Kaptiel 1

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Ich liege auf meinem Schlafsack und starre die Decke meines Zeltes an. Neben mir liegt Lucy, ihr ruhiges und sanftes atmen verrät mir, dass sie tief und fest schläft. Sie hält in ihren einen Arm ihren Stoffbären, das einzige was ihr von zu Hause geblieben ist und drückt ihn sanft gegen ihre Wange. Mit ihrem anderen Arm umklammert sie meinen. Vorsichtig streiche ich ihr eine strähne aus dem Gesicht, dabei rümpft sie ihre Nase und dreht sich, mit dem Rücken zu mir, um. Draußen hört man den Wind der durch die Bäume fegt und das Plätschern des Baches, der ein paar Meter von unserem Camp entfernt ist. Tom und Ben sitzen noch am Lagerfeuer. Ich höre sie darüber diskutieren wohin wir könnten, wo es sicher wäre, wo sie uns nicht finden. Bis jetzt haben sie uns nämlich früher oder später immer gefunden. Die Skelettripper.

Menschenähnliche Wesen, Bestien, wobei sie uns doch gar nicht so ähnlich sind. Sie sind ca. 2 Meter groß und sehr dünn gebaut. Ihre Haut spannt über ihre Knochen. Die Augen sind weiß und milchig, ebenso wie die Haut, welche kreidebleich, dick und widerstandsfähig ist. Stiche und Schnitte sind wirkungslos. Kugeln können ihre Haut nicht durchdringen, jedoch kann ein Gewehr sie auf Abstand halten. Die Zähne des Skelettrippers oder kurz Rippers sind lang und spitz. Ein Ripper ist der perfekte Jäger. Er kann jede kleinste Bewegung wahrnehmen und sehr gut riechen. Er bewegt sich sehr schnell und ruckartig auf allen Vieren, außerdem kann er ausgezeichnet an Wänden und Decken klettern und kommt so überall hin. Ripper wissen genau, wie sie Menschen jagen können. Er kann seine Beute perfekt nachahmen, und sogar beliebige Menschenstimmen imitieren. Die einzige Schwachstelle die sie haben ist Feuer. Es verbrennt ihre Haut und schwächt sie. Trotzdem ist es schwer einen Skelettripper zu Töten und fast unmöglich, denn sobald du auch nur einen Muskel bewegst entdecken sie dich und greifen an.

Woher ich das alles weiß? Zu Beginn des ganzen waren wir 30 Kinder und Jugendliche, jetzt sind wir nur noch 12. Jedes Mal nachdem wir uns eine neue Bleibe gesucht haben, dauert es ca. 10 bis 12 Tage, dann kommen Rin und Cheng von ihrer Erkundungstour wieder und erzählen, dass sie Spuren von Skelettrippern entdeckt haben. Danach geht alles wieder von vorne los. Sachen werden gepackt, man läuft Kilometer weit, ohne wirkliche Ahnung wo es hin geht. Manchmal laufen wir mehrere Tage hintereinander. Es ist hart aber ändern können wir es nicht. Noch nicht! Wir hoffen immer noch auf Rettung. Wie diese aussehen soll weiß keiner, aber solange wir noch atmen hoffen wir weiter. Das Feuer geht aus und Tom und Ben gehen in ihre Zelte. Charlie und Maggi haben diese Nacht wache. Ich merke wie Lucy meinen Arm drückt, in ihrem Gesicht zeichnet sich die Angst. Ich streichele ihr sanft über den Kopf und flüstere ihr behutsam zu, dass alles gut ist. Bevor wir hier waren hatte sie nie Albträume gehabt, aber wer kann es ihr verübeln. Ihr Gesicht entspannt sich wieder und sie lässt meinen Arm los. Ich lege mich in meinen Schlafsack und versuche noch etwas zu schlafen. Seit acht Tagen sind wir hier, was heißt, dass es nicht mehr lange dauert bis die Reeper uns finden und wir weiterziehen müssen. Ich werfe einen letzten Blick zu Lucy, dann zum Zelteingang, bevor ich meine Augen schließe. Erst als Lucy mich am Arm rüttelt werde ich wach. Tränen kullern ihr Gesicht hinunter. Als ich sie fragen will was los ist, hält sie mir den Mund zu und schüttelt langsam den Kopf. Sie blickt ängstlich zum Zelteingang. Ihre Bewegungen sind langsam und Vorsichtig. Auch mein Blick wandert zum Zelteingang. Etwas ist vor unserem Zelt und obwohl ihn nicht sehen kann, ist mir klar, dass es ein Ripper ist. So doof es sich jetzt auch anhört, aber in diesem Moment ist es das Beste nichts zu tun. Lucy und ich rühren keinen einzigen Muskel. Immer noch laufen ihr die Tränen. Ich würde sie gerne in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut wird. Aber die Gefahr, dass der Ripper uns sehen könnte ist einfach zu groß. Doch wie hatte er es überhaupt geschafft uns so schnell zu finden? Und warum haben Charlie und Maggie ihn nicht gesehen? Oder hat er sie etwa zuerst gesehen? Wissen die anderen schon dass ein Ripper im Camp ist? Zu viele Fragen wirren durch meinen Kopf. Aber ich kann nichts machen, außer hier zu sitzen und den Zelteingang anstarren. Plötzlich bewegt sich etwas im Zelt neben uns. Loren und Carren. Sie haben den Ripper wohl noch nicht bemerkt, aber er jetzt sie. Der Ripper krabbelt zu ihren Zelt rüber, greift jedoch nicht an. Vermutlich haben die Mädels ihn nun doch bemerkt und bleiben still sitzen. Ich überlege Fieberhaft, was ich machen kann um zu helfen. Ich schaue zu Lucy rüber, die mich ängstlich ansieht. Im Flüsterton sage ich ihr, dass sie sich langsam in die Ecke des Zelts setzen und sich nicht bewegen soll egal was passiert. Mein Plan ist simpel: Zelt aufmache und so schnell es geht weglaufen. Die Aufmerksamkeit des Skelettrippers wäre mir sicher. Zwar weiß ich nicht, ob ich es schaffe den Ripper wieder abzuhängen, aber mein Leben zu geben um elf zu retten, hörte sich in diesem Moment vernünftig an. Ich hole tief Luft, sehe ein letztes mal zu Lucy, die kopfschüttelt in der Zelt ecke sitz, die Tränen immer noch in den Augen. Doch mein Entschluss steht fest. Ich reiße den Zelteingang auf, springe aus dem Zelt und renne los. Sofort kreischt der Ripper laut los und nimmt die Verfolgung auf. Ich höre wie er rasend näher kommt. Dabei reist er sämtliche Busche und Äste mit sich, die einen riesen Lärm machen. Wenn in der Nähe noch andere Skelettripper sein sollten hab ich verloren. Wild blicke ich um mich, doch es ist ziemlich dunkel und der Wald zu dicht, um etwas zu erkennen. Mein Herz klopft so laut das ich nur noch meinen Herzschlag höre. Panik macht sich in mir breit. Meine Beine geben langsam nach und dann passiert es. Ich übersehe eine Wurzel, die vom hohen Gras bedeckt ist und falle hin. Ich rolle einen kleinen Abhang hinunter und verletze mir dabei das Bein. Als ich versuche wieder auf zu stehen, reißt mich der schmerz wieder zu Boden. Rasch drehe ich mich in die Richtung aus der die immer lauter werdenden schreie des Rippers kommen. Der Ripper erreicht den Abhang, entdeckt mich und springt mit weit aufgerissenen Maul auf mich zu.

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⏰ Last updated: Jul 28, 2019 ⏰

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