Geschichte

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Übertragung: 95%

Mein Blick wechselt vom Computerbildschirm zu der Apparatur mitten im Raum, die die Hülle des Mädchens aufrecht erhält, das ich einst geliebt habe . . .

Ich konnte mir nicht anders helfen und habe versucht dich zu vergessen, alle meine Erinnerungen zu löschen.

Mein Blick wandert über das vertraute Gesicht.

Ich konnte nicht. Weil mein Herz zu sehr um dich getrauert hat.

Mein Kopf pocht schmerzhaft. Ich hebe meine rechte Hand und lege sie auf meine Stirn.

Ich muss einfach nur so weiter leben . . . muss einfach nur Atmen . . . muss nur am Leben sein . . .

Warum kann ich das nicht?

Meine Sicht verschwimmt leicht und vor meinem Inneren Auge sehe ich sie. Sie neckt mich, stört mich bei der Arbeit, damit ich mich ihr zuwende. Dabei zieht sie einen Schmollmund den ich schon immer total niedlich fand. Ich bin glücklich.

Ich habe mir selbst gesagt das es okay ist, dass es besser für mich ist.

Wie immer laufe ich ihr direkt hinterher und lege meinen Arm um ihre Schultern. Sie tut so als würde sie weiterhin schmollen, aber schließlich schmiegt sie sich lächelnd an mich.

Ich muss nur atmen und essen um das zu ertragen.

Wir sehen uns an und sie schenkt mir allein ihr wunderschönes Lächeln.

Ich habe das Leben gewählt . . . ich will mich nicht selbst verlieren . . . will mich selbst nicht immer weiter ruinieren . . .

Die Erinnerungen enden nicht, obwohl es schon lange vorbei ist ist.

Ich traue mir selbst nicht zu dich zu vergessen.

Ich halte ihre viel zu leichte und schwache Hand in meinen; streiche sanft über ihr Gesicht, aber sie schließt ihre Augen und ihre leblose Hand entgleitet mir. Lange habe ich verzweifelt und geweint.

Jetzt sieh mich an, wie ich dich vergesse.

Vergiss mich niemals.

Lösch mich niemals aus.

Übertragung komplett

Sie öffnet ihre Augen. Die Pupillen leuchten unnatürlich auf. Ich lasse meine Hand sinken und sehe sie an.

Damals, als du mich verließt, ist mein Herz erschlafft und ich konnte das Ende sehen. Ich traf eine Entscheidung, riss dich aus meinem Herz und löschte die Bilder die wie heute vor meinem Inneren Auge vorbeiflossen.

Ich führe die noch leere Hülle auf einen Stuhl und setzte ihr eine Arte metallischen Helm auf. Eine Erfindung von mir. Jetzt, in diesem Moment, lasse ich sie die Erinnerungen sehen, die ich selbst so sehr vergessen wollte. Nervös betrachte ich die Gestalt. Ich habe Angst das nach all der Arbeit etwas schief geht. Ich kann schon fast spüren wie sich ihre Augen öffnen und sie alles sieht was wir gemeinsam erlebt haben. Zittrig trete ich noch einen kleinen Schritt an sie heran.

Einsetzen von Erinnerungen komplett.

Ich nehme ihr den Helm ab und sehe zu wie sie mit geschlossenen Augen verarbeitet was sie gesehen hat. Ich beuge mich zu ihr herunter. Als sie ihre Augen öffnet sehe ich das es funktioniert hat. Sie schaut mich einen Moment verwirrt an, im nächsten springt sie auf und schließt ihre Arme um mich. Warm und voller Leben. Langsam erwidere ich die Umarmung und drücke sie fest an mich. Etwas heißes läuft meine Wange hinunter. Weine ich?

Ich räume schnell alles auf während sie auf ihrem ehemaligen Bett sitzt und auf mich wartet. Als ich schließlich endlich zu ihr herantrete, sie anlächele und ihre Hand in meine nehme ist sie wie immer. Ich kann ihr ansehen wie sehr sie meine Zuneigung freut und unschuldig strahlt sie als hätten sich alle ihre Träume erfüllt. Als sie den Kopf auf meine Schulter legt ist alles perfekt. Doch etwas stimmt nicht. Ein Krachen schreckt mich auf und ich hebe den Kopf. Drei in schwarze Anzüge gekleidete Männer kommen auf uns zu. Ich weiß wer sie sind. Sie werden sie mir wegnehmen! Ich ziehe sie fester an mich und versuche sie beschützend hinter mich zu schieben. Aber einer der Männer überrascht mich. Er packt mich im Nacken und reißt mich von ihr fort. Kaum zu einer Bewegung fähig versuche ich einen Blick auf sie zu erhaschen. Sie hat Angst und ruft nach mir. Meine Hilflosigkeit schämt mich. Ich sollte sie beschützen können!

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sie eine Nadel in ihren Nacken stechen. Daran angeschlossen ist ein kleines Gerät. Ich weiß was das Ergebnis sein wird. Das Gesetzt erlaubt es nicht, dass ich meine Freundin mithilfe von modernen Techniken wieder erwecke. Aber das ist mir egal. Sie werden sie nicht bekommen! Als sie sie schon fortzerren wollen und sie mit Tränen in den Augen nach mir ruft reiße ich mich von meinem Bewacher los, mache die anderen beiden für ein paar Momente bewegungsunfähig und ergreife ihre Hand.

Gemeinsam laufen wir weg. Nach dem wir einen „Operationsraum" erreicht haben bleiben wir stehen. Ich sehe ihr in die Augen.

Ich habe dich wiedergesehen, habe dich weinen sehen.

Etwas ist schrecklich schief gelaufen . . . mein Herz erinnert sich noch . . . alles war wie immer.

Es gibt keinen Ort an dem ich dir entfliehen könnte.

Wenn ich dich festhalte, tut es weh . . . wenn ich dich gehen lasse, schmerzt es noch viel mehr.

Dieser Ort, an dem wir gemeinsam sind, ist tiefer als Träume in Träumen . . .

Ich weiß das wir nicht fliehen können. Langsam führe ich sie zum langen Tisch, wie man ihn bei Operationen sieht. Nur ist er breit genug, das wir uns gemeinsam darauf legen können. Wir sehen uns in die Augen. Sie weiß was ich entschieden habe und stimmt mir zu.

Zu sagen das ich dich vergessen werde, ist eine Lüge die in mir zurückbleibt. Dein Gesicht breitet sich schon wieder in meinem Herz aus . . .

Es schmerzt noch viel mehr als vorher. Ich denke ich vermisse dich nur noch mehr. Es ist noch gefährlicher . . .

Die Maschinen senken sich auf uns herab. Wir werden sterben aber für immer zusammen sein.

Als die Maschinen sich automatisch zurückziehen liegt auf dem Tisch nur noch ein metallisches Herz, das zwei sich liebende Menschen miteinander vereint.

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