Interview mit einem Vampir

3 0 0
                                    

"Und was treibst du heute noch?" fragte mich mein Freund. HALLO, dein fester Freund schreibt dir und du hast nichts Besseres zu tun, als Ihn knallhart anzulügen. Ja in dem war ich verdammt gut. Fragte man mich irgendwas, ich hatte sofort eine glaubwürdige Lüge parat. Es war erstaunlich und furchterregend zugleich.
"Nichts, lieg im Bett und schau fern." Heute wünsch ich meinem Vergangenheits-Ich in einer anderen Dimension, das Ihr just in diesem Moment eine schöne lange Pinocchio Nase wächst, sodass sie sich so in Grund und Boden schämt und die Sache wäre erledigt. Kein Alexander, keine Lügen. Aber somit war das ganze auch schon wieder für mich abgetan. Mir fiel gar nicht auf, wie sehr ich mich in diesem Moment veränderte. Ich hab so eine Art immer verabscheut und doch, war auch ich so geworden. Danke rosarote Acht Dioptrien Brille.
Nach einiger Zeit im Schwelgen der Erinnerungen mit C., wandte ich mich mal genau Alexander zu. Ich bin, auf gut Wienerisch gesagt, noch nie wirklich auf die Pappn gefallen, so auch nicht in diesem Moment. Wir redeten und lachten, C. machte derweil einen auf DJ und lehnte das Trinken ab. Ich dachte mir nur, für was bist du dann überhaupt hergekommen?
Alexander war dermaßen charmant und wusste genau, welche Knöpfe er drücken musste, damit ich anspringe. Und was tat Ich? Kichern und allen zustimmen was er sagte, wie ein kleines Mädchen das alle Zugeständnisse machen würde, nur damit es an seine Zuckerwatte kommt. Ich war so naiv, ich würde mich am liebsten dafür blau schlagen.
Der Abend verlief weiterhin relativ spaßig. Relativ deshalb, da Alexander und Ich ja unseren Spaß hatten, nur C. war das 5. Rad am Wagen und ging dann sogar bald wieder nachhause. Nur Alexander blieb und Ihr wisst was das bedeutet. Warum, warum, warum? Frag ich mich heute, aber wie oben erwähnt: Jugendlicher Leichtsinn ist einfach die BESTE Ausrede. Ich dachte einfach nicht an Konsequenzen. Ein paar Tage vergingen, ich machte mit Daniel Schluss (Daniel, solltest du das lesen, es tut mir immer noch von Herzen leid, dass ich so eine minderbemittelte Kuh war) und kam natürlich mit Alexander zusammen. Und für was? Nur damit er mich 3 Monate danach mit einer Schulfreundin von mir betrogen hatte? DAS IST KARMA, würde Leonidas, der Feldherr Spartas, meinem damaligen Ich ins Gesicht schreien. (Ich vermutlich mir selber auch).
Die Geschichte wie ich rausfand, dass er mich betrogen hatte, ist so witzig, die kann ich euch nicht vorenthalten. Er war mit C. und 2 Freundinnen Abends unterwegs und ich war einfach ein großes eifersüchtiges Lulu. Ich konnte deswegen nicht mal Schlafen (!) aber ich hab die Nacht durchgehalten, Harry Potter Marathon rein und nebenbei habe Ich Informationen eingeholt wo es ging, nur damit ich weiß, was sie treiben und wo sie sind. Da hätten sogar Inspektor Mulder und Scully noch was lernen können. Die Nacht verging und ich stand morgens bereits vor seinem Haustor. (Ja, ich war echt ein Hardcore Girl). Er kam raus, machte mir auf, wir redeten und Ich blickte kurz auf mein Handy. 5 Neue Nachrichten von meiner Schulkollegin mit denen die beiden unterwegs waren. "Es tut mir so unglaublich leid, was ich getan habe..." Ich kannte mich null aus. Dreht die jetzt durch? Ich sah Alex in die Augen. Dann sah ich Ihm genauer in die Augen und mein Blick wanderte langsam seinem Hals runter. Ich starrte Ihn so intensiv an, man hätte glauben können, Ich aktiviere den Röntgenblick. Und da war er! Ein richtig geiler Knutschfleck! Das erklärt auch die Nachricht von Ihr. Ich warf Ihn ein kühles "Wenn du mich schon bescheißt, mach es wenigstens nicht so auffällig." hin, schimpfte Ihn in allen möglichen Sprachen die Ich kannte (Hallo, Tourette) und ging.
Lauf Forrest, lauf! - Kam mir in den Sinn, denn genauso wie er, fühlte ich mich. Gedemütigt und verletzt, für nichts und wieder nichts. Und da fragte ich mich, wie so oft in meinem Leben, Wieso Ich?*

"Es gab keine Antworten, weil du die falschen Fragen gestellt hast!"
>Interview mit einem Vampir / 1994<


*Fußnote: Das war mein erster richtiger Herzschmerz und ich dachte wirklich, die Welt geht unter und ich könnte nicht mehr weiterleben ohne Ihn. Deshalb ein bisschen Nachsicht über diesen dramatischen Einsatz, auch ich musste beim Schreiben schmunzeln.

Eine Schachtel PralinenWhere stories live. Discover now