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Julias Herz blieb beinahe stehen.
Er wusste es!
Sein Blick... seine Haltung...!
Alles drückte das aus. Oh lieber Gott im Himmel! Sie war verloren, obwohl sie doch niemals etwas Böses getan hatte. Doch Werwölfe waren eben grausame Wesen.
Okay... dann sollte sie eben nicht mehr weiter leben. Dann würde sie nun eben sterben. Ihr Kopf tat sowieso schon weh, ihre Brust, ihre Kehle, schon seid einem halben Jahr dieses elendige Versteckspiel...
„Sie muss mit den Mitarbeitern dieses unseligen Werwolf-Centers verwandt sein, die letztes Jahr die Rhön- und Kellerwald-Welpen einfingen, um an ihnen zu experimentieren, Alpha! Hat die Rhön da nicht mit allen Rudeln zusammen interveniert? Vielleicht ist sie eine Angehörige Überlebende?!", fragte die Ärztin ihn ganz ganz leise.
Julia wagte es nicht was zu sagen oder sich zu rühren. Denn der Alpha sah sie immer noch so biestig- grausam an.
Oh... sie würde gleich sterben... gleich...! In ihrem Inneren knurrte es immer lauter und lauter auf.
„Sage mir...", sprach der Alpha schließlich wieder gefährlich ruhig „... und sei ganz ehrlich, sonst reiße ich dich sofort in Stücke! Wer in deiner Familie war so dämlich sich mit den Rudeln anzulegen, Rogue-Welpe?", knurrte er sie bedrohlich an. Sie zuckte kurz und fühlte die heißen Tränen über ihr Gesicht rinnen.
„Ich weiß es nicht... ich...!"
Er riss sie aus dem Bett und zu Boden, noch bevor sie noch blinzeln konnte.
WER???"
Julia weinte schluchzend los.
„Ich weiß es wirklich nicht! Meine Eltern wurden beide von wilden Hunden oder Wölfen getötet die uns alle angefallen haben auch meinen großen Bruder... Wir hatten aber eigentlich alle rein gar nichts mit Wölfen tun.
Papa war doch nur Ingenieur bei der Bundeswehr und zuletzt oft im Ausland eingesetzt. Mama war Hausfrau und Mutter. Papa war gerade erst ein halbes Jahr lang in Afghanistan um dort Entwicklungsarbeit zu leisten. Ich hab mit ihm geskypt... Er war wirklich in der Wüste und hat mir sogar Sand in einem Glas mitgebracht.
Dann... kam er zurück, wir gingen alle zusammen seine Rückkehr feiern und auf einmal waren sie alle tot! Ich weiß bis heute nicht warum. Was... haben wir denn bitte getan? Und was habe ich bitte getan? Ich war nur eine Schülerin und sonst nichts! Also wofür wurde ich fast getötet, hä?!", rief sie gequält und krallte ihre Fingernägel in seine Hand hinein, die ihren Nacken gepackt hielt. Sie spürte sein Blut unter ihren Fingern... das heftige Atmen der Ärztin.

