2. 2. - Das nächste Jahr konnte ein Spaß oder ein Albtraum werden

13 4 0
                                    

Riley

Das Wohnheim war so großzügig gebaut, wie es von außen vermuten ließ. Vom großen Eingangsbereich führte rechts eine Treppe nach oben zu den anderen Stockwerken. Links befand sich ein kleiner Aufzug für zwei Personen. Die Böden waren mit alten, dunklen Parkett ausgestattet, die Wände cremeweiß gestrichen und ein großer, offener Aufenthaltsraum auf der linken Seite lud zum Verweilen ein. Eine Wand war mit hohen Regalen voller Bücher gesäumt. Neben der Bibliothek standen diverse Musikinstrumente, eine schwarze Ledercouch und zwei bequeme Sessel mit passendem Couchtisch aus dunklem Glas. Dazwischen lagen mehrere farbige Sandsäcke auf einem dunkelgrauen Teppich. An den Decken waren drei gut sichtbare Kameras platziert, die jeden abschrecken würden, der auf die Idee kam, hier etwas zu klauen.

„Nett", murmelte ich mit einem anerkennenden Pfiff. Die modernen Instrumente ergaben zusammen mit den gediegenen Bücherregalen aus Kirschholz einen interessanten Mix, bei dem man sich sofort wohl fühlte. Ich hatte noch nicht einmal mein Zimmer gesehen, schon liebte ich dieses Haus. Ich würde sogar im Eingangsbereich schlafen oder unter der Treppe hausen, wenn ich nur hierbleiben konnte. Zum Glück war das Dank Grace nicht nötig und wieder einmal wurde mir klar, die beste Schwester überhaupt zu haben.

Die ganze Führung im Untergeschoss dauerte keine zehn Minuten, da Summer es eilig zu haben schien, mir die anderen Mitbewohner vorzustellen. „Nachher zeige ich dir das oberste Stockwerk mit deinem Zimmer. Grace und ich werden im zweiten Stock sein, gemeinsam mit den anderen Mädels. Das Erdgeschoß, Stockwerk eins und zwei sind für die Mädchen. In drei, vier und fünf sind die Jungs untergebracht. Wir haben zwar nicht viele Regeln, aber Jungs und Mädchen müssen laut Verwaltung offiziell immer noch getrennt schlafen. Totaler Humbug. Verstehst du diese Regeln?"

„Absolut nicht", versicherte ich ihr schnell, obwohl mir ziemlich schnuppe war, wer mit wem ein Zimmer teilte. Generell kam ich mit allen ganz gut zurecht, egal ob Männlein oder Weiblein. „Danke noch mal, dass ich hier pennen darf. Es ist echt toll."

„Papperlapapp, du bist Grace's Bruder und damit gehörst du so gut wie zur Familie", beschwichtigte mich Summer und hakte sich bei mir unter. „So, und jetzt lass mich dir den Rest der Truppe vorstellen! Auf geht's."

Die Uni hatte einen Sport und Kunstschwerpunkt, daher waren viele Studenten dieser beiden Gruppen vertreten. Da Summer und Grace beide in der Band sangen, während Summer gleichzeitig Gitarre spielte, fehlten noch die anderen Instrumente. Wie zum Beispiel das Schlagzeug, das Fynn spielte. Ein witziger Typ mit braunen Rastazöpfen und dunkler Nerdbrille. Er begrüßte mich mit einem Fist Bump und bot mir einen Lutscher an, der nach Cola schmeckte. Am Keyboard stand ein Mädchen mit hellbraunen Haaren namens Josephine, kurz Joey genannt, welche kurz meine Hand schüttelte. Der Bass wurde von Esther gespielt, eine Austauschstudentin aus Deutschland. Im Background sangen das Geschwisterpaar Mary und Olsen, beide mit rötlichem Haar. Falls sich Grace vorstellte, mich ebenfalls in die Band zu stecken, um einen auf Trapp Familie zu machen, konnte sie das knicken. Ich hatte viele Talente, zu singen gehört nicht dazu.

Neben den Leuten aus der Band, gab es zwei Mädchen aus dem Fußballteam, die Lorelai und Kenzie hießen. Beide brünett und mit einem netten Lächeln. Außerdem waren es aus der Fraktion der Sportler Dexter, Brian und Chloe. Der blonde Brian und die schwarzhaarige Chloe mit Bob waren Fußballer und dementsprechend schlank gebaut - Chloe im Frauenteam, Brian im Männerteam. Dexter hingegen war ein stämmiger Kerl mit dunkelbraunen Locken aus dem Football-Team, der nicht viel redete, mir aber freundlich zunickte. Summer erzählte gerade, dass ihr Cousin Sean erst nächstes Semester zurück an das College kommen würde, nachdem er sich eine Auszeit für eine Europa- und Asienreise genommen hatte. Der letzte Typ aus Summers engerem Freundeskreis, war Jason. Während Summer über Sean sprach, eilte Jason die Treppe nach unten. Ich versuchte nicht in seine Richtung zu blicken und mich auf Summers Erzählung zu konzentrieren, aber es fiel mir schwer. Schlechtes Gewissen und Neugierde kämpften um die Oberhand.

Dein. Lautes. SchweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt