Kapitel 1

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Ich kann nicht sagen, dass ich ein Außenseiter der Gesellschaft war... Sagen wir eher, ich zog es vor, in meiner eigenen, kleinen Welt, die ich mir aufgebaut hatte, zu leben. Allemal besser, als in einer Welt, in der es nur darum ging, was mein Nachbar gerade von mir dachte! Ich lebte in einem kleinen Haus im Wald. Dieses Haus hatte ich schon vor Jahren zufällig gefunden, und es soweit wieder hergestellt, dass ich dort das ganze Jahr über leben konnte, ohne im Winter zu erfrieren. Ich hatte sogar einen kleinen Garten davor angelegt, in dem ich mir Gemüse und Obst groß zog. Ansonsten beschäftigte ich mich viel mit Handarbeiten, schneiderte und strickte und töpferte. Einige meiner Handarbeiten, die ich nicht selber brauchte verkaufte ich dann wieder auf dem Markt im nächstgelegenen Dorf. Und von dem Geld kaufte ich mir dann die Sachen, die ich selber nicht herstellen konnte. Und natürlich auch Fleisch. Obwohl ich schon immer ein großer Tierfreund war, Fleisch gehörte zu einem wichtigen Lebensmittel. Da ich es aber nicht übers Herz brachte, selber die Tiere zu töten, brauchte ich dafür eben mein Geld... 

Im Dorf kannten mich die meisten Menschen noch. Immerhin, hier war ich aufgewachsen, hier hatten meine Eltern gelebt, ehe sie an einem Tag auf einmal aus der Stadt gezerrt wurden. Niemand weiß, wo sie sind und wie es ihnen geht. Nur eines weiß man: Das die Männer, die sie mitgenommen hatten, vom König geschickt wurden. 

Ich seufzte tief auf. Es war nicht gut, in der Vergangenheit zu leben. In ihr lag die Resignation, aber in der Zukunft die Hoffnung darauf, dass alles besser wird. Ich hatte meinen Wagen gepackt und machte mich auf den Weg ins Dorf. Jeden Tag konnte man auf dem Markt kaufen und verkaufen, aber ich beschränkte mich darauf, nur zweimal in der Woche dorthin zu gehen. 

Der Weg war wie immer ereignislos. Nur ein paar Tiere kreuzten meine Wege. Ich erreichte das Dorf und stellte auf dem Markt an meinem Stammplatz meinen Wagen auf. Ich blieb einige Stunden dort, bis ich merkte, dass deutlich weniger Menschen da waren und die meisten wieder nach Hause gegangen waren. Dann packte auch ich meine Sachen ein und machte mich auf den Heimweg. Ich hatte genug Geld verdient, sodass ich morgen oder übermorgen hier alles einkaufen konnte, was ich brauchte. Ich verabschiedete mich von den Verkäufern, die ebenfalls beim einpacken waren und trat den Heimweg an. 

Ich hatte gerade den Marktplatz verlassne, als ich von ein paar Männern, die ihre Pferde am Zügel mit sich führten, gestoppt wurde. 

"Hey, Mädchen!"

"Ich?"

"Ja, natürlich du! Kannst du uns sagen, wo wir den Dorfvorsteher finden?"

"Der müsste sich in seinem Haus befinden. Aber der Weg ist schwer zu beschreiben. Ich kann es euch aber zeigen."

"Mach das!"

Ich stellte den Wagen am Straßenrand ab in der Hoffnung, dass er, wenn ich wieder kam, dort noch stand. Viel zu klauen gab es nun nicht mehr. Dann machte ich mich auf den Weg, quer über den Marktplatz, mit drei Männern und ihren Pferden im Schlepptau. Ich kannte den Weg zum Vorsteher gut. Er war ein guter Freund meiner Eltern gewesen und ich brachte ihm öfters Kräuter aus dem Wald für sein Rheuma. 

Ich hoffte nur, dass diese drei Leute hinter mir ihm keinen Ärger oder dergleichen brachten. Aber einfach fragen, was sie wollten? Ging nicht. Immerhin, in ihren Augen bin ich doch nur ein 'Mädchen'. Wir erreichten das Haus, und ich beeilte mich, den Heimweg wieder anzutreten. 

Meinen Wagen fand ich an derselben Stelle wieder vor, und es war nichts abhanden gekommen. Vielleicht lag das aber auch an dem Menschen, der dabei stand und so schien, als ob er aufpasste? Oder wartete er auf jemanden? Jedenfalls trat er einen Schritt zur Seite, als er mich sah. Ich lächelte ihm zu, und machte mich nun endlich wirklich auf den Heimweg. 

Zuhause räumte ich auf und kochte mir einen Eintopf aus meinen Vorräten. Es war Winterende. Und, obwohl die Tage immer noch kalt waren, gab es doch schon wieder so viele Tiere im Wald, dass ich wusste, dass ich diese Woche noch mein Fleisch kaufen konnte. Ich ging früh ins Bett, um morgen so früh es ging auf dem Markt zu sein und dort dann noch die Besten Stücke zu bekommen. 

Der nächste Tag brachte mir allerdings einige Überraschungen mit. Zum einen die, dass ich im Dorf auf einmal von Pia, der Metzgerin angesprochen wurde mit den Worten: "Sag einmal, ist dir wirklich egal, was die Leute von dir denken, oder versuchst du mit deinem komischen Auftreten Aufmerksamkeit zu erlangen?"

"Wie meinst du das?"

"Na, schau dich doch einmal an! Deine Kleider sind alt und ohne Zweifeln nicht schön, und dann auch noch diese komische Jacke, die du darüber trägst... Das ist doch eine Männerjacke!"

"Und wenn schon. Immerhin ist sie warm und ich friere nicht."

"Und sie zieht Aufsehen auf sich. Ich habe gestern genau gesehen, wie sich die Herren untereinander angesehen haben, als du voran gegangen bist."

"Die Herren? Meinst du etwa die, die von mir nach einer Wegbeschreibung gefragt haben? Da kann ich dich beruhigen. Sie haben mich nur angesprochen, weil ich gerade in der Nähe war, und nicht, weil ich sie wie ein Magnet angezogen habe."

So langsam hatte ich genug. "Und kannst du mir bitte trotzdem 3 Kilogramm Fleisch geben?"

"3 Kilogramm? Wieso so viel?"

"Ich möchte es einlegen."

"Und wenn ich es dir nicht verkaufen möchte?"

Ich seufzte. Wäre doch nur ihr Mann hier, der schien immerhin noch verständig zu sein. 

"Ich bitte dich trotzdem, mir 3 Kilogramm Fleisch zu verkaufen. Ich habe auch genug Geld dabei, wenn du dir darum sorgen machst." 

"Nein. Ich will dir kein Fleisch mehr verkaufen. Hol' dir es woanders. Aber bei mir kannst du es vergessen."

"Wieso?"

"Weil ich es kann."

Und wieder einmal wusste ich, wieso ich aus diesem Dorf ausgezogen bin. Es ging so, seitdem meine Eltern verschwunden sind. Und die Gerüchte um mich nahmen überhaupt kein Ende mehr. Aber dennoch änderte das nichts daran, dass ich gerne Fleisch haben wollte, und der Metzger des Dorfes es mir nicht verkaufen wollte. Vielleicht sollte ich einfach morgen wieder kommen, und hoffen, dass dann ihr Mann an der Theke steht? 

"Hey, Mädchen!"

Ich wandte mich um. Nicht schon wieder. 

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⏰ पिछला अद्यतन: Feb 27, 2020 ⏰

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