Sie nahm sich vor, ihm zu beweisen, wie gut seine neue Backschaft arbeitete. Außerdem kannte er Janko noch nicht. Und was war mit ihr? Wenn eine Ohrfeige oder Fußtritt mal richtig weh tat? Würde sie ebenso heftig um sich schlagen wie damals nach Haukes Fausthieb? Ihre eigene Unbeherrschtheit machte ihr Sorgen.

Ein plötzliches Rasseln und lautes Rumpeln ließ sie aufhorchen. Das Geschirr klirrte, die Pfannen schlugen mit einem Getöse gegeneinander, als wollten sie mit Kirchenglocken wetteifern, es schaukelte heftig - sie kam ins Schlittern, fast wäre sie gegen ein Regal geschleudert. Allein der Koch stand unbeweglich wie ein Fels und grinste sich eins.

„Was war denn das?", fragte sie verdattert.

„Der Anker. Er wurde gerade eingeholt", gab er Auskunft und rieb sich feixend die Hände. „Jetzt werden die Segel gesetzt und es geht lo-hos, Jungchen!"

Von oben drangen eiliges Fußgetrappel und lautes Gebrüll durch die Decke.

Da hielt es sie nicht länger und sprang auf die Füße. Den Anblick wollte sie nicht verpassen! Sie hastete zum Deck hoch. Auf dem Weg zur Reling musste sie aufpassen, dass sie nicht von hektisch umherlaufenden Matrosen über den Haufen gerannt wurde.

„Untersegel bei!", erscholl ein Ruf vom Achterdeck, nun fielen auch die unteren Segel; majestätisch rauschte die Zeelandia aus dem Kniephafen, einen wirbelnden Schaumteppich hinter sich lassend

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„Untersegel bei!", erscholl ein Ruf vom Achterdeck, nun fielen auch die unteren Segel; majestätisch rauschte die Zeelandia aus dem Kniephafen, einen wirbelnden Schaumteppich hinter sich lassend.

Wie gebannt hing Lorenas Blick an der leuchtenden Dünenkette von Amrum und dem strahlend weißen Kniepsand. Eine breite Welle hob das Schiff, die Halligen wurden sichtbar und ganz weit in der Ferne leuchtete etwas rot auf - der Kirchturm der Pellwormer Harde ... alles verschwamm langsam zu kleinen Flecken in dunkelgrüner See ...

Ade, Uthlande! Ade, Eilien und Iwe, danke für alles! , dachte sie wehmütig und erleichtert zugleich. Es war geschafft!

Für eine Weile genoss sie die Aussicht, dann wandte sie sich ab. In der Kombüse wartete die Arbeit auf sie. Doch auf dem Weg dahin schallte ihr ein Ruf entgegen: „Fünf Faden!!" Sie hielt inne. Faden?! Das war so etwas wie eine Armspanne, was wurde da gemessen? Der Ruf war vom Vorderdeck gekommen, was mochte dort vorgehen? Spontan kehrte sie wieder um und begab sich direkt zum Ort des Geschehens.

An beiden Seiten des Schiffs hatte sich eine Gruppe Matrosen postiert; jeweils der Vorderste schwang ein Seil, das am Ende mit einem Lotblei verbunden war und ließ es ins Wasser herab, bis es den Grund erreichte; dann wurde es wieder eingeholt und anhand der Länge der Schnur die Wassertiefe abgelesen. Danach klatschte das Handlot erneut ins Wasser ...

Sjard befand sich bei ihnen, wechselte ständig die Schiffsseiten und hatte offenbar die Funktion eines Lotsen übernommen. Als Amrumer kannte er sich mit den hiesigen Sandbänken bestens aus.

„Achtung! Jetzt drei Faden Wassertiefe", schrien die Matrosen.

Aussingen nennt man das", sagte eine bekannte Stimme hinter Lorena. „Dank des Lotbleis bleiben wir genau in der Fahrrinne und können den Untiefen ausweichen. Hier kommen wir nur im Zickzackkurs auf die offene See hinaus. Gerade bläst der Wind zu scharf, ich muss bestimmt gleich wieder hoch, die Segel reffen!"

🌊Der Stern des Meeres🌊*WattyWinner 2019*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt