Kräftemessen

Beginne am Anfang
                                    

sie erstarrte ...

... dann ein dumpfer Knall!

Alles in ihr schrillte Alarm, mit trommelndem Herzen lief sie dorthin, woher das entsetzliche Geräusch gekommen war. Lass es bitte nicht Janko sein. Oder Sjard. Bitte, bitte, lass es nicht ...

Da, in einiger Entfernung, vor der Treppe zum Achterdeck, lag jemand!

Sie rannte schneller; alsbald hatte sie die Stelle erreicht. Innerlich hatte sie sich gegen den Anblick gewappnet, dennoch traf es sie wie ein Schlag: Der Verunglückte lag regungslos da, ein Bein in einem unmöglichen Winkel nach oben verdreht, das Gesicht blutüberströmt; die weitaufgerissenen Augen starrten blicklos in die Ferne. Eine Erinnerung blitzte in ihr auf. Sie kannte ihn!

Im gleichen Moment hastete auch schon Roluf heran. Er warf einen kurzen Blick auf die Leiche, erblasste. „Ist das nicht ...?"

Sie nickte düster. „Ja."

„Oh Mann! Das waren seine eigenen Worte ... sie haben sich an ihm selbst erfüllt!", sagte er bestürzt.

„Ja. So schnell." Kaum konnte sie ihre Augen von dem Toten losreißen. Was hatte er noch gesagt? „Bist du irre?" – und: „Von mir aus kann der Lange aufs Deck klatschen"?
Nun war er es, der auf diese Weise den Tod gefunden hatte. Sie schüttelte den Kopf. „Warum nur, warum? War es Übermüdung? Unachtsamkeit? Oder ist er abgerutscht? Ich weiß, die Taue sind nass."

„Vielleicht alles zusammen. Manchmal passiert sowas."

Inzwischen waren auch andere Matrosen herbeigeeilt. Alle machten betroffene Gesichter. Manche zogen die Mütze vom Kopf.

„Der erste Tote ... er ist ein Opfer des Windes, er hatte ihn einfach heruntergeblasen", murmelte einer grimmig.

Ein Opfer des Windes.

Diese Worte lösten Wut in ihr aus. Er hat recht – genau das ist passiert!

„Trutz, blanke Hans!", entfuhr es ihr und sie ballte die Faust. Sie erntete erstaunte Blicke, doch sie reagierte nicht darauf und wandte sich ab, ehe sie noch mehr sagte.

Dieser Tod war so sinnlos! „Einfach heruntergeblasen". Wie ein Blatt Papier oder ein Stofffetzen etwa, und schon war ein Menschenleben ausgelöscht! Trutz – Trotz – das war das Einzige, was die Menschen gegen die übermächtigen Naturgewalten aufbieten konnten. 

Wenig später war es soweit

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Wenig später war es soweit. Die Segel waren gerefft, sanft schaukelte das Schiff auf dem Wasser. Die gesamte Mannschaft hatte sich versammelt, um ihrem verstorbenen Kameraden die letzte Ehre zu erweisen. Flankiert von je einem Matrosen, lag er auf dem Lukendeckel, in ein Segeltuch eingenäht, die Füße mit einem Eisen beschwert. Alle nahmen die Mützen ab und richteten die Blicke erwartungsvoll auf den Schipper.

Bakker stand auf der Kommandobrücke, die Haltung kerzengerade. Die Sonne leuchtete auf sein graues Haar und ließ es silbern erstrahlen. Er hielt die Bibel aufgeklappt in den Händen und verlas einige Worte; anschließend sprach er das Vaterunser. Nach dem Amen schwieg er bewegt ... eine feierliche Stille breitete sich aus ... dann erhob er die Stimme: „Übergeben wir den Leichnam der See!"

🌊Der Stern des Meeres🌊*WattyWinner 2019*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt