Kapitel 9

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Als der Pausengong ertönte, packte mich Ava und zog mich hinter sich her auf den großen Hof. Dort stellten wir uns in eine leere Ecke.
Wir standen unter einem großen Baum, den bereits die ersten Blüten schmückten.
»Wieso wolltest du denn nicht, dass er hinter uns sitzt? Das ist doch perfekt!« Ava war fassungslos. Wenn sie in einen Jungen verliebt war, sah das so aus, dass sie sich immer in seiner Nähe befand. Wirklich immer. Es wurden keine Mühen gescheut um ihrem Romeo nah zu sein. Deshalb verstand sie meine unterdurchschnittliche Begeisterung, als sich Louis hinter uns setzen musste, gar nicht.
»Das ist Jonas' Platz.« hauchte ich. Es war mir ein wenig unangenehm, dass scheinbar nur ich Hoffnung hatte. Er würde doch bestimmt bald wieder kommen... Oder?
»Jonas ist weg! Er wird auch nicht wieder kommen. Er wollte doch schon ewig aus Nürnberg raus.« Ich nickte. Das stimmte, doch ich konnte nicht glauben, dass er einfach so verschwinden würde. Ohne mir bescheid zu sagen.
»Ich finde es ja auch schlimm, aber damit müssen wir jetzt klarkommen. Außerdem ist er aus eigenem Willen verschwunden. Ohne uns auch nur ein Wort zu sagen wohin! Ich finde nicht, dass wir ihm seinen Platz freihalten sollten. Immerhin war es doch seine Entscheidung abzuhauen!« Ava war wütend auf Jonas, das wusste ich, doch wie sehr, dessen war ich mir nie bewusst.
Tränen stiegen mir in die Augen und ich schluchzte. Ich wäre so gerne wütend auf ihn, doch ich kann es nicht. Würde er in diesen Augenblick zurück kommen, würde ich ihn sofort in meine Arme schließen. Aber so langsam wurde sogar mir bewusst, wie unrealistisch dieser Wunsch war. Jonas war weg... Und wir waren ihm nicht einmal wichtig genug, um sich bei uns zu verabschieden... Stattdessen bereitete er uns lieber Sorgen, um ihn und um seine Familie.
»Du hast ja recht...« Ich hielt meine Tränen zurück. Ich wollte nicht auf dem Schulhof meinem ehemaligen besten Freund hinterher trauern. Deshalb versuchte ich, alle Trauer zu unterdrücken. Zuhause würde ich mir dann die Augen ausheulen. Aber nicht hier. Ava zog mich in ihre Arme und strich mir sanft über das Haar.

»Jetzt gibt es einen neuen Kerl in deinem Leben! Und du willst ihn doch nicht verscheuchen, indem du noch so sehr an diesem Idioten hängst. Das ist es nicht wert.« versucht mir Ava Mut zuzureden. Es funktionierte auch.
Sie war schon immer der Meinung, dass ich in Jonas verliebt war, doch egal wie oft ich es ihr ausreden wollte, es klappte nie. Mit Jonas wollte ich nie zusammenkommen. Der Gedanke daran in zu küssen, war eklig und das nicht nur wegen seinem penetranten Gestank nach Zigaretten.
Es lag eher daran, dass er einfach nicht mein Typ war. Ich hatte noch nie etwas an "Bad Boys" gefunden, so präsentierte sich Jonas schließlich. Sie waren mir viel zu rebellisch und zu wenig verlässlich. Ich wollte mich auf meinen Partner verlassen. Außerdem wollte ich, dass er zugeben kann, wenn er mich liebte. Viele Jungs von dieser Sorte hatten damit Probleme. Wenn sie denn überhaupt liebten, meistens waren ihre Freundin nur fürs Bett gedacht. Jonas war zwar sehr treu und eher konservativ was Sex anging, doch seine gesamte Art war mir zu unnahbar. Er war kein Mensch, mit dem ich eine Zukunft planen konnte und wollte. Ich löste mich mit einem angestrengten, aber ehrlichen Lächeln von meiner besten Freundin.

