22- Hilfe ist Definitionssache

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Fidei Defensor Holus- Teil des Rates- war dankenswerterweise nicht anwesend. Seit unserem Zwischenfall mied er das Gelände. Dara Sarei war der Einzige, der mich mit einem Lächeln begrüßte und der Erste, der sich von seinem Stuhl erhob. „Möge immer ein Rest Himmel unter Euch sein." Die Anderen folgten seinem Beispiel und nach einer kurzen Begrüßungsrunde, in der Caridad ebenfalls ins Zimmer schlüpfte, setzten wir uns gemeinsam an den Tisch.

Meine Soldaten positionierten sich links und rechts von meinem Thron am Kopfende. Rein zeremoniell, aber ihre Gegenwart gab mir Sicherheit.

„Gut. Wenn jetzt alle anwesend sind...", begann Senator Duce seine Rede mit vorwurfsvollem Unterton und einem vielsagenden Blick zur Sonnenuhr, „...können wir uns den wichtigeren Themen des Tages widmen."

Moment. Ich setzte mich aufrechter hin.
„Ihr habt ohne mich begonnen?" Unsicher blinzelte ich erst zu Caridad und dann umso schneller zu Dara Sarei. Sicher war das ein Missverst-...

„Ihr seid zu spät gekommen", gab Duce ernst zurück, wenn nicht sogar ein kleines Bisschen trotzig. Nichts, was einem mittelalten Mann mit wachsender Stirn gut stand. Aber ich biss mir auf die Zunge. Diplomatie. Constantin übernahm bereits den hitzköpfigen Teil.

„Drei Minuten", lächelte ich schmal und gestikulierte ebenfalls zur Sonnenuhr, „Sicherlich macht es Euch keine zu großen Umstände für mich die verpassten Themen noch einmal zusammen zu fassen?"

Die Männer, meistens zwei oder drei Dekaden älter als ich, tauschten Blicke. Duce starrte mich an, als wünsche er mich zurück auf die Straßen der Hauptstadt und ein weißhaariger Senator mit Vollbart erhob sich schließlich wieder von seinem Stuhl. Er war ein alter, aus dem Dienst entlassener Ritter, der trotz seines Alters kaum an Muskeln verloren hatte.
„Natürlich Eure Majestät. Es waren keine wichtigen Themen, die für Euch von Interesse sind. Sie bedurften allein männlichem Intelle-..."

Ich legte lediglich den Kopf schief, doch es hatte denselben Effekt, als wäre ich vom Stuhl hochgefahren. Ohne den Blickkontakt zu brechen, beschwor ich den Mann, seine eigene Zunge zu verschlucken.
Jedes Thema ist für mich von Interesse, Senator Menhelles."

Dara Sarei, der bis zu diesem Zeitpunkt die Finger aneinandergepresst hatte, die Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt lächelte stolz und einige der Anwesenden tranken eilig aus ihren Teetassen.

Ich ignorierte sie, meine Augen fest auf dem Kaninchengesicht von Senator Menhelles.
Dieser wünschte sich gerade zweifelsohne, dass ihm jemand zur Seite springen würde und Pois, das jüngste Mitglied mit knapp über dreißig, kam dem nach. Er hatte glänzende schwarze Haare und ein deutlich freundlicheres Gesicht, als er wirklich war.
„Eure Majestät, wir besprachen lediglich die Formulierung eines Briefs an den Primus." Er war ein Vorbild an falscher Höflichkeit, vor der Dara Sarei mich bereits gewarnt hatte.

Ich maskierte meine eigenen rasenden Gedanken mit einem verständigen Nicken.
Briefe an den Primus? Warum bekam ich das Gefühl, dass sie diesen Brief absichtlich ohne mich hatten aufsetzen wollen? Sicherlich wartete der Pilotgleiter bereits mit gepacktem Gleiter auf seinen Absprung.
Auch Caridad sah verwirrt aus, mied jedoch meinen Blick. Die Merkwürdigkeit von eben hing immer noch zwischen uns.

Dara Sarei starrte in Gedanken versunken ebenfalls den Hirsch an.

Ich würde das alleine durchziehen müssen. Meine Hände begannen prompt zu schwitzen, auch wenn dies vermutlich das einzig kühle Zimmer im Palast war.
„Und was ist der Inhalt dieses Briefes, wenn ich fragen darf?"

Schweigen.

Auf einmal sah niemand mehr in meine Richtung, außer Senator Menhelles, der es sich zur Aufgabe machte, mich unter seinem Starren zu schmelzen.
Subtil wischte ich meine Hände am Rock ab und versuchte zurück zu starren.

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Where stories live. Discover now