42- Geständnisse.

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Meine Augen brauchten einen kurzen Moment, in dem sie sich an die Dunkelheit gewöhnten. Es war ein einfacher Steinraum, der nichts bot, außer einem umgestürzten Eimer und einer Holzpritsche. Ein süßlich fauliger Geruch machte die Luft schwer und legte sich wie klebrige Flüssigkeit auf meine Haut.
Ich entließ einen tiefen Atemzug, gerade als hinter mir die Tür zufiel.

„Soll ich Euch zu Euren Gemächern begleiten?", kam Sebastians höfliche Frage. Der schwache Schein der Fackel nahm ab, als sie sich wieder in Bewegung setzten.

„Ich finde mich ausgezeichnet selbst zurecht", hörte ich noch Lady Vanna, deren Worte leiser wurden, „Ich war schließlich einmal Dame des..." Und dann waren sie fort.

Ich schlang meine Arme noch fester um mich und testete probehalber die Pritsche, bevor ich mich darauf niederließ. Jetzt hatte ich es wirklich geschafft. Eingesperrt im eigenen Palast. Und niemand würde über meine Heldentat Lieder singen.
Um mich herum wurde es stiller, bis der Mangel an Geräuschen auf meine Ohren drückte.

‚Wer würde versuchen den König umzubringen, um Caridad zu rächen?' Sebastian hatte die richtige Frage gestellt. Wer hatte zu Caridad eine so tiefe Bindung gehabt, dass er oder sie tatsächlich die Gefahren eines Königsmords auf sich nahmen? So verlockend wie die Vorstellung der zurückgelassenen Liebhaber war- keines der Mädchen, nicht einmal seine große Liebe, würden die Konsequenzen riskieren.
Es musste noch jemand anderes geben.

Ich rollte mich langsam auf der Pritsche ein, im Versuch Körperwärme zu sparen. Je nachdem wann Constantin zu dem Gespräch aufgebrochen war, würde ich eine ganze Weile hier unten festsitzen.

Und ich gedachte die Zeit zu nutzen. Nacheinander ging ich die Fakten durch, die ich über die Zeit zusammengetragen hatte. Irgendjemand aus dem Palast wusste von Caridads Kosenamen. Er war sowohl in einem flapsigen Versuch gefallen, einen Giftmord auf ihn zu schieben, als auch in seinem eigenen Todesurteil. Mein Onkel konnte es nicht gewesen sein. Er wusste weder von Caridads Kosenamen, noch hatte er Leute im Palast, die sowas hätten arrangieren können. Aber als der von einem palasteigenen Attentäter ermordet worden war, hatte Dara Sarei kalte Füße bekommen und mich aus meinem selbstgewählten Exil zurück hierher geschleift. Aus Angst die Krone könne irgendwann an Lady Vanna oder ihre Tochter fallen. Direkt bevor jemand beschloss, Constantin für seinen vermeintlichen Brudermord zur Verantwortung zu ziehen. Ebenfalls mit palasteigenen Waffen.

Mein Atem formte winzige Wolken vor meinen Lippen und ich rieb die Finger aneinander. Dieser Attentäter hatte sich nicht nur Zugriff zu der Ausrüstung der Palastwache verschafft, sondern auch den Schlüssel zurückgebracht und sich in mehreren Situationen beinahe unsichtbar bewegt. Niemand hatte ihn auf der Flucht aus dem Palast entdeckt, zwischen bald hundert Soldaten und er hatte sich ungesehen an Ker vorbei geschlichen und einen Brief an eine Tür geschossen.

Es blieb nur ein einziger Rückschluss übrig: Geister.

Mein Verstand wurde langsamer und meine Muskeln zitterten haltlos.

‚Vielleicht ist das der Unterschied. Sie würde auf jeden Fall nicht wegen eines dämlichen Attentats fliehen.', kehrte Lady Vannas Stimme zu mir zurück.

Ich war nach dem Schlafzimmerattentat überhaupt nicht geflohen. Ganz im Gegenteil ich... kam ins Stocken. Lady Vanna konnte unmöglich das erste Attentat auf mich meinen. Sie war damals gar nicht zu Hofe gewesen.

Mit den Handballen rieb ich über meine Augen. Hatte sie immer noch von Kians Mord gesprochen? Obwohl ich davon ausging, dass niemand erwartet hatte, dass der sezanische Prinz Constantins Becher stehlen würde.

...

...der vorher mein Becher gewesen war.

Ich fuhr mit so einem Ruck hoch, dass meine Muskeln schmerzten und ich in der Dunkelheit kurzzeitig die Orientierung verlor.

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Onde as histórias ganham vida. Descobre agora