Prolog

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,,Es tut mir leid, aber er ist gestorben.''

Meine Haut ist eiskalt. Mein Herz fällt in tausend Stücke. Ich bin wütend. Mein Vater war weg und kommt niemals wieder. Ich sehe auf meine Finger und unterdrücke meine Tränen. Nun bin ich alleine. Meine Mutter ist vor Jahren weggegangen. In eine komplett andere Stadt. Einen reichen Schnösel hatte sie geheiratet und ich habe nun niemanden.

,,Muss ich irgendwas unterschreiben?'' ,frage ich die Ärztin und sie schüttelt den Kopf.

,,Sie können aber gerne noch bleiben.''

,,Ich möchte ihn sehen.'' ,klar klingt es komisch, aber ich muss mich vergewissern, dass er wirklich weg ist und mich zurückgelassen hat. Der Mann, der für mich alles war. Er hat meine Kindheit geprägt und mich durch alles begleitet. Alles was ich jetzt bin wurde von ihm erschaffen. Und nun? Jetzt bin ich auf mich allein gestellt und ich weiß nicht wie ich das schaffen soll.

,,Kommen Sie mit, ich bringe Sie zu ihm.'' ,ich folge ihr und es fühlt sich an, als hätte ich Blei an meinen Füßen.

Wir gehen den langen Flur entlang. Viele Kranke Menschen liegen hier und Familien die diese Menschen besuchen. Es wird geweint, gelacht und viel geredet. Zwei Kinder rennen im Flur herum und lachen. Ich beobachte die Umgebung und fühle mich einfach leer. Diese leere bringt mich komplett durcheinander. Ich bin vollkommen durch den Wind und jeder meiner Schritte fühlte sich an als würde ich einen Marathon laufen. Es strengt mich an.

Wir kommen am Fahrstuhl an und die Türen öffnen sich sofort als die Ärztin, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, den Knopf betätigt. Sie drückt den Knopf mit der Nummer -1. Es fühlt sich an als würden wir eine Ewigkeit im Fahrstuhl stehen. Ich weiß nun nicht mehr ob ich ihn wirklich sehen möchte, aber irgendwie kann ich auch nicht anders. Irgendwie muss ich es glauben.

Wir kommen an. Alles klar.

Wir gehen den endlos langen Flur entlang. Hier unten war es kalt und ich sehe auf ein Schild. ‚Pathologie'. Ich denke mal, wir sind richtig.

,,Kommen sie, hier liegt er. Ich lasse sie alleine.'' ,die Ärztin führt mich durch eine Tür und ich gehe mit kurzem zögern rein.

Nun werde ich erfahren ob es wirklich mein Vater ist. Bitte nicht.

Ich hoffe so sehr, dass dort ein Fremder liegt. Ich kann noch nicht hinsehen und gehe fast Blind zu diesem Tisch. Ich atme tief ein und beiße mir vor angst auf die Unterlippe. Ich traue mich nicht die Augen zu öffnen und halte mir die Hände vor mein Gesicht. Komm schon jetzt mach dir Augen auf, Josie!

Ich öffne die Augen. Ich sehe auf den leblosen Körper vor mir. Ich atme schwer ein und aus und schüttele den Kopf.

,,Niemals.'' ,krächze ich.

Ich sehe in das Gesicht meines Vaters.
,,Warum tust du mir das an, warum lässt du mich allein?''

Ich fange an zu weinen. Mein schluchzen hallt durch den großen Raum wie ein kleines Echo. Meine Luft bleibt weg und ich gehe zu Boden. Ich kann es nicht einfach so hinnehmen, dass er für immer fort ist. Ich kann und will es einfach nicht. Mein weinen wird immer lauter und jämmerlicher. Ich versuche mich zu beruhigen aber irgendwie schaffe ich das nicht. Ich will mein Leben nicht alleine leben und weiß nicht womit ich das verdient habe. Ist es das, was das Schicksal für mich bereithält? Der Tod von dem Menschen, den ich nie verlieren möchte? Ich kann es nicht akzeptieren. Mein Vater hat immer zu mir gesagt, dass alles was passiert eine Aufgabe ist die ich zu bewältigen habe und dass immer etwas gutes dabei rauskommt. Doch was? Was kommt bitte mit dem Tod meines Vaters gutes bei raus? Nichts. Einfach nichts.

Ich beruhige mich langsam und stelle mich wieder hin.

,,Papa, es tut mir leid. Ich versuche es, doch ich kann nichts versprechen.'' ,im Kopf hörte ich nur die Worte meines Vaters mit ‚Werf die Flinte nicht ins Korn, Josie!' Das hat er immer zu mir gesagt wenn ich nicht mehr weiter wusste.

,,Ich hab dich lieb Papa.'' ,mit diesen Worten wende ich mich ab und gehe wieder aus der Halle raus. 

'Die Hoffnung bleibt, während das Schicksal trifft'Where stories live. Discover now