2. Kapitel - Der Schlund zur Hölle

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Das rote Monster hatte ihn erreicht. Von Nahem sah es noch viel bedrohlicher aus. Legiana-Blut troff von seinen gelblichen Fangzähnen, die jedoch längst nicht die gefährlichste Waffe des Monsters zu sein schienen: Seine Füße waren mit je zehn langen Krallen, einige von ihnen länger als Vidar gesamter Oberarm, geschmückt. Das Monster schnüffelte an Vidars Kadachi-Rüstung. 

Gerade als er dachte, ihm würde gleich der Kopf abgebissen werden, wanderte das Monster zurück zum Legiana und schleppte ihn mit sich davon.

Erst nachdem das Monster Vidars Sichtfeld verlassen hatte, traute er sich wieder zu atmen. Sein Herz hingegen hämmerte in seiner Brust schneller, als der sagenumwobene Valstrax fliegen konnte.

Eine weitere Minute verging, bevor er sich an seine Morphaxt heranzog und sie fest umklammerte. Tatsächlich taugte sie als Stütze, wie Vidar feststellte. Jetzt konnte er endlich über seine nächsten Schritte nachdenken. Auch wenn er jetzt wusste, dass er unter dem Hochland war, half ihm das nur wenig, bei seiner Suche nach einem Heimweg. Um nach Astera oder wenigstens zum Luftschiff der dritten Flotte zurückzukehren, würde er sicherlich klettern müssen. Etwas, was seine Beinverletzung ihm verbot.

Vidar schaute erneut hinauf in den grauen Himmel und fragte sich, ob vielleicht jetzt gerade jemand am Rand des Korallenhochlands stand und in den Abgrund schaute. Der Abgrund, der Vidar vom Rest der Welt verbarg.

Einer kleiner Neopteron sprang Vidar an und brachte ihn fast aus dem Gleichgewicht. Mit seiner Axt verpasste er ihm einen Hieb und sein Körper zerschellte. Hier konnte Vidar nicht bleiben. Ein kleiner Unterschlupf, den brauchte er und einen Plan, wie er aus diesem düsteren Teil der Welt kam. Er schaute sich nach einem Weg um, den er entlang wandern konnte. Leider war er in einer Art Felsenkessel gefangen. Die meisten Wege führten mittels Kletterranken nach oben. Bei seinem Bein konnte er das vergessen. 

Nach weiterem Umschauen entschied Vidar, dass es für ihn nur einen Weg gab: Den Weg, den das rote Monster eingeschlagen hatte. Für einen Augenblick zögerte er. Dieser Weg würde ihn nur tiefer hinab in das Tal führen und wer wusste schon, was ihn da erwarten würde. 

Andererseits gab es auch auf der Oberfläche Raubtiere und ein leichter Regen hatte eingesetzt. Bis jetzt waren es nur wenige Tropfen, doch das würde sich sicherlich bald ändern und zwar nicht zu Sonnenschein. Damit war es beschlossene Sache. Vidar ging in die Tiefen das Tals.

Der Weg des Monsters führte Vidar in eine Art Höhle unter dem Kessel, in dem er sich wiedergefunden hatte. Ein gelber, stinkender Nebel hing in der Luft. Anfangs ignorierte Vidar ihn einfach, auch wenn er sich mit jedem Schritt wünschte, einen anderen Weg genommen zu haben. Für eine Umkehr war es jetzt allerdings zu spät. Er hatte bereits zu viel Energie verbraucht.

Dieses Tal war so anders als der uralte Wald, die Wildturm-Ödnis und auch das Korallenhochland. Gab es in den anderen Regionen viele Pflanzen und Leben, war es hier wie ausgestorben. Überall lagen Skelette verschiedenster Monster. Einmal erkannte Vidar sogar den mächtigen Schädel eines längst verrotteten Diablos. Was hatte ihn bloß an diesen grausamen Ort gebracht? Es war, als gäbe es hier nichts als Tod und Verwesung. 

Ein Husten schüttelte Vidars Körper und brachte ihn fast zu Fall. Er brauchte ein Pause. Jetzt. Ihm war es egal, ob der nächste Fleischfresser gleich aus den Schatten sprang oder ihn erst gleich überwältigte. So oder so würde er als herzhaftes Mal enden. Wenigstens könnte Vidar mit einer Pause etwas Energie sparen.

Er setzte sich neben die Knochen des Diablos und holte seine Beutel heraus. Zwar wirkte dieser auf den ersten Blick recht klein, doch verfügte er über erstaunlich viel Platz. So viel Platz, dass Vidar zuerst nicht seine Rationen fand. 

Das kalte Fleisch war zäh und schmeckte fad, aber es war besser als nichts. Sein Magen stimmte mit einem Grummeln zu.

"Ich wünschte, ich hätte ein bisschen Astera-Jerky", murmelte er zu sich selbst, "Das schmeckt wenigstens nach was."

Monster Hunter - In den Tiefen des TalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt