96. Kapitel

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Erst als wir ins Bett gehen, bemerke ich, dass Missi mir schon vor einer ganzen Weile geschrieben hat, nachdem sie versucht hat, mich zu erreichen. Scheißdreck. In der Nachricht steht, dass ich sie anrufen soll, am besten über Video. Ich seufze und lege das Handy bei Seite; das werde ich dann morgen früh direkt machen, dann ist sie auch noch im Büro.

Nach dem Frühstück setze ich mich mit dem Laptop an den Wohnzimmertisch und rufe meine Chefin über Skype an. Es dauert einen Moment, aber dann hebt sie ab. „Guten Tag Mr. Tomlinson." Ich lächle freundlich. „Hallo Ms. Tremblay. Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, ich hatte es gestern Abend nicht mehr gesehen." entschuldige ich mich direkt, aber sie winkt ab. „Schon in Ordnung. Ich wollte mich erkundigen, wie weit sie mit ihrem Visum sind?" fragt sie dann direkt.

„Es ist so gut wie durch." antworte ich glücklich. „Ich werde hoffentlich spätestens Montag wieder ganz normal Arbeiten können." Sie nickt zufrieden. „Das ist doch schön zu hören. Mr. Morgan hat mir ihren neuen Artikel geschickt." sagt sie dann und überrascht sehe ich sie an. „Über den Prinzen?" - „Exakt. Sie haben Fotos beigelegt, die sich zeitlich mit den neuen Bildern, wo man den Prinzen auf der Yacht sieht, überschneiden." spricht sie an und ich nicke. „Ja, ich vermute, oder besser gesagt, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bilder gleichzeitig mit denen entstanden sind, die ich vor einigen Wochen schon verwendet habe. Sie sind nicht neu, nur eben erst jetzt aufgetaucht. Ich weiß von meiner Quelle, dass Prinz Harry vor kurzem erst auf den Azoren war." versichere ich ihr.

„Gut, Sie wissen ja selbst, dass Fehlmeldungen sich nicht gut machen." Ich nicke. „Natürlich, Ms Tremblay! Aber das Material, dass mir vorliegt, ist exklusiv und aktuell." bekräftige ich erneut und sie lächelt zufrieden. „Sehr gut. Sie enttäuschen mich nicht, Mr Tomlinson." - „Ich hoffe doch." erwidere ich lachend.

„Haben Sie schon herausgefunden, wo der Prinz aktuell ist? Ist er noch auf den Azoren und wenn ja, gibt es Fotos oder Berichte? Ich muss ihnen ja nicht erklären, wie das funktioniert, aber aktuell ist MiRoyl das einzige Magazin, dass weiß, dass der Prinz weder auf einer Yacht, noch in England ist. Ich möchte, dass sie herausfinden, wo er ist und was er treibt; vor der nächsten Ausgabe! Bevor alle anderen auch wissen, dass der Prinz nicht dort ist, wo ihn alle vermuten." lässt sie noch einmal deutlich werden.

„Natürlich! Wenn ich weiß, wo er ist, schreibe ich sofort weiter und lasse den Artikel Trevor sofort zukommen." versichere ich ihr, aber gerade, als sie zu einer Antwort ansetze will, höre ich ein „Schatz! Dein Visum ist da!" Ich schaue zur Seite und höre, wie die Haustür zu geht. „Sie haben ihr Visum?" fragt Miss Tremblay erfreut. „Das ging ja doch recht schnell." Ich nicke und lächle kurz in die Kamera. Ja, es ging ungewöhnlich schnell. Bevor ich mich wieder umdrehen kann, um Harry zu deuten, dass er bloß ein paar Meter weiter stehen bleiben soll, steht er schon neben mir und gibt mir den Umschlag.

„Jimmy hat es gerade abgeholt." meint er und sieht dann auf den Bildschirm. Ich schließe kurz die Augen und würde mir am liebsten gegen die Stirn schlagen, als er mich verwundert ansieht. „Ähm..." Missi sieht irritiert zu Harry. „Tut mir leid für die Störung." sage ich schnell und schiebe ihn mit beiden Händen aus dem Bild. „Verzeihung, ich wollte nicht so rein platzen." merkt Harry an, aber Miss Tremblay scheint gerade immer noch perplex zu sein.

„Das ist meine Chefin." murmle ich nur und augenblicklich sieht er mich entschuldigend an. „Oh Mist.. das wollte ich nicht. Hallo Ms.. Tremblay, richtig?" beteuert er sofort, aber jetzt ist es sowieso schon zu spät. „Mr Tomlinson..." - „Überraschung, ich habe den Prinzen gefunden. Toll oder?" sage ich trocken und fahre mir gestresst durch die Haare. „Setz dich schon." fordere ich ihn dann auf und er nimmt neben mir Platz.

„Eure Hoheit.. ich hatte nicht damit gerechnet, mit Euch sprechen zu können." sagt sie gefasst, lächelt wieder freundlich, wirft mir dann aber einen Blick zu, der nur soviel heißen kann, wie Wir-reden-später-noch. „Ich hatte nicht vor, sie zu unterbrechen, ich hatte nicht mitbekommen, dass Louis mit Ihnen spricht." entschuldigt Harry sich bei ihr. Nervös zuckt mein Bein und ich versuche mir die nächsten Worte zurecht zu legen, aber es will partout nicht klappen.

