Kapitel 42

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Ich betrat den Raum.
Slavio saß wie immer hinter seinem Schreibtisch und deutete mir mich zu setzten. Aber ich spürte das wir nicht allein waren.

„Hast du jemanden für mich gefunden?", fragte ich direkt ohne große Begrüßung.
„Ja in der Tat.", gab Slavio kurz und knapp zurück.
Ich wartete ob noch mehr Informationen kamen, aber er sagte nichts. Er sah mir nur in die Augen und schien jede meiner Reaktionen zu beobachten.
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ich fühlte mich beobachtet.

Ich schloss für eine kurze Zeit die Augen. Hier war definitiv noch wer im Raum! Und er war nicht weit von mir entfernt.
Meine linke Hand schnellte über meine Schulter und ich packte die Person hinter mir am Arm. Im selben Moment erhob ich mich ruckartig vom Stuhl, wirbelte herum, sodass ich nun hinter der Person stand und seinen Arm auf den Rücken gedreht hatte.

Der Junge stöhnte unter Schmerzen. „Ich hab dir gesagt es ist keine gute Idee", kommentierte Slavio das ganze belustigt.
Der Junge grummele nur etwas. Ich zog an seinem Arm, sodass er sich aufrichtete. Dann zog ich ihn, etwas zu Hard das musste ich zugeben, an seinen Haaren nach hinten und zischte in sein Ohr: „Beim nächsten mal kann ich nicht dafür garantieren, dass dein Arm unversehrt bleibt!" Dann ließ ich ihn los und setzte mich wieder.

Der Junge streckte sich kurz, setzte sich dann aber neben mich. Er sah verdammt unscheinbar aus. Nicht so wie Karma oder Isaac. Er hatte hellbraune Haare welche ihm verstrubbelt im Gesicht hingen und braun-grüne Augen. Sein Klamottenstil war genauso durchschnittlich wie der Rest. Er hatte ein weißes T-Shit mit einem roten undefinierbaren Aufdruck an, darüber eine Jeansjacke und eine schwarze Hose. Als Accessoires hatte er sich ein rot kariertes Holzfällerhemd um die Hüften gebunden und ein schwarzes Lederband, mit einem Ring daran befestigt, als Kette umgehängt. Kurz gesagt, er sah wie der freundliche Junge von nebenan aus und würde in jeder Menge untergehen, so durchschnittlich war er.

„Roy, das ist L", stellte Slavio mir den Jungen vor.
Ich nickte dem Jungen kurz zu und sah dann wieder zu Slavio. „Er ist also dein bester Mann in Sachen Spionage?", fragte ich ihn und musterte wieder L, welcher inzwischen sein Handy herausgeholt hatte und gelangweilt darauf herumscrollte. Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben.
Slavio öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber L kam ihm zuvor: „Du heißt in Wirklichkeit Liam, bist 19 Jahre alt und lebst in einer Jugend Wohnung. Davor warst du in vielen verschiedenen Waisenhäusern, aber niemand wollte dich adoptieren. Deine Eltern sind verstorben als du noch ein Baby warst."
Verdutzt sah ich ihn an. „Und das weißt du alles woher?", fragte ich schließlich.
Er hob sein Handy hoch und zeigte mit seinem freien Zeigefinger darauf. „Hab ich alles gerade recherchiert.", erklärte er mit einem so gleichgültigen Ton, als wäre es das normalste auf der Welt.
Ich nickte nur kurz.

Ich bedanke mich bei Slavio und verließ dann mit L den Raum. Wir gingen in Kaitos Zimmer und ich setzte mich wie gewohnt auf meinen Sessel. L setzte sich rechts von mir in einen und sah mich nun erwartungsvoll an.

„Also. Es geht um folgende Person.", ich legte ein Bild von Naji, welches ich mir von Olivia hatte schicken lassen.
L nickte und begann wieder auf seinem Handy herum zu tippen. Keine zwei Minuten später ratterte er den halben Lebenslauf von Naji herunter: „Naji Brown. Seine Mutter kommt ursprünglich aus Japan und sein Vater aus Amerika. Er ist 20 Jahre alt und hat derzeit eine Freundin namens Olivia. Er arbeitet als Sozial Pädagoge bei der Familie Watanabe und verdient dort auch nicht gerade wenig. Er wuchs damals in eher ärmlicheren Verhältnissen auf, hat aber das Abitur geschafft und sein Studium durch viele Nebenjobs finanziert. Von seinem Gehalt legt er regelmäßig was beiseite um es seinen Eltern zu geben. Sonst noch Fragen?"
„Ja, wie findest du das ganze so schnell raus?", fragte ich mit einem ziemlich fassungslosen Gesichtsausdruck.
„Übung und die richtigen Quellen", meinte L und zuckte mit den Schultern.
Ich nickte langsam. Der Typ is echt besser als ich dachte...

„Also ich brauche einen genauen Plan über seine Woche! Ich will alles wissen! Wann er aufsteht, wann er isst, was er isst, etc.", erklärte ich L seinen Auftrag. Dieser nickte. „Also das gleiche wie immer. Na dann. Sonst noch was?", fragte er und sah mich erwartungsvoll an.
Ich schüttelte den Kopf: „Falls doch, melde ich mich."
L nickte und stand auf. „Na dann, bis dann Roy", sagte er und sprach meinen Namen auf eine ganz komische Art und Weise aus. Dann verließ er den Raum.

Komischer Typ. Aber was hatte er vorhin gesagt? Watanabe? Den Namen kenn ich doch irgendwoher... aber nur woher? ich kratzte mich am Hinterkopf. Doch mir wollte einfach nicht einfallen woher ich den Namen kannte!
„Verdammt!", fluchte ich leise und schlug mit der Faust auf mein Knie.
Naja, kann nicht so wichtig gewesen sein, sonst wäre es mir nicht entfallen. beschloss ich dann und stand auf.
Ich wollte immer noch trainieren!

Dangerous Love | BoyxBoyWhere stories live. Discover now