41- Sprich mir nach: Wir schicken keine Assassinen.

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Er sagte es so selbstverständlich, dass mein Herz für einige Schläge hoch in meine Kehle sprang. Allein dafür wollte ich ihn küssen. Aber Senator Menhelles sprach schon wieder.
„Es tut mir leid, mein König, aber das ist nicht genug. Ihr könntet sie vielleicht als Mätresse halten."

Noch mehr Papier rascheln.
„Nein das werde ich nicht", das Kratzen eines zurückgeschobenen Stuhls auf den Steinen warnte mich vor, „Die Diskussion ist hiermit beendet."

„Aber die Mehrheit des Senats hat sich bereits darauf geeinigt! Wir können nicht die Unterstützung der Kirche riskieren. Ihr wisst genau, was mit Zirkeln passiert, die den Primus verärgern! Wir wären dem Untergang geweiht."

Constantin riss hörbar der Geduldsfaden.
„Wenn der Primus ein Problem mit der Wahl meine Königin hat, werde ich abdanken."

Mein Mund klappte auf und ich tat einen Schritt von der Tür fort. Abdanken? War das überhaupt möglich? Ich erinnerte mich spontan an keinen einzigen Fall, der mir bekannt wäre. Aber ziemlich sicher würde das eher unangenehme Konsequenzen für ihn nach sich ziehen.

Fast hätte ich die Worte des Senators verpasst.
„Aber Euer Bruder wurde niemals als König erzogen und er ist ein... ein Krüppel. Wir können niemals darauf vertrauen, dass er diesen Zirkel weise leiten würde."

Was für ein dämlicher Blödsinn. Caridads Stimmlosigkeit hatte ihn noch nie von irgendetwas abgehalten. Am allerwenigstens davon dem Rat die Meinung zu sagen.

„Das wäre kaum mein Problem. Wenn ich mich recht entsinne, zieht Abdanken die Verbannung ins Exil mit sich", erwiderte Constantin süßlich, „Ihr werdet Eure Bedenken wohl dem Primus schreiben müssen. Ich werde mich nicht scheiden lassen."

Nur zwei sehr laute Schritte gaben mir Zeit von der Tür wegzuspringen, ehe Senator Menhelles aus dem Raum stürmte. Ich wank ihm mit einem falschen Lächeln zu, doch mehr als ein Schnauben hatte er nicht für mich übrig, als er davon stampfte.

Dann eben nicht. Zögerlicher als zuvor beäugte ich die wieder halbgeschlossene Tür. Ich wollte keinen Druck mit meiner Anwesenheit auf ihn ausüben. Exil war... sagen wir es so: Exil fand nicht in einem der schöneren Zirkel statt, sondern dort, wo sonst niemand leben wollte. Aus gutem Grund. Es war keine leichtfertige Entscheidung und ich hätte sie ihm am liebsten abgenommen. Aber vielleicht sagte ich ihm das lieber.

Constantin saß am Kopfende des Tischs und hatte ein Buch vor sich aufgeschlagen. Er sah nicht einmal auf, als ich eintrat, aber seine Schultern entspannten sich sichtlich. Seine goldene, geflochtene Krone lag neben seiner Hand auf dem Tisch und reflektierte das Licht aus den Fenstern.

Ich schlenderte zu ihm hinüber und lehnte mich über sein Buch, bis er nichts mehr lesen konnte, sondern gezwungen war meine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.
„Du weißt, dass ich niemals von dir erwarten würde, dass du dich gegen die Krone und für mich entscheidest?"

Mit einem belustigten Schnauben schob er mich ein Stück zur Seite, doch seine Aufmerksamkeit war gebrochen.
„Willst du mir damit sagen, dass ich mich entscheiden darf, wie ich will, oder dass du niemals erwartet hättest, dass ich mich für dich entscheiden würde?"

Ich zog das Buch weg und setzte mich auf die Tischoberfläche vor ihm.
„Seit deiner Kindheit trägst du die Verantwortung der Krone auf deinen Schultern. Sie ist ein Teil von dir. Ich würde verstehen, wenn du nicht willst, dass all deine Opfer umsonst gewesen sind."

Mit einem Seufzen stützte Constantin seine Ellbogen links und rechts von meinen Oberschenkeln auf den Tisch und sah zu mir hoch.
„Weißt du, es ist vermutlich gar nicht so schlecht, dass wir beide ins Exil verbannt werden würden. Ich könnte mir richtig vorstellen, wie Caridads erstes Gesetz deine Vermählung an ihn wäre."

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Where stories live. Discover now