11- Tue nett.

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Was ich bisher mitbekommen hatte, beschrieb sie als höfliches, zurückhaltendes Mädchen, das aus dem Hintergrund beobachtete.
Es machte Sinn, dachte ich mir auf dem Weg, Constantin brauchte ein Mädchen, das sein Temperament besänftigte. Jemand, der lieber auf den Terrassen saß und den Vögeln an den Brunnen zuschaute.

Es war ein schöner Ort, geschützt von einem bewachsenen runden Dach, das von einer Reihe Säulen getragen wurde. Rosen, gehegt und gepflegt, verströmten ihren Duft, während das gleichmäßige Plätschern der Brunnen in der schwülen Hitze Frische versprach. Von hieraus sah man auf die Berge hinaus, deren steinige Kappen aus den dichten Wäldern herausragten. Warum ich das wusste?

Einer der Soldaten hatte mir diesen Tipp gegeben und dort fand ich sie. Wie auch bei unserer ersten Begegnung trug sie ein hauchzartes, bei der Sonneneinstrahlung gefährliches, Kleid, das wie ein Wasserfall an ihrer schmalen Gestalt herunter fiel. Keine Sommersprossen. Vermutlich hatte sie in ihrem Leben noch nie einen einzigen bösartigen Gedanken gehabt.

Dies ließ sich allerdings nicht für Lady Vanna sagen, die mich leider zuerst entdeckte. Geräuschvoll erhob sie sich aus einem der geflochtenen Stühle und kam auf mich zu. Ihre Schuhe schlugen einen energischen Rhythmus auf den polierten Steinen.
„Hat der König nicht verfügt, dass Ihr Euch von uns fernhalten sollt?"

Hinter ihr hob Königin Akemira interessiert den Kopf, unternahm jedoch nichts, außer ihr Buch zur Seite zu legen. Sie sah aus wie eines dieser idyllisch stilisierten Gemälde aus Des Tempel.

Ich deutete die Sparversion eines Knickses an, wandte mich dann aber sofort an die Frau, der man nachsagte die Krone zu tragen, ohne geheiratet zu haben. Ich versuchte es mit Diplomatie und einem Lächeln.
„Wenn wir alle tun würden, was Constantin sich wünscht, würde dieser Ort im Chaos versinken." Oder sterben.

Sie fand mich nicht so witzig wie ich mich selbst. Im Gegensatz zu unserer ersten Begegnung blieb ihre Miene steinern und unberührt. Mein Auftreten überraschte sie in keiner Weise.
„Nur weil Ihr einmal auf dem Thron dieses kleinbürgerlichen Zirkels gesessen seid, glaubt nicht, dass Ihr nicht für Ungehorsam gezüchtigt werdet."

Ich blieb stehen und steckte die Hände in die Taschen meines Kleides. Oder wir waren direkt offen und unhöflich zueinander. Wie sie wollte.
„Das ist eine interessante Taktik, um Freunde zu gewinnen, Lady Vanna. Ich muss gestehen, ich hatte Sie ... vornehmer in Erinnerung."

Hinter dem breiten Rücken der Frau zuckte unsere momentane Königin zusammen. Sie gab sich ansonsten größte Mühe beschäftigt zu wirken, auch wenn sie das Buch nicht noch einmal in die Hände genommen hatte. Ihr schulterfreies, äußerst unpraktisches, Kleid verrutschte und ein widerlich blau-violetter Fleck auf ihrem Oberarm lugte unter dem Saum hervor, den sie sofort wieder hochzog.

Ich wurde steif wie ein Brett. Was war ihr denn zugestoßen?

Lady Vanna kniff die Augen zusammen, als lese sie mir meine Gedanken direkt von der Stirn ab.
„Ich bin nicht hier, um neue Freunde zu finden. Aber ich gebe Euch gerne einen Rat. Die Heirat zwischen meiner Tochter und dem König ist heilig. Ihr seid zu spät zurückgeflattert, um sie zu verhindern."

Ähhhh... was? Wieso nahm jeder einfach an, ich könne einen Gleiter steuern? War es so unwahrscheinlich, dass ich einen Ballonflieger bestochen hatte?
„Also um genau zu sein, bin ich gebracht worde-..." Ich hatte Probleme den merkwürdigen Bluterguss ihrer Tochter loszulassen. Sicherlich wusste ihre Mutter, wenn ihr etwas zugestoßen war?

„Papperlapapp. Eine sehr geschickte Finte, um das Mitleid des Volkes zu erschleichen, das gebe ich zu. Aber hättet Ihr nicht gefunden werden wollen, wärt Ihr nicht hier."

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt