Teil 6

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"Er hat ihn wirklich gepackt?", Correy schlürfte ungläubig an seinem Smoothie. Wir hatten uns spontan bei Larry's verabredet, um über den Vorfall zwischen Clay und Andrew zu sprechen.

"Ja, er hat ihn gepackt! Und wie!" Aufgeregt stocherte ich in meinem Erdbeerkuchen herum. Correy hielt sich den Zeigefinger vor den Mund, um mir zu signalisieren, dass ich nicht so schreien sollte, aber ich war viel zu aufgebracht, um leise zu reden. "Du kannst dir das gar nicht vorstellen, Correy. Clay hat auf mich eigentlich wie der Über-Macho gewirkt, aber auf einmal ist er richtig ausgerastet, bloß weil Andrew sowas gesagt hat. Ich verstehe es einfach nicht!"

Kopfschüttelnd schob ich mir eine Gabel mit Bröseln in den Mund. Der Kuchen war aufgrund meines nervösen Gehackes völlig auf dem Teller zerstreut, ebenso durcheinander wie die Gedanken in meinem Hirn. "Ich kann dir auch nicht wirklich erklären, warum Clay immer so reagiert", Correy saugte laut den letzten Rest seines Smoothies aus dem Glas.

"Immer?" Verwirrt schaufelte ich die Kuchenbrösel wieder auf einen Haufen.

"Ja, es gibt durchaus öfter solche Vorfälle."

"Es war also heute nicht das erste Mal, dass er fast einen Kumpel zusammengeschlagen hätte, weil er etwas unangebrachtes zu einer Frau gesagt hat?" Ungläubig wandte ich mich von dem Schlachtfeld auf meinem Teller ab und richtete meine Aufmerksamkeit auf Correy.

"Ja, genau. Er ist da schon seitdem ich ihn kenne sehr empfindlich gewesen", mein bester Freund zuckte die Schultern, "Irgendwie komisch, wenn man bedenkt, dass er eigentlich selbst mit den meisten in die Kiste steigt."

Ich nickte nachdenklich. Das war tatsächlich ein Paradoxon. "Sein Verhalten ist wirklich fraglich", stellte ich fest. "Naja", Correy machte sich nun endlich über seinen Kuchen her, "Es gibt aber schon Theorien, warum er so ist."

Jetzt hatte er endgültig meine Neugier geweckt. Nicht, dass ich mich für Clays Leben interessieren würde - ich wollte bloß etwas tiefer in die Materie eindringen, das konnte ja nie schaden. Vor allem nicht, um irgendwie an ihn ranzukommen und seine belämmerten Partys zu verhindern.

"Was für Theorien?", fragte ich also möglichst beiläufig klingend.

"Irgendwas mit seiner Schwester. Ging zumindest mal so rum."

"Ich dachte, er hat einen großen Bruder?", erinnerte ich mich an meinen ersten, vergeblichen Versuch zurück, ihn von seinen nächtlichen Veranstaltungen abzuhalten.

"Achso, der sitzt im Knast." Correy zuckte die Schultern, so als wäre das vollkommen normal. Vielleicht war es das hier ja auch. Meine Heimatstadt Glennville war im Gegensatz zu Bakersfield immerhin eine Provinz.

"Wie bitte? Warum denn das?"

"Das weiß auch niemand so wirklich. Wahrscheinlich hat das auch irgendwas mit seiner Schwester zu tun." Correy aß gelassen seinen Kuchen, so als wäre das Ganze in keiner Weise verwunderlich.

"Sag mal, ist dir das eigentlich alles scheißegal?"

"Nein, es ist mir nicht egal", Correy legte seine Gabel neben dem Teller ab, "Aber Clay war da schon immer irgendwie komisch und ich habe es einfach irgendwann akzeptiert. Ich habe oft genug versucht, mit ihm über seine Vergangenheit zu sprechen, aber er will mir nicht mal verraten, aus welcher Stadt er kommt. Also habe ich es irgendwann einfach sein lassen."

"Aber willst du denn nicht wissen, was es damit auf sich hat?"

"Natürlich will ich das wissen", Correy seufzte, "Aber ich muss trotzdem akzeptieren, dass es wohl einfach gewisse Themen gibt, bei denen Clay cholerisch ist. Jeder ist doch bei irgendwas empfindlich. Zum Beispiel bei Wasabi."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 26, 2023 ⏰

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