Chapter 27

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Ich träume, wie Mate immer und immer wieder vor die Autos läuft. Egal wie laut ich schreie, wie ich winke, kein Ton verlässt meine Lippen, er bemerkt mich nicht. Und jedes Mal, kurz bevor er erfasst wird, dreht er sich zu mir um, sodass ich seine geweiteten Augen sehe.

„Mate!“ Ich wache auf, und merke, dass ich seinen Namen laut gerufen habe. Schwer atmend sitze ich da und sehe mich um. Das Zimmer wirkt trotz seiner weißen Wände unheimlich.

Vorsichtig stehe ich auf und husche zur Tür. Der Gang ist wie ausgestorben. So leise wie möglich husche ich los und erschauder bei den kalten Fliesen. Ich hätte wenigstens die Socken anziehen sollen.

Also hüpfe ich mehr als das ich renne die Stufen hinunter zu Mates Zimmer. Einen Moment bleibe ich vor seiner Tür stehen, um mich zu vergewissern, dass es auch wirklich sein Zimmer ist. Wer platzt schon gerne mitten in der Nacht in ein fremdes Zimmer?

Dann öffne ich vorsichtig die Tür.

Mate sieht erschrocken auf und versucht noch die Karten unter seiner Decke zu verstecken und Nico liegt auf dem Fußboden, schon halb unterm Bett.

Ich muss lachen und schlüpfe in das Zimmer.

„Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen“, seufzt Mate und entspannt sich wieder.

Leise fluchend taucht auch Nico wieder auf und setzt sich zurück auf Mates Bett.

„Darf ich hier bleiben?“, frage ich.

Mate sieht mich an und lächelt. „Klar. Konntest du nicht schlafen?“

Ich nicke und krieche zu ihm unter die Decke, wo es schön warm ist.

„Uuuaaahhh! Du hast ja Eisfüße!“ Er erschaudert. Nico grinst.

„Neue Runde, neues Glück!“ Er teilt eine neue Runde Karten aus. Während ich meine karten aufnehme runzel ich die Stirn. Sie haben das licht gedämpft und die Vorhänge zugezogen. Es ist richtig gemütlich, so gemütlich wie es in einem Krankenhaus eben sein kann.

„Spielt ihr schon die ganze Nacht?“

„So gut wie. Ich habe vorher zwei Stunden geschlafen“, antwortet Mate und grinst.

„Das zum Thema du brauchst Ruhe“, stichele ich, kann aber ein Grinsen nur mit Mühe unterdrücken.

„Du hättest die Krankenschwester vorhin hören sollen!“ Nico kichert. „Wem gehört denn dieses zweite Paar Schuhe? Sie haben doch hoffentlich keinen Besuch. Und, riecht es hier nach Erdnusschips?“

Jetzt muss ich lachen und lege die erste Karte raus, die Nico mir jedoch sofort wieder weg nimmt. Böse sehe ich ihn an.

Wir spielen weiter, irgendwann schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen ist Nico verschwunden und eine Krankenschwester bringt uns gerade beiden das Frühstück.

„He, sogar ein Ei“, stelle ich begeistert fest.

„ich dachte, wir hatten schon so lange kein Frühstücksei mehr.“ Mate macht sich über sein Frühstück her und auch ich habe großen Hunger. Das Essen ist ziemlich schnell weggeputzt.

„Und, geht es dir schon besser?“, frage ich, als ich unsere Tabletts stapel und auf den kleinen Nachttisch stelle.

Er nickt. „ich fühle mich richtig gut. Aber sie wollen mich noch zwei Tage hier behalten. Zur Sicherheit.“

„Und haben sie auch etwas über mich gesagt?“

Mate grinst. „Ja. Sie können dich sehr schwer einschätzen. Aber ungefähr noch ein Tag. Also kommst du Morgen raus.“

„Ich bring mal die Dinger runter.“ Ich stehe auf und sehe betreten auf meine bloßen Füßen.

„Du kannst meine Schuhe haben. Ich brauch sie eh nicht.“ Mate lehnt sich zurück in sein Kissen.

Ich schlüpfe in seine Schuhe und nehme die Tabletts. Seine Schuhe sind mir mindestens zwei Nummern zu groß, also wanke ich aus seinem Zimmer.

Da ich mir die Treppe in dem Aufzug nicht zumuten will schlurfe ich zum Aufzug und drücke den Knopf.

Es dauert einen Moment, dann ist er da und ich fahre nach unten.

Ich bringe die Teile weg und will gerade zurück, als mich eine Krankenschwester aufhält.

„Der Arzt will dich untersuchen, kommst du?“

Ich folge ihr in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett setzte.

Ein Mann in weißem Kittel kommt herin und sieht sich mein Ellenbogen und mein Knie an.

„Alles bestens. Morgen kannst du raus. Aber danach solltest du erst mal eine halbe Woche kein Sport machen, ok?“

Ich nicke und er geht wieder hinaus.

„Darf ich zurück zu Mate?“, frage ich die Schwester.

„Er brauch wirklich noch Ruhe. Später.“ Sie geht auch und ich bleibe allein zurück.

Gelangweilt starre ich die Wand gegenüber an und summe leise vor mich hin. Dann sehe ich aus dem Fenster und eine Weile den Bäumen zu, dann wälze ich mich hin und her.

Seufze leise und starre wieder die Wand an.

„So, später“, murmel ich und stehe auf. Ich will gerade raus, als ein Arzt vorbei kommt. Sofort schließe ich die Tür wieder und warte einen Moment.

Schließlich wage ich wieder einen Blick. Der Flur ist leer, nur ein anderer Patient verschwindet gerade in einem Zimmer.

Zufrieden haste ich los, hüpfe die Treppen hinunter, biege um die Ecke zu Mates Zimmer und stoße mit jemanden zusammen. Gerade will ich fluchend mich verdrücken, als ich Nico erkenne.

„Was machst du denn hier?“, frage ich überrascht.

„Euch besuchen.“ Er grinst und wir gehen in das Zimmer hinein.

Geheimagenten reden nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt