No Future

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Regentropfen klatschen mir ins Gesicht.
Schnellen Schrittes bahne ich mir den Weg durch die Straßen von L.A. bis ich an der Straßenecke beim Rainbow ankomme. Wo ist dieser Wichser?! Schweiß vermischt sich auf meiner Stirn mit den Regentropfen. Meine Hände beginnen zu zittern.
Nervös gehe ich die dunkle Seitenstraße entlang und schaue hektisch jeder Person ins Gesicht die mir entgegen kommt. WO IST DER PENNER?!?
An einer Hauswand lehnen drei Groupies, die nur darauf warten, dass irgendein Musiker um die Ecke kommt und es ihnen besorgt. Mit abfälligen Blicken sehen sie mich an. "Was glotzt ihr so blöd?", schreie ich sie an, völlig außer Atem. Gleich fall ich um. Gleich ist es soweit, gleich geht es mir wie Jenny und ich liege sechs Füße tiefer...
An der nächsten Kreuzung angekommen bleibe ich stehen, stütze mich mit meinen Händen auf den Knien ab und starre auf den Boden. Keuchend betrachte ich mein Spiegelbild in der Pfütze. Fuck, seh ich scheiße aus. Das kann doch unmöglich ICH sein! Wie zur Hölle bin ich hier gelandet? Ungläubig, dass das wirklich ich in der Pfütze bin streiche ich mir über die Wange. Tatsächlich. Schnell richte ich mich auf. Zu schnell. Mich haut es rückwärts auf den Boden. Der Kopf dröhnt und als ich langsam wieder aufstehe wird mir fast schwarz vor Augen. Was ist nur aus Dir geworden... Orientierungslos schaue ich mich um. Nach links, nach rechts... Halt! Ist das nicht?
So schnell meine Füße mich noch tragen können renne ich auf die Gestalt zu, die in aller Seelenruhe im Laternenschein an eben dieser lehnt. "Schnell!", schreie ich "Ich brauch was!".  "Alter, spinnst du eigentlich?", ohne auf eine Antwort zu warten schlägt er mir mit seiner Hand ins Gesicht. "Die Cops sind doch unterwegs, wenn die etwas mitbekommen!" Etwas leiser nuschel ich noch ein "Ey, sorry Chris, aber ich schieb schon voll den Affen... Check mal H, ich hab auch die Kohle" Ungeduldig wie ein Kind verlager ich mein Gewicht von dem einen auf das andere Bein während mein Gegenüber das Zeug aus seinen Taschen kramt. "Sag mal, woher hast du eigentlich die Kohle? Gehst du anschaffen?" Ich halte in der Bewegung inne. Hat er das gerade echt gefragt? ICH und anschaffen? Ich balle meine Hände zu Fäusten, doch bevor ich zuschlage besinne ich mich und fahre ihn stattdessen an: "Es geht dich einen Scheißdreck an woher die Kohle kommt! Was denkst du überhaupt wer du bist?! Dass du es überhaupt wagst mich sowas zu fragen! Wer hat dich denn aus dem Knast geholt, hm? Und das ist der Dank, du Penner!". Abwehrend hebt er die Hände: "Es war nicht so gemeint, sorry!" So ein Bastard, natürlich hast du es so gemeint! Ich atme tief ein und aus. Das ist es nicht wert, reg Dich nicht auf. "Hast du's bald?", frage ich stattdessen und suche in der Innentasche meiner Lederjacke nach dem Geld. "Ja, reg dich ab. Hier hast du es. Aber bitte hör endlich auf mit der Scheiße.". "Ja, ja, mach ich!", ich schnappe mir das Zeug, knalle ihm das Geld in die Hand, nuschle ein schnelles "Danke und bis dann" und laufe zügig den Weg, den ich gekommen bin zurück. Die Groupies stehen noch an der selben Stelle, haben aber schon einen jungen möchtegern Rockstar an der Angel. Die blonde in der Mitte erkennt mich und kreischt in meine Richtung: "Schaut mal, die hässliche Fixerin von vorhin!". "Schau lieber mal auf den Ausweis deiner Beute, nicht, dass du dich strafbar machst!", schreie ich zurück und erreiche erschöpft den Eingang des Rainbow.
Mit zitternden Knien eile ich zu den Toiletten. Ich schiebe einen jungen Kerl zur Seite, der wohl gerade auf seinem ersten Trip ist und stoße die Türe auf. Vorbei an einer fetten Schlampe, die den Schwanz eines breiten Typen lutscht, der in das Waschbecken kotzt. Immerhin bin ich nicht so arm dran wie die. Ich betrete die letzte Kabine, schließe die Tür und lasse mich erschöpft auf den geschlossenen Klodeckel fallen. Panisch krame ich mein Besteck aus der Jackentasche und keine Minute später ist die Spritze fertig. Jacke weg, Arm abbinden. Mit dem Stofffetzen zwischen den Zähnen, um die Ader besser abzubinden setze ich die Nadelspitze an die zerstochene Armbeuge. Eins, zwei, drei... Mit Kraft ramme ich die Nadel in die Ader, ziehe kurz an und drücke den vollen Schuss ins Blut. Mir wird schwarz vor Augen und ich spüre wie ich unsanft von dem Klo rutsche und auf dem kalten Fliesenboden lande. Danach: Stille.

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