Kirishima Eijiro ~Hin und zurück

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Alter: 8 Jahre

Beste Freunde sind etwas Tolles. Sie sind immer für einen da, man braucht sich in keinster Weise zu verstellen. Man ist ganz man selbst, wird nicht für seine Eigenarten und Besonderheiten kritisiert. Man fühlt sich wohl, und das soll für immer so bleiben.

Schon als Kind verstand ich mich mit vielen Leuten gut, ich fühlte mich mehr als wohl in meinen Bekanntenkreisen. Umso härter traf mich dieser eine Tag, an dem meine Eltern meinen besten Freund und mich von der Schule abholten. Wir waren Nachbarn, wir waren fast unzertrennlich, beinahe Seelenverwandte.

Wie immer lagen ihm seine schwarzen Haare bis kurz über die Augen. Eine kleine Narbe zierte sein Gesicht, sie war markant. Egal, wie sehr er sich veränderte, daran würde ich ihn immer erkennen. Ganz bestimmt. Doch eigentlich hatte ich immer gehofft, dass ich ihn niemals verlassen musste. Auch, wenn ich nur ein unwissendes Kind war, dass von absolut nichts eine Ahnung hatte, fühlte ich mich unfassbar wohl in seiner Nähe.

Wenn ich traurig war, machte es mich schon wieder glücklich, nur in seiner Nähe zu sein. „Gut, (F/N), verabschiede dich bitte von Eijiro." Lächelnd nickte ich und umarmte ihn fest. Mein bester Freund tat es mir gleich und schlang ebenfalls seine kurzen Arme um meinen kleinen Körper.

Plötzlich hörte ich neben uns ein Klicken, das einer Kamera. Reflexartig blickte ich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und erwischte meine Mutter dabei, wie sie Kirishima und mich fotografierte. Aufgeregt lachte ich in die Linse, die Hand des Schwarzhaarigen noch immer drückend. Das Licht der Kamera blitzte auf, als sie wiederholt ein Foto aufnahm.

Ich wusste nicht genau, was das sollte. Bisher hatte noch nie jemand ein Bild von uns beiden gemacht. Naja, man brauchte gar keins, da wir sowieso immer zusammen waren. Egal, wo, wann und warum, wir waren unzertrennlich. Das merkte man auch an der Tatsache, dass ich ihn nicht mehr loslassen wollte, nachdem ich einmal an ihm hing. „Komm, wir müssen nach Hause. Und Eijiros Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.", redete mein Vater überzeugend auf mich ein.

Widerwillig machte ich einen Schritt zurück und beobachtete Kirishima dabei, wie er zur nächsten Haustür lief. Zum Abschied winkte er mir nochmal, irgendetwas vor sich herplappernd, was ich jedoch nicht verstehen konnte. Anschließend hüpfte ich zu uns nach Hause und wartete, dass meine Eltern endlich die Tür aufschlossen. Sofort stürmte ich die Treppe hoch, um kurz darauf aus meinem Zimmerfenster zu sehen.

Wie besessen starrte ich durch die Glasscheibe, bis auf einmal ein Kopf hinter dem Fenster gegenüber von meinem hervorkam. Kichernd drückte ich mein Gesicht gegen die Scheibe, in der Hoffnung, dass ich es irgendwann schaffte, ihn auf diese Weise zu berühren. „(F/N), Essen ist fertig!" Nach einer Weile des Nicht-Blinzel-Wettbewerbes gab ich auf und lief runter in die Küche, in der meine Familie saß.

Sie schienen bedröppelt, irgendwie besorgt. „Mama, Papa, was ist los?", fragte ich mit traurigem Gesicht. Zeitgleich ließ ich meinen Blick durch die Küche gleiten. Nirgendwo stand etwas, das auch nur ansatzweise einer Mahlzeit ähnelte. Verwirrt kletterte ich auf einen der Stühle, die rund um den Esstisch verteilt waren. „Was habt ihr?", wiederholte ich mich, diesmal noch irritierter. Nun blickten sie sich gegenseitig an, nicht aber mich. Keiner von ihnen würdigte mich auch nur eines Blickes.

„Weißt du, (F/N), wir... Dein Vater hat eine neue Arbeitsstelle gefunden." „Aber das ist doch gut?" „Leider müssen wir dafür umziehen." Augenblicklich versteinerte mein Gesichtsausdruck. „Und wohin?" Ich bekam keine Antwort. „Wohin?", fragte ich etwas lauter. „Amerika." Es brauchte einen Moment, bis ich es realisierte. „K-Kann ich denn dann noch Eijiro besuchen?"

Niedergeschlagen versteckte meine Mutter ihr Gesicht in ihren Händen. Flehend betrachtete ich meinen Vater, der langsam den Kopf schüttelte. „Heute in einer Woche geht der Flug.", fügte er noch hinzu, bevor ich endgültig die Nerven verlor. Ich brach in Tränen aus, schlug mit der Stirn auf die Tischplatte und begann zu schluchzen. Wie sollte ich denn bitte ohne meinen besten Freund überleben? Ohne den Jungen, den ich lieber hatte als jeden anderen Menschen in meinem Leben.

Mha/Bnha OSOù les histoires vivent. Découvrez maintenant