Kapitel 1

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Meine Mutter sah mir streng und besonders tief in die Augen.
»Isabelle! Die werden dich schon nicht auffressen!« Sie sprach von den neuen Nachbarn, die gestern in das selbe Gebäude gezogen waren. Sie hatte sich gestern mit der Frau unterhalten und wurde prompt zum Abendessen eingeladen. Mir war es unklar, wie sie so schnell alle Menschen um ihren Finger wickeln konnte. Diese Fähigkeit hatte sie mir schließlich nicht vererbt.
»Sicher? Könnte doch sein, dass sie mich danach kidnappen und Satan opfern.« Der Blick meiner Mutter verfinsterte sich. Diese Antwort war keine gute Idee. Sie mochte es nicht, wenn ich anderen Menschen etwas anhing, nicht mal im Scherz. Da war sie wirklich kleinlich. Aber was sollte ich schon tun? Ich hatte keine Lust heute noch die Wohnung zu verlassen! Und erst recht nicht, Fremde kennenzulernen!
Da ich allerdings keine andere Wahl hatte, außer sie zu begleiten, stand ich von der Couch auf und schlüpfte in meine rosa Hausschuhe. Die würden für den Hausflur schon hübsch genug sein. Zumindest hoffte ich das.
»Woher genau kennst du sie jetzt eigentlich? Die neue Nachbarin, meine ich.« fragte ich neugierig nach. Sie hatte gestern noch erwähnt, dass sie sich früher schon mal getroffen hatten. Aber ich hatte nicht nachgefragt, immerhin dachte ich nicht, dass wir bei ihnen Essen müssten.
»Aus der Schule. Sie war eine meiner engsten Freundinnen. Leider hat es sich nach unserem Abschluss im Sande verlaufen. Damals war das ein wenig schwieriger, wir hatten ja kein Whatsapp.« Ich nickte verständnisvoll. So war das also.
»Sie hat auch ein Kind in deinem Alter, einen Sohn glaube ich. Hoffentlich werdet ihr euch gut verstehen.« erklärte sie und betrat währenddessen den kalten Hausflur. Egal zu welcher Jahreszeit, dort fror man immer. Nur manchmal eben mehr oder weniger. Gerade war es ein kleines bisschen weniger. Es wurde langsam Frühling.

Ein schrilles Läuten ertönte als meine Mutter ihren Zeigefinger auf die Klingel legte. Dasselbe wie in unserer Wohnung. Es war grauenhaft laut und bohrte sich wegen seiner Tonhöhe in den Gehörgang. Kurz gesagt, überhören konnte man dieses verdammte Ding nicht. Ich hatte es oft genug versucht.
Schritte waren hinter der Holztür zu hören und nach wenigen Sekunden öffnete uns jemand die Tür. Es war eine Frau, ungefähr im selben Alter wie meine Mutter. Sie hatte allerdings hellbraune Haare, nicht wie meine Mutter. Ihre dichte Haarpracht war blond. Ein weiteres Gen, das ich nicht geerbt hatte. Doch das war nicht ganz so schlimm.
»Hallo, Millie. Schön, dass ihr es geschafft habt. Kommt rein!« Die Frau, die sich mir mit einem höflichen Händedruck als Judie vorstellte, bat uns herein. Sie ging vor und wir tapsten ihr im Gänsemarsch hinterher.
Der verführerische Duft von frischem Essen lag in der Luft. Das roch so gut! Es duftete genauso wie die Gemüsepfanne meiner Mutter. Und die war das Beste, was dieser Planet zu bieten hatte!
Judie führte uns zielgerichet in die große Küche, die unserer, bis auf die Dekoration und einige Geräte, glich.

Am Herd stand ein Junge. Hellbraunes Haar, wunderschöne Augen und ein Lächeln, dass kein Schauspieler dieser Welt kopieren könnte. Wow... Wie konnte jemand beim Kochen nur so glücklich aussehen? Und so unfassbar gut noch dazu.
»Mein Sohn, Louis. Er kocht für sein Leben gerne. Ein echtes Naturtalent. Zu meinem Glück, so kann ich mich davor drücken!« Sie grinste ihrem Sohn entgegen und er erwiderte es auf die selbe Art und Weise. Nur nicht lange. Nach kurzer Zeit lag seine Aufmerksamkeit erst auf mir, dann wieder auf meiner Mutter und anschließend wieder auf mir.
»Millie und ihre Tochter Isabelle.« Judie zeigte auf uns. Seine Augen trafen meine. Auf Louis Lippen legte sich ein freundliches Lächeln.

Ich wusste nicht genau wie mir geschah. Mein Puls raste von einem Moment auf den anderen nach oben. Es war so als könnte ich ihn hören. Hoffentlich nur ich! Mein Magen drehte sich in diesem Moment nicht nur einmal um sich selbst. Es war als würde er Karussell fahren. Kettenkarussel. Mit 160km/kmh und Rückenwind.
»Hallo.« gab er gut gelaunt von sich und legte den Kochlöffel beiseite. »Das Essen ist gleich fertig, setzt euch doch.«
Und eine schöne Stimme hatte er auch noch!

Ich war völlig unvorbereitet. In meinen pinken Plüschpantoffeln stand ich vor dem attraktivsten Jungen, den ich seit langen gesehen hatte. Ich war komplett ungeschminkt und meine Haare waren nur zu einem langweiligen Dutt zusammengebunden. Nicht gerade das was die meisten Jungs toll fanden. Doch in einer Sache war ich mir sicher.

Diesen Kerl will ich! Ihn werde ich für mich gewinnen. Ich wusste zwar noch nicht wie, doch ich würde es schaffen!


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Lasst gerne eure Meinung zum ersten Kapitel da! Das motiviert wirklich sehr! ^^

Just an ordinary Love StoryTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang