Die Rückkehr des Königs

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Es verging gerade mal ein Tag, da war ich schon wieder bei Ihm zuhause. Doch dieser eine Tag war vollgefühlt mit Tränen, Wut, Schreie in das Pokemon Kissen, zerknüdelten Taschentüchern wie nach einem Herr der Ringe Marathon und vielen vielen Naschereien (vorzugsweise Erdbeer Schokolade).
Er wolle sich mit mir aussprechen. In Ordnung, ich hatte ja nicht mehr viel zum sprechen, nachdem er mich bei jeden Satzanfang unterbrach. In diesem Moment war ich schon so kurz davor im eine ins Gesicht zu boxen so alá Fight Club. Doch dazu kam es (leider) nicht, er hatte mich wieder erfolgreich um den Finger gewickelt und wir waren wieder zusammen.
Rosarote Brille? – Check.
Bad Boy an der einen Hand? – Check.
Zuckerwatte in der anderen? – Check.
Es verging sogar ein ganzes Jahr.
Mittlerweile bin ich sogar um besagtes Jahr gealtert und war nun 17 Jahre alt. (You dont say?)
Ich schwänzte die Schule und zog schon halb bei Ihm ein (Carrie von Sex and the City hätte mir für so eine Aktion eine geklatscht, da bin ich mir sicher). Seine Eltern hatten nichts gegen meine Anwesenheit und meine waren anderweitig beschäftigt. Versteht mich nicht falsch, sie waren und sind hervorragende Eltern aber meine anderen Geschwister hatten mehr Kacke am Dampfen, als wie ich und sie brauchten sie einfach mehr und da war ja auch noch so ein grausiger Ort, namens Arbeit.
Ich brach die Schule in der 6. Klasse Gymnasium ab und wollte arbeiten. "MICH BRINGT NICHTS MEHR IN DIESES GEBÄUDE!" schrie ich meine Eltern an, die respektvoll gefragt hatten, warum ich jetzt eigentlich so dämlich bin und mit der Schule aufhöre, wo ich doch so kurz davor war, bald in die Krankenschwester Schule zu kommen (damals benötigte man nur den Abschluss der 10. Schulstufe).
Dieses Ziel war aber unerreichbar für mich geworden, weil ich einfach zu blöd für Mathematik und Geometrie war (Notiz an mich: Im nächsten Leben, nehme ich gewiss nicht den mathematischen Zweig beim Aufstieg in die Oberstufe. Du.kannst.es.einfach.nicht.) und im Italienisch Unterricht hatte ich es mir ordentlich mit meiner Professorin verscherzt, nachdem ich sie mit dem Paten (Film – Der Pate) verglichen hatte. Den Körperumfang hatte sie ja auch dafür.
Gesagt, getan. Im März hatte ich Zusage für eine Lehrstelle zur Bürokauffrau und im Februar davor, erhielt Alexander's Mutter die Diagnose Burn Out und Depressionen. DAS Ist nun der entscheidende Punkt, an dem es wirklich begann.
Da ich ja nun wirklich bei Ihnen wohnte, fiel mir auf, was alles im Haushalt zum Liegen gekommen war. Was alles für Lebensmittel fehlten. Ich wischte mal hier auf, Saugte dort und da mit dem Staubsauger. Ging das einkaufen, was gebraucht wurde. Man macht es doch gern, man will ja nur helfen. Das steigerte sich dann von Woche zu Woche, ohne das es mir bewusst auffiel. Was das ganze Chaos dann noch abgerundet hat, war Alexander's Schwester (die unterbelichteste von allen Carmen Geissen's der Welt, nur das sie zusätzlich eine ziemlich ausgeprägte Höcker Nase hatte), die im besagten März Zwillinge bekommen hatte. Sie haben selten Ihr eigenes Zuhause aufgesucht, sondern waren wirklich täglich bei 'uns' unten. In der einen Ecke stand das Gitterbett, Milchwärmer und Portionierer, wirklich ALLES hatten wir da. Und wer hat sich dann noch nebenbei um Zwillinge gekümmert? Richtig, die kleine Little Miss Sunshine mit Ihren sweet 17. Das Leben glich, wie der TV Soap 'Eine himmlische Familie' nur das hier die Mutter schwere Depressionen hatte und alles über sich ergehen hat lassen, der Vater täglich nur am Arbeiten war, sei es jetzt Arbeit oder am Haus, der Mann der Schwester meines Freundes (kommt Ihr noch mit?) jeden Tag bekifft war, die Schwester ständig woanders war, nur nicht dort wo sie sein sollte und mein lieber, schnuckeliger Alex nur blöd neben mir stand und mich ansah, als wäre Ich seine persönliche Putzfrau. Und das Beste an dem ganzen Tohuwabohu, wo man sich nur an die Stirn greifen will: Ich wusste, ich müsse mir das nicht antun und ich wusste, ich kann jederzeit gehen, aber ich hab mich selbst immer wieder davon abgehalten. Sätze wie "Ist ja gar nicht so schlimm" oder "So geht es doch jedem Mal" wurden normal und beruhigten mich. Nur an dem ganzen war rein gar nichts normal. Mädel, wach auf, du bist 17 und hast dir selbst so ein beschissenes Kreuz auferlegt! Geh. GEH!
Doch dann, wir sind mittlerweile im Juli angekommen, den Haushalt für 8 Leute zu schupfen, war wie Nudeln al dente kochen. Irgendwie ging es halt. Doch dann entschied sich der harte Bad Boy mitten auf einer Feier mit mir Schluss zu machen. Vor Publikum. Und wiedermal, war meine Welt zerrüttet.

"Die Nacht verändert viele Gedanken."
>Der Herr der Ringe – die Rückkehr des Königs / 2003<

Eine Schachtel PralinenWhere stories live. Discover now