{41. Kapitel}

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„Tomlinson" sprach ich in das Telefon, während ich einem der Streifenpolizisten ein Zeichen gab, sich Isabella seiner anzunehmen.

„Ich bins, Zayn. Liam ist wach."

Ohne eine weitere Antwort meinerseits beendete ich das Gespräch und verließ den Verhörraum.

Die Fahrt zum Krankenhaus nahm nur wenige Minuten meiner Zeit in Anspruch. Ich parkte und lief im Eiltempo durch die unzähligen Gänge des Krankenhauses. Hektisch und leider auch orientierungslos irrte ich umher, bis ich endlich das richtige Zimmer erreicht hatte.

Zögernd klopfte ich. Es ertönte kein „Herein", stattdessen wurde mir die Tür bereits geöffnet und ein ziemlich müde wirkender Zayn trat in mein Blickfeld. „Warst du noch kein einziges Mal zuhause, seit du hier bist?" fragte ich ihn in gesenkter Lautstärke.

Er schüttelte seinen Kopf als Verneinung und bestätigte es auch noch mit einem herzhaften Gähnen. „Aber gut, dass du jetzt da bist. Ein Freund ist in Not und braucht meine Hilfe." Ich fragte nicht weiter nach, sondern machte ihm den Weg frei. Doch Zayn wandte sich nochmals an Liam. „Ich komme wieder, sobald ich kann." Nach einer flüchtigen Berührung an Liams Arm verschwand der Wärter aus dem Raum.

Langsam schritt ich auf das Bett zu, in dem mein verwundeter Kollege lag. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich seine rehbraunen Augen sah. Glasig funkelten sie mich an. „Wie geht's dir?" hauchte ich leise, als ich mich geräuschlos neben ihn setzte.

Heiser war seine Stimme als er sprach. „Ich bin etwas müde."

„Müde also", wiederholte ich lächelnd. „Hast du Schmerzen?"

„Nein gerade nicht. Aber genug von mir. Sag mir wies im Fall vorangeht." Ich stützte ihn, als er den Versuch unternahm, sich in seinem Bett etwas aufzusetzen.

„Ich habe dir erst zwei Fragen gestellt."

Liam verdrehte gespielt seine Augen. „Zayn hat mich schon mit Fragen malträtiert. Hast du Hunger? Willst du etwas trinken? Ist dir zu kalt? Ist dir zu warm?", äffte er den dunkelhaarigen Wärter nach.

„Er ist eben besorgt um dich" erwiderte ich amüsiert.

„Aber alles was mich momentan interessiert ist, ob du sie verhaftet hast." Liams zuvor etwas verschlafener Gesichtsausdruck wurde nun klarer.

„Ja, habe ich." Liam lehnte sich erleichtert in seine Kissen zurück, als er meine Antwort auf seine Frage vernahm. „Aber alles andere lass bitte meine Sorge sein. Deine Aufgabe ist es, wieder fit zu werden."

„Hast du mit Harry gesprochen?" Liams Frage irritierte mich etwas.

„Ich habe ihm gesagt, dass der Fall so gut wie abgeschlossen ist. Das muss reichen." Abwehrend verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

Was nicht unbemerkt an Liams Wahrnehmungsfeld vorbeiglitt. „Ist etwas passiert?"

Mein ausweichender Blick wanderte in dem kleinen Krankenhauszimmer umher. „Unser Arbeitsverhältnis ist vorbei. Das ist alles."

Liam griff nach meiner Hand und zog so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Anlügen kannst du jemand anderes. Du mochtest ihn doch so sehr. Wenn man wollte, dass du lächelst, dann brauchte man nur Harrys Namen zu erwähnen... Aber jetzt..." Er zog seine Augenbrauen zusammen und betrachtete mich.

Ich fuhr mir durch die Haare, obwohl es mir egal war, wie sie lagen. Ich wollte nur für einen Moment mein Gesicht verdecken, in dem ich meine Gesichtszüge nicht unter Kontrolle hatte. „Ich denke, er hat nicht dieselben Gefühle für mich, wie ich für ihn."

„Das ist Schwachsinn", entgegnete Liam mir. „Als ich bei der Befragung dabei war... Wow. Da sprühten so viele Funken, dass ich beinahe in Flammen aufgegangen wäre." Ich biss mir auf die Unterlippe und wandte meinen Blick erneut ab. „Louis, glaube mir. Er sieht dich mit diesem Blick an, als wärst du alles was er hat. Als würdest du ihn alles Schmerz, den er je fühlen und alles Leid, dass er je erfahren musste, vergessen lassen."

Ich zog die Luft scharf ein. „Als ich das letzte Mal bei ihm war, hat er mich abgewiesen", sagte ich mit maskenhafter Miene.

Liam schnaubte. „Wie lange ist er da jetzt schon drin? 10 Jahre?" Er wartete keine Antwort hab. „Hast du schon mal dran gedacht, dass Harry in diesen Dingen vielleicht unsicher geworden ist? Das er gerne wollen würde, sich aber nicht traut?" Ich ließ mir Liams Worte durch den Kopf gegen.  „Ihr habt über den Fall gesprochen oder über dich, aber selten über ihn. In einem Hochsicherheitstrakt herrschen eigene Bestimmungen. Gefühle zu zeigen muss man sich da definitiv abgewöhnen."

Ich musterte Liams Gesicht. Hatte er Recht?

„Du weißt, dass ich recht habe", antwortete er auf meine unausgesprochene Frage. „Na los, geh. Ich will ohnehin etwas schlafen." Lächelnd zeigte er auf die Tür.

Noch während meinem Weg, der mich aus dem Krankenhaus führte, rief ich Noam an, um nicht wieder unangemeldet aufzutauchen. Doch weder Noam, noch sonst jemand beantwortete meinen Anruf. Es war ungewöhnlich. Zu Besucherzeiten war der Franzose immer hinter seinem Schalter und regelte alles mit Leichtigkeit, als würde das Gruselkarbinett ihm gehören. Doch von dieser Ruhe und Kontrolle schien in letzter Zeit nicht mehr viel übrig zu sein.

Ich entschied mich dazu, es auf dem Revier nochmals zu versuchen. So weit kam ich jedoch nicht, denn in dem Moment, als ich den Hörer in die Hand nahm, trat der Captain auf mich zu. „Bis Sergeant Payne wieder auf den Beinen ist, brauchen Sie einen neuen Partner", eröffnete er das Gespräch.

Schachmatt || LarryWhere stories live. Discover now