22. Milchkaffee, Muffins und Morddrohungen

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Was würde ich tun, wenn ein Vaterschaftstest zeigte, dass Dylan nicht der Vater von Theo war? Würde das auch heißen, dass er mich niemals betrogen hatte oder gab es da doch noch mehr? Und die andere Option: Was würde ich machen, wenn der Vaterschaftstest bestätigte, dass Dylan Jacky geschwängert hatte? Würde ich mit dieser Gewissheit klarkommen und könnte Dylan trotzdem vergeben, da mir all die glücklichen Jahre unserer Beziehung mehr Wert waren, als ein dämlicher Seitensprung? Es war einfach eine unglaubliche schwierige Entscheidung, von der so verdammt viel abhing.

"Nein, ich denke, das wird wirklich vom Ausfall des Vaterschaftstests abhängen", gab ich dann ehrlich zu.

Lucy nickte verständnisvoll. "Das kann ich verstehen. Ich will nur, dass du weißt, dass du so lange wie du möchtest bei uns willkommen bist."

"Das ist so lieb und ich weiß gar nicht, wie ich dir genug dafür danken kann", antwortete ich und merkte, wie meine Augen feucht zu glitzern begannen.

Es war nicht selbstverständlich, was Lucy und Sam gerade für mich taten und ich rechnete es ihnen sehr hoch an. Irgendwann würde ich mich für all ihre Unterstützung revanchieren.

Lucy schien zu merken, wie nahe mir das alles ging, denn sie winkte nur mit einem "Das musst du auch gar nicht, Sam und ich freuen uns wirklich sehr über dich als neuen Mitbewohner" ab und wechselte dann das Gesprächsthema, was mich sehr freute.

So quatschten wir noch eine ganze Weile, bis es draußen bereits zu dämmern begann und wir beschlossen, uns langsam mal auf den Weg zu machen. Ich hatte trotz all ihrer Abwehrversuche darauf bestanden, Lucy einzuladen und ging deshalb nach vorne zum Tresen, um zu bezahlen, während Lucy noch einmal kurz auf Toilette verschwand. Dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg nach Hause.

Dort hatte Sam bereits gekocht und auch wenn sowohl Lucy als auch ich kaum noch Hunger nach den riesigen Muffins hatten, setzten wir uns gemeinsam zum Essen.

"Habt ihr Lust, heute Abend ins Kino zu gehen? Da läuft heute eine Sneak Preview zu dem neuen Joker-Film", fragte Sam beiläufig.

Er arbeitete neben seinem Studium im Kino und kannte dementsprechend alle Special Events und durch ihn kamen wir auch immer an vergünstigte Tickets und manchmal auch Freikarten.

Lucy war sofort Feuer und Flamme und auch ich hätte große Lust, den Film zu gucken, aber da gab es noch mein schlechtes Gewissen, das mir sagte, dass ich mal wieder etwas für die Uni tun müsste, die ich in letzter Zeit deutlich vernachlässigt hatte.

"Ihr müsst wohl ohne mich gehen, ich habe noch viel Uni-Kram zu tun, aber ich wünsche euch ganz viel Spaß."

Erst versuchten Lucy und Sam mich noch zu überreden, doch so schwer es mir auch fiel, schaffte ich es, hart zu bleiben. Bestimmt tat es den beiden auch gut, mal wieder nur etwas als Paar zu unternehmen.

So verabschiedeten sie sich auch bald, nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, während ich mich mit meiner Tasche an den Schreibtisch setzte.

Ich öffnete sie und holte meinen Block heraus, dann fischte ich am Boden nach meiner Federtasche, bis ich auf etwas weiches, pelziges stieß.

Einen spitzen Schrei ausstoßend ließ ich meine Tasche auf den Boden fallen. Sie kippte um und der ganze Inhalt verteilte sich auf dem Parkett. Vorsichtig ließ ich meinen Blick darüber gleiten und dabei bleib mir plötzlich der Atem weg.

Es war, als würde mein Brustkorb komplett zugeschnürt werden und meine Atmung ging nur noch so flach, dass mir immer schwummriger vor Augen wurde. Ich war gerade definitiv dabei, zu hyperventilieren. Aber es gab niemanden, der mir in dieser Situation gerade helfen konnte, deshalb musste ich mich verdammt nochmal zusammenreißen.

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