Only one

Gefallener Stern

Die Hexe

Alles im Leben ist von Allem abhängig. -Es ist eine universelle Regel. Auf alles anwendbar! Es ist das Tor, welches das Reich der Lebendigen mit dem Reich der Toten verbindet.
Als Akuva sich entschied in den Schneesturm zu gehen, glaubte sie in einen Kampf mit ihrem Schicksal zu gehen. Wie jedes andere irdische Wesen hatte sie keinen Schimmer von dem, was Schicksal genannt wurde. Vielleicht wäre es dann kein Fluch für sie geworden, sondern Segen.
Doch so stapfte durch den Schnee und war wild entschlossen ihren Bruder zu finden. Sie würde nicht eher in die Höhlen zurückkehren, bis sie ihn gefunden hatte. Auch, wenn es in den Höhlen so viel wärmer war und dort in den Schneewehen so bitterkalt, dass ihre Atem in der Luft zu erfrieren schien. Wie könnte sie umkehren? Was wäre sie dann für eine Schwester? Was wäre sie dann für ein Mensch?
Wie jede Inèad kannte Akuva den Tahal so gut, dass sie inmitten all des Schnees die gefährlichen Felsspalten, die Klippen und die Felsen zu verorten wusste. Sie wusste, welche Schritte sie gehen konnte und welche Pfade nicht allzu schnell zu schneiten. Sie wusste, an welchen Stellen es windgeschützer war und an welchen Stellen einen der Wind den eisigen Tod direkt ins Gesicht blies. Doch der Schneesturm erreichte gerade seinen Höhepunkt und die Welt schien vor Akuvas Augen zu verschwimmen. Sie hatte schon vieles überlebt, vielleicht auch dank ihrer Magie, aber noch nie war sie bei einem Schneesturm wie diesen außerhalb der Höhlen gewesen. Der Berg, auf dem sie sich nun befand, schien nicht der Berg zu sein, auf dem sie aufgewachsen war. Der Berg, der so gefährlich für Wesen wie sie war und dennoch wenigstens vertraut. Dieser Berg war ein fremdes wildes Monster, dass sie erst lernen musste zu bezähmen. Allerdings hatte sie nicht allzu viel Zeit. Die eisigen Zähne des Monsters gruben sich mit jeder Sekunde tiefer in Akuvas Haut.

Während sie das Gelände vor den Höhlen nach ihrem Bruder absuchte,
dachte sie darüber nach, wie viele der Inèad im Laufe ihres Lebens mindestens eiines ihrer Gliedmaßen verloren. Wie viele von dem Eis für ihr Leben markiert wurden. Ihr Augenlicht verloren, ihr Bein verloren und manchmal auch ihren Kopf verloren...
Es war nicht gerade hilfreich, dass ihr all diese Bilder zu diesem Zeitpunkt durch den Kopf schossen. In der Regel verdrängte sie die Erinnerungen an den schwarzen Tag. Die meiste Zeit gelang ihr das auch. Doch heute sah sie wieder in die Gesichter der kleinen Jungen, welche ihre Augen so weit aufgerissen hatten, als sie die weiße Wand auf sich zurollen gesehen hatten. Heute sah sie wieder die grüne Augen und dieses stets so freundliche Lächeln, welches sie nicht einen Tag nicht vermisste.

Sie wusste nicht genau, wie lange sie schon unterwegs war, doch in dieser Kälte würde sie schnell merken, wenn zu viel Zeit verstrichen war. Leider würde ea dann schon zu spät sein...
Es war etwas zutiefst Unheimliches, doch auch wenn sie nicht mehr als fünf Meter von den Eigängen der Höhlen entfernt sein konnte, so hatte sie keinen blassen Schimmer, wo sie sich gerade befand. "Flen", rief sie gegen den lauten Wind an. "Ich bin hier! Ich bin bald bei dir! Ich komme! Flen!" -Ihre Stimme wollte nicht ermüden, während sie diese drei Zeilen immer wieder rief.
Immer weiter entfernte sie sich von den Höhlen, obwohl sie mit jedem Schritt vor lieber drei Schritte zurück gemacht hätte. Doch wohin? Sie konnte nicht einmal sagen, ob ihre sich wirklich an einer Felswand entlang tasteten oder an einer just enstandenen Eiswand. -Sie wollte es ungern überprüfen...

Oberhalb von Akuva startete es zu donnern. Grelle Blitze erhellten die Nacht. Sie zuckten an dem Himmel und brachten ein wenig Licht in die Dunkelheit.
Akuva war erstaunt darüber, wie Nahe die Wolken doch dem Berg waren. Als würde sie sich mehr in ihnen befinden, anstatt das es immer noch eine Grenze zwischen der Eislandschaft und dem Berg gab.
"Flen", rief sie noch einmal aus Leibes Kräften. Sie durfte nicht einmal darpber nachdenken, was ihm in der all der Zeit schon zugestoßen sein könnte.