»Hoffentlich denkt Louis jetzt nicht, dass ich ihn nicht leiden kann.« Das komplette Gegenteil war ja der Fall. Ava lächelte.
»Falls er das denkt, musst du den Gedanken schnell wieder aus der Welt schaffen. Lad ihn doch nach der Schule zum Eis essen ein! Da kannst du ihm ja zeigen, wie sehr du ihn wirklich magst.« schlug sie zwinkernd vor. Das war gar keine schlechte Idee. Aber ob ich den Mut zusammenbrachte, ihn zu fragen, wusste ich noch nicht. Da musste ich etwas vorsichtiger ran gehen.

Als wir wieder in die Klasse gingen, saß Louis bereits auf seinem Platz und unterhielt sich mit einigen Jungs. So wie ich es heraushörte, ging es wohl um Sport. Wahrscheinlich Fußball. Die Jungs in meiner Klasse konnten nicht genug von Fußball bekommen. Jedes Spiel ihrer Lieblingsmannschaft sahen sie sich zusammen an und bei der Weltmeisterschaft war Ausnahmestimmung. Die Noten gingen in den Keller, aber so kurz vor den Zeugnissen war es ihnen herzlich egal. Zu ihrem Glück und zur Erleichterung unserer Lehrer gab es dieses Jahr keine WM oder EM. Sie konnten sich also vollständig auf die Prüfungen konzentrieren.
»Was ist deine Lieblingsmannschaft?« fragte einer von ihnen, worauf Louis nur mit den Schultern zuckte.
»Eigentlich keine. Ich entscheide mich immer spontan für wen ich bin.« Er lächelte die anderen an. Diese wirkten für einen Moment perplex, doch dann grinsten sie ihn ebenfalls an.
»Immerhin kein Dortmunder oder Schalke!« lachten sie. Die Rivalität von Bayern München und Dortmund kam selbst hier in Nürnberg durch. Bayern eben. Dabei waren die Meisten hier nicht mal Fans dieser erfolgreichen Mannschaft. Doch der ständige Ab- und Aufstieg unserer eigenen Mannschaft hinterließ ihre Spuren.

Ich setzte mich an meinen Platz und drehte mich zu der Traube an Jungen um.
»Ich hab das Spiel gestern leider verpasst. Wer hat denn gewonnen?« fragte ich in die Runde. Das Abendessen mit Louis und seiner Mutter hielt mich davon ab, das Spiel zu verfolgen. Doch das war nicht schlimm. Immerhin konnte man hier jede Einzelheit erfahren. Obwohl es mir gar nicht so wichtig war. Fußball ließ ich meist nur nebenbei laufen. Aber das Ergebnis interessierte mich schon.
»Du hast nicht viel verpasst. 1:1 ab der 15. Minute und danach ist nichts Spannendes mehr passiert. Nicht mal richtige Torchancen.« seufzte ein großer Junge. Ein anderer nickte ihm zustimmend zu.
»Voll langweilig. Sogar die Fußballspiele von meinem kleinen Bruder sind spannender!« warf ein anderer in die Runde.
»Ich konnte es auch nicht sehen. Aber zum Glück hab ich scheinbar nicht viel verpasst.« sagte Louis und sah mich an. Unser gemeinsames Abendessen mit unseren Müttern war wohl doch interessanter.
Es war nicht überraschend. Immerhin lernte ich diesen Traumkerl kennen.

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In letzter Zeit fehlt mir leider ein wenig die Motivation und die Zeit zum Schreiben, doch ich hoffe, dass das bald besser wird und man es meinen Texten nicht zu sehr anmerkt. Sagt doch mal bescheid, wie ihr es findet. Das könnte mich wieder ein wenig motivieren ^.^

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