„Äh... ja, wenn Sie das Visum jetzt haben, buchen Sie sich doch bitte den nächsten Flug nach London." kommt Missi auf das vorherige Thema zurück. „Mache ich -" - „Das wird nicht nötig sein." sagt Harry gleichzeitig mit mir. Verwundert sieht sie ihn an. „Wir werden zusammen zurück fliegen." sagt Harry dann nur und sieht zu mir. „Oder hattest du etwas anderes gedacht?" Ich verdrehe die Augen. „Wohl kaum."

„Gut... ich bin mir gerade etwas unschlüssig darüber, wie ich mit der Situation umgehen soll.." gibt sie zu und ich merke, dass Harry seine Hand auf meinen Oberschenkel legt und sanft zudrückt. Wie kann er nur so ruhig bleiben? Das war so nicht geplant! Ganz und gar nicht. Ich atme tief ein und wieder aus, aber es wird nicht wirklich besser. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und kalter Schweiß breitet sich auf meinem Körper aus.

„Miss Tremblay, ich wäre ihnen wirklich sehr verbunden, wenn mein Aufenthaltsort solange unter Verschluss gehalten wird, bis wir zurück in London sind. Ebenso würde ich es Begrüßen, nicht in ihrer nächsten Ausgabe über Louis und mich zu lesen. Ich weiß natürlich, dass ich Sie damit in einen Zwiespalt bringe, jedoch biete ich ihnen dafür folgendes an; ein Interview im Palast, sobald wir zurück sind, ich werde meine Schwester fragen, ob sie bereit wäre, ebenfalls dabei zu sein. Außerdem natürlich ein Interview, sobald Louis sich dazu entschließt, unsere Beziehung an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. MiRoyl wird als aller erstes davon erfahren, gerne eine exklusive Stellungnahme von mir dazu erhalten und meinetwegen auch Fotos.

Dafür verlange ich jedoch, dass Louis weiterhin seine Tätigkeit als Journalist ausführen kann. Sobald es möglich ist, wird er zurück in die Siebte versetzt, denn vorher können wir nicht an die Öffentlichkeit. Soweit ich es mitbekommen habe, waren Sie immer sehr zufrieden mit seiner Arbeit in den letzten Wochen, das zeigt also deutlich, dass Louis die Arbeit und sein Privatleben trennen kann. Oder sehen sie dabei ein Problem?" fragt er freundlich, aber sehr selbstsicher und sein Tonfall, sein Ausdruck, sowie seine Mimik unterstreicht, dass er genau weiß, wer er ist und was er kann.

Miss Tremblay sieht mich überrascht und offensichtlich überrumpelt an. „Ähm.. ja, natürlich! Es wäre mir eine Ehre Euch zu einem Interview zu treffen. Und Ihr habt recht, Mr Tomlinsons Arbeit ist hervorragend gewesen. Ich werde keinen Artikel in Auftrag geben, bis Sie, Mr Tomlinson, dazu bereit sind." stimmt sie dem Deal zu und ich atme erleichtert aus. „Vielen Dank!" Harry sieht mich lächelnd an und streicht über meinen Oberschenkel. „Ich sagte doch, das wird schon." merkt er leise an und ich schmunzle. „Danke, Haz." antworte ich, wissend, dass ich es niemals so souverän wie er hinbekommen hätte. Ich war die ganze Zeit einfach heillos überfordert mit dieser Situation.

„Geben Sie mir nur bitte Bescheid, wenn Sie wissen, wann Sie zurück im Büro sein können." wendet Missi sich dann an mich und ich nicke. „Natürlich! Vielen Dank." Sie nickt mir zu. „Eure Hoheit. Vielen Dank." - „Gerne." antwortet er und ich lege dann auf.

Sofort springe ich wie von einer Tarantel gestochen auf und laufe einige Schritte hin und her. Harry folgt mir mit seinem Blick und nach ein paar Sekunden steht er, deutlich ruhiger als ich, auf und kommt zu mir. Er nimmt meine Hände in seine und ich bleibe stehen. Dann lässt er sie los legt stattdessen einen Arm um meine Taille. Die andere Hand legt er an meinen Hals und blickt mich lächelnd an. „Du hast es geschafft. Und du hast deinen Job noch und es ist alles gut." - „Du hast mit einem Interview dafür bezahlt." antworte ich ihm und verdrehe die Augen.

Er schmunzelt und zuckt mit den Schultern. „Na und? Das sind zehn Minuten, die ich ein paar Fragen beantworten muss. Alles gut, Louis, wirklich. Und vielleicht darfst du es ja führen, dann müssten wir nicht einmal das Bett dafür verlassen." fügt er provokant hinzu und lachend schüttle ich den Kopf. Ich glaube auch! Wenn wir zurück sind und wir bei ihm im Bett liegen, werde ich alles tun, aber ganz bestimmt kein Interview führen; dafür sind Betten nicht gemacht worden!

„Du Spinner." - „Oh, pass bloß auf, du redest mit dem Prinzen." antwortet er frech und ich grinse. Er kommt mir näher, aber trotzdem antworte ich „Na und? Du bist bei mir Zuhause und außerdem in Amerika. Selbst gewähltes Schicksal!" Er schmunzelt und zieht mich dann enger an sich heran, um mich zu küssen. Lächelnd erwidere ich diese sanfte Liebkosung und vergrabe meine Finger in seinen weichen, braunen Locken, bevor ich mich näher an ihn drücke und mir weitere Küsse klaue.

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Missi hat doch ganz gut reagiert oder nicht? Oder meint ihr, Harry hatte die Situation einfach nur sehr gut unter Kontrolle? 

Love L 

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