Leise schlüpfe ich aus meinen Schuhen, schiebe sie in die tiefste Ecke und atme dann ein letztes Mal tief durch, ehe ich so schnell es geht an der Küche vorbeiflitze. Doch die Tür ist - wer hätte es gedacht - offen, und Mum erwischt mich bei meiner versuchten Flucht.

»Alana! Komm sofort zurück!«

Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich spiele kurz mit dem Gedanken, einfach wieder zurück nach draußen zu rennen. Doch das wird mich auch nicht vor der Standpauke bewahren, weswegen ich im letzten Moment nachgebe und langsam zurück schreite. An der Küchentür halte ich inne und luge vorsichtig hinein.

Es dauert keine Sekunde, da trifft mein Blick auch schon den meiner Mutter. Und sie ist wie erwartet dezent verärgert.

»Was fällt dir nur ein?! Was um alles in der Welt hat dich dazu geritten, in der Pause eine Prügelei anzuzetteln und anschließend auch noch den Direktor auf den Arm zu nehmen? Ich glaube langsam echt, du hast den Verstand verloren!«, brüllt Mum völlig aus der Fassung.

Ich schlucke erneut.

Okay, sie ist nicht nur dezent, sondern maßlos verärgert.

Und ganz plötzlich bereue ich es, nicht doch die Flucht nach draußen gewählt zu haben. Ich bin so ein Vollidiot, denke ich, während ich fieberhaft auf meiner Unterlippe herum kaue und mir in Gedanken die richtigen Worte zusammenlege.

»D-Das... das ist ein ganz großes Missverständnis!«, rufe ich dann, eine gefühlte Ewigkeit später, da mir einfach nichts besseres einfällt.

Ich will noch nicht sterben.

Ich bin viel zu jung dafür!

»Ich höre?« Mum stemmt die Hände in die Hüfte und sieht mich dann mit einem scharfen Blick an. So scharf wie ein Messer, und ich stelle mir kurz vor, wie sie es mir an den Hals hält.

Wow, ich verliere allmählich den Verstand.

»Ich... also...« Meine Stimme bricht und ich seufze. »Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe«, sage ich dann und ich kann es selbst nicht glauben, als die Anspannung mit einem Mal von ihr fällt und Mum mir sogar ein halbes etwas schenkt, dass ein bisschen wie ein Lächeln aussieht.

»Genau das wollte ich hören«, entgegnet sie dann, was mich nur noch mehr verwirrt. Ist sie nicht mehr wütend, oder was ist da gerade geschehen?

Ich räuspere mich perplex. »Was?«

»Ich bin stolz, dass du endlich mal einen deiner Fehler einsiehst. Das erspart dir den Hausarrest zwar nicht, aber dafür eine stundenlange Rede meinerseits.« Mum schenkt mir nun ein ganzes Lächeln, doch ich kann es leider nicht erwidern.

Denn ich kann nicht glauben, was sie gerade gesagt hat. »Hausarrest?«, wiederhole ich ungläubig.

»Ja klar. Oder dachtest du, du kommst einfach so damit davon.«

Ich schnaube. »Aber Mum! Ist es nicht genug, dass ich Nachsitzen muss und das gefühlt für den Rest meines Lebens? Und das du mich nicht zu der Mitternachtsvorstellung lässt? Reicht dir das nicht?«

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now