Royal Affairs | Abgeschlossen

Chapter 6

"Ellen, würdest du uns allein lassen?"
Während ich Masons Frage mit "Nein" beantworte, sagt Ellen "Ja." Ich schaue sie böse an und schüttle verzweifelt den Kopf. Lass mich nicht mit ihm alleine, versuche ich ihr mitzuteilen, aber es hilft nicht. Sie steht auf, drückt mich und verlässt den Raum.

Das ist nicht gut. Der Alkohol wirkt und da ich so selten welchen trinke, vor allem keinen Wein, sehe ich jetzt schon alles verschwommen.

Ich lasse geräuschvoll den Atem aus meiner Lunge entweichen und lenke meine Aufmerksamkeit auf das Glas in meiner Hand. Ich trinke es aus und greife nach der Flasche. Aber sie steht nicht mehr da, wo sie vor einer Minute stand. Grimmig schaue ich die schwarzen Turnschuhe an, die Schuld an dem Verlust meiner Erlösung sind.

"Len." Oha, Gänsehaut. Der Spitzname gefällt mir definitiv viel besser. Seine Knie nähern sich mir und plötzlich schwebt sein irrwitzig schönes Gesicht vor mir. Verträumt fahre ich die Konturen seiner vollen rosa Lippen nach und lege den Kopf schräg.

Mein Blick wandert weiter und als ich ihm in die Augen schaue, hat er seinen Blick auf mein Dekolleté gerichtet. Aha erwischt! Um seine Mundwinkel spielt ein leichtes Lächeln und ich streiche mir benommen meine Haare nach hinten.

"Stimmt." Seine dunkle, kehlige Stimme geht mir durch Mark und Bein und ich lasse sie einfach auf mich wirken, ohne den Sinn zu hinterfragen. "Du weißt nicht, dass du das gerade laut ausgesprochen hast oder?"

Verdattert hebe ich den Blick, der bis gerade noch zufrieden auf seiner Brust geruht hat. Ich ziehe fragend eine Augenbraue in die Höhe und verschränke die Arme vor der Brust.

"Du hast 'aha erwischt' geflüstert." Er grinst, wie immer, und mir fällt die Kinnlade runter. Dann schüttle ich entsetzt meinen Kopf. "Ausgeschlossen!" Ich setze mich gerade hin und ziehe die Beine an die Brust. Len, bleib cool!

Er kniet noch immer vor mir und deshalb sind wir fast auf Augenhöhe.
"Etwas an dir, hat sich tatsächlich nicht geändert. Du bist genauso stur wie als elfjährige. Vielleicht bist du jetzt sogar noch schlimmer." Nachdenklich gleitet sein Blick über meinen Körper und alles beginnt zu kribbeln.

Hmpf. "Vielleicht bist du jetzt noch schlimmer", äffe ich ihn nach und er schaut mich total schockiert an. Oh Gott nein, wie peinlich. Hör auf dich wie ein kleines Kind aufzuführen. Doch dann bricht er in schallendes Gelächter aus. Mist, das ist auch nicht besser.

Vorallem deshalb nicht, weil mir ganz warm wird und ich den merkwürdigen Impuls verspüre über seine Wange zu streichen. Nicht gut!

Aber etwas macht mich stutztig. "Du glaubst es hat dich alles geändert, außer das ich noch immer stur bin?"
"Naja, deine Haarfarbe, deine Ausdrucksweise, dein Verhalten und manchmal habe ich das Gefühl, du magst mich nicht einmal mehr." Und mein Gott, mein Herz, er sieht so traurig aus und einer plötzlichen Eingebung folgend, schlinge ich meine Arme, wie eine Kletterpflanze um ihn.

Überrumpelt durch meine plötzliche Bewegung geraten wir ins Wanken und verlieren schließlich komplett das Gleichgewicht. Ich lande auf seinem rechten Oberschenkel und sein Oberkörper landet auf mir. Für einen Moment bleibt mir die Luft weg, aber das liegt keineswegs daran, dass ich nicht atmen könnte, sondern an der Tatsache, dass er halb auf mir liegt.

Auch wenn die Position für uns beide, mehr als unbequem ist, macht keiner Anstalten sich vom Anderen zu lösen. Mein rechter Arm ist unter seiner Schulter eingeklemmt und fängt langsam an zu kribbeln, weil die Blutzufuhr unterbrochen ist. Der Linke liegt auf seinem Rücken und ich muss mich sehr anstrengen, um ihn davon abzuhalten, selbstständig auf Wanderung zu gehen.