Sah erbittert zu ihm auf... und begegnete seinem düsteren Blick.... hielt ihm diesmal auch mutig stand... und stand... und noch weiter... und hob dann irgendwann sogar verzweifelt ihr Kinn.
„Wenn ihr Monster wirklich unschuldige Kinder für die Fehler anderer in ihrer Familie oder Bekanntschaft oder Arbeitskollegen Verantwortlich macht und tötet, dann mach es doch ... jetzt, Alpha! Töte mich! Und Beweise zweifelsfrei, dass ihr kein bisschen zivilisiert und menschlich vernunftbegabt seid, kein bisschen gerecht oder Wahrheitsliebend... und das die Menschen da draußen allesamt recht damit haben die Werwölfe, egal ob nun Gebissen oder so Geboren, zu jagen, einzusperren und ihr ganzes Leben lang zu verabscheuen!
Denn wenn ihr noch nicht mal in der Lage seid euren Zorn an den echten Verantwortlichen auszulassen, die Euch wirklich was getan haben und statt dessen einfach irgendwen für eure Rache hernehmt... Dann will ich auch gar nicht zu einem dieser Rudel gehören! Dann bin ich lieber ein toter ungerecht bestrafter menschlicher Rogue und eure Götter werden es wissen und euch irgendwann dafür bestrafen, dass ihr einfach... - Ahhhh - AAAAUUU!"
Sie schoss weggefegt über den Boden und krachte mit dem Rücken an die Wand, wo sie sich sofort klein zusammenrollte und ihre Kopf mit den Armen bedeckte. Sie fühlte den heißen Atem des verwandelten Alpha-Wolfes der nun knurrend über ihr stand und zitterte vor Todesangst, weinte laut und verzweifelt los... und wartete auf die neuerlichen Bisse, die ihrem Leben ein Ende setzen würden.

Wartete Sekunden... Minuten... doch nichts geschah. Schließlich wagte sie es doch wieder ihre Hände runter zu nehmen und sich halb aufzusetzen. Sie wollte nicht wie ein wimmerndes Baby in den Tod gehen... oh nein.
Dann doch lieber als Tochter eines Soldaten sterben.
Tapfer...
Mutig...
Sie sah erneut zu ihm auf und holte tief Luft bevor sie den bitterbösen vor ihr aufgebaut stehenden und heftig knurrenden Wolf anstarrte... und dann ganz bewusst ihren Hals entblößend das Kinn hob!
„Na los ...Mach doch, Alpha! Dann bin ich wenigstens erlöst von diesem elenden Dasein als Werwolf und muss mir nicht irgendwann noch mal vorwerfen lassen genau so ein Untier geworden zu sein, wie du eins bist!", flüsterte sie heiser und schloss dann aber doch ängstlich die Augen als der Wolf sein Gebiss blitzschnell um ihren Hals schloss. Doch er biss nicht richtig zu. Oh... Sie fühlte die Zähne leicht in ihre zarte Haut eindringen, das schon und es tat auch weh und warf sie wieder um.
Sie landete mit einem Knall auf dem Rücken und es verschlug ihr den Atem... Doch sie wehrte sich nicht noch einmal, tat nichts mehr, sondern wartete nur noch schlicht auf den Tod.

Doch er kam wieder nicht. Statt dessen ließ der Wolf sie wieder los, knurrend und bellend und mit der Vorderpfote auf ihre Brust einstampfend.
Sie öffnete keuchend die Augen und sah starr und leise einatmend zur Deckenlampe hinauf. Sie zitterte nun am ganzen Leibe. Wagte es aber nur aus den Augenwinkeln heraus zuzusehen wie der Alpha von ihr zurückwich und wieder sehr böse und brutal knurrte.
Die Ärztin kam einen Schritt heran und nickte kurz ernsthaft.
„Ja, Alpha!", flüsterte sie leise. Dann wandte der Wolf sich ab und ging hinaus.
Oh je....
Julia rannen neuerliche Tränen über das Gesicht. Die Schwester und der Pfleger kamen schließlich, um ihr wieder zurück ins Bett zu helfen. Keiner sprach mehr ein Wort mit ihr.
Keiner erklärte ihr, was der Alpha noch zu der Ärztin gesagt oder befohlen hatte. Die frischen Wunden wurden versorgt, grimmige oder auch mahnende Blicke ausgetauscht.
Ganz offensichtlich unterhielten sich die Wölfe nun ausschließlich in ihrer Rudeltelepathie
Weiter.

Dann gingen sie und Julia blieb alleine und heftig bebend in ihrem Bett zurück und fragte sich ob es nun was gutes oder schlechtes für sie bedeutete, dass sie gerade eben doch noch nicht von diesem fiesen Alpha getötet worden war.

Seelenverwandt - Julia, Die Rogue Mate. Where stories live. Discover now