26- Ich bin dagegen. Egal gegen was.

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Ker nickte.
„Sie hat etwas in die Richtung verlauten lassen."
Er stand in der Tür, als erwarte er, jeden Moment von hier fortgerufen zu werden. Es machte mich unruhiger, als ich zugeben wollte. Vor allem da hin und wieder jemand in der grauen Bediensteten-Uniform vorbei kam und vor meinem Zimmer plötzlich deutlich schneller wurde.

Ich seufzte.
„Was hat die Königin selbst dazu gesagt?"

Kers komplette Haltung wurde mit einem Schlag verärgerter und er hatte auch keinerlei Probleme mir zu sagen wieso.
„Die werte Dame hat sich noch nicht von der Tomaten-Attacke erholt und fühlt sich nicht im Stande den Gerichtssaal zu betreten. Ihre Mutter übernimmt diese Aufgabe für die Zeit. Ihr Siegelring wurde ebenfalls noch nicht gefunden."

„Noch nicht?", ich richtete mich weiter auf. Hatte ich das erwartet?

Vier Zettel. Eine Nachricht unter meinem Kissen, dann ein Versuch, mich aus dem Palast zu locken, ein abgestempelter Befehl die Wachen abzuziehen und das letzte Schriftstück auf meinem Balkon.
‚Wärst du lieber geflohen, als du noch konntest. Hör auf zu suchen.'

Jemand war fleißiger, als es mir lieb war.
„Ist die Dienerschaft nach dem Ring befragt worden?"

„Nein", schnaubte Ker, sich in seiner unpassenden Rüstung kratzend, „Stattdessen sind alle Soldaten im Namen ihrer Mutter kollektiv bestraft worden. Kein Bier mehr, kein Wein..."

Ah. Deshalb war Ker so schlecht gelaunt. Kein Alkohol musste ihm zu schaffen machen.
„Jemand sollte sich noch einmal mit ihr unterhalten...", sagte ich langsam, meinen eigenen Gedanken nachhängend. 

„Was das betrifft: Ich bin hier, um dir offiziell zu sagen, dass du deine ‚möblierte Zelle' wieder verlassen darfst."

Diesen Moment suchte sich eine Magd aus, um versehentlich zur falschen Tür zu laufen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um über Kers Rücken hinweg schielen, ob ihre Dame sich womöglich in diesem Zimmer aufhielt und stellte Blickkontakt zu mir her. In meiner ganzen Existenz hatte ich noch nie jemanden so schnell sämtliche Farbe im Gesicht verlieren sehen. Ihr rutschte ein kleiner panischer Laut heraus, der auch Ker auf sie aufmerksam machte und mit einem Ruck drehte sie um und rannte davon.

Ich sank wieder auf dem Bett in mich zusammen.
„Vielleicht später. Ich denke dieses Mal bin ich ganz glücklich hier drinnen." Meine Finger fuhren die Kissenkordel entlang.

„Solltest du aber nicht. Du bist die Königin der Leute."

Die Überzeugung hinter diesem Satz ließ mich hochsehen. Warum hatte er eigentlich keine Angst vor mir? Oder ein bisschen ungerechtfertigten Hass? Die anderen schienen davon mehr als im Überfluss zu finden.
„Ich bezweifle, dass sie mich noch als ihre Königin wollen", ich stockte, weil die Worte mir die Kehle zuschnürten, „Ich kann nur nicht glauben, dass ich es schon wieder verbockt habe..."

„Hast du nicht", er kam zwei Schritte in den Raum hinein, stoppte jedoch, als ihm auffiel, dass er die Grenze des Anstands überschritt, „Sie brauchen nur Zeit, ihr Bild von deiner Religion zu ändern. Versteckspielen hat noch nie jemandem etwas genützt. Es ist wie mit den kranken Menschen, die-..."

Ich fühlte mich, als hätte mir jemand ohne Vorwarnung das Kissen über den Hinterkopf gezogen.
Ich hatte diese Worte schon einmal gehört. Erinnerungen fluteten meinen Verstand und verschluckten das Ende seines Satzes.
„Du kanntest Prinz Caridad?"

Mein plötzlicher Themenwechsel brachte ihn für einen kurzen Moment aus dem Kontext.
„Natürlich."

Ohhhh... Er war ja auch schon da gewesen, als ich hier gewesen war.

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Where stories live. Discover now