Ich schließe die Augen und atme tief durch. Genieße die letzten Sekunden! Du weißt nicht, wann du das wiederhaben wirst! Flüstert mir eine Stimme in meinem Kopf zu. Sie hat Recht. Ich weiß wirklich nicht, wann ich das alles wiederhaben werde. Also öffne ich die Augen und ziehe ich alles wie ein Schwamm in mir auf, um bloß nichts zu vergessen und lächle, obwohl das gegen die Regeln ist. Aber das ist mir im Moment ziemlich egal. Das hier ist mein Moment. Jeder andere würde genau so handeln. Meine Augen suchen blitzschnell den kleinen Monitor an der Wand vor mir und ich warte angespannt auf mein Signal. Da! Die kleine Bewegung auf dem Bildschirm reicht, um ein unruhiges Gefühl in mir auszulösen. Tue ich wirklich das Richtige? Soll ich das alles wirklich hinter mir lassen? Kaum merklich schüttle ich den Kopf und rufe mich zur Ordnung. Jetzt kann ich es sowieso nicht mehr ändern. Es ist zu spät. Ich habe meine Entscheidung getroffen und zu dieser werde ich auch stehen.
Synchron mit den anderen um mich herum balle ich meine rechte Hand zu einer Faust und strecke sie in die Höhe. Gleichzeitig ertönt die Musik ein letztes Mal und ich hole tief Luft um die letzten Zeilen das letzte Mal für sehr lange Zeit zu singen. Kaum verstummt die letzte Silbe fällt der Vorhang. Es ist vorbei. Ich werde diesen Ort so schnell nicht wiedersehen. Von meinem Herzen aus breitet sich ein unangenehmes Gefühl aus und nimmt Übermacht in meinem Körper. Aber ich kann mich damit jetzt nicht beschäftigen. Noch muss ich professionell bleiben. Also klettere ich in Windeseile das Gerüst herunter auf dem ich gestanden habe und laufe an den Rand der Bühne, direkt vor den Vorhang. Nur schwach nehme ich wahr, wie sich meine besten Freunde neben mich stellen und nach meinen Händen greifen. Eine ganz normale Geste in dieser Situation. Aber diesmal verspricht sie Sicherheit und Unterstützung. Dankbar drücke ich zu, während ich so wie alle anderen angespannt darauf warte, dass der Vorhang sich wieder öffnet. Erst als die großen, schweren Stoffbahnen sich langsam nach oben bewegen nehme ich den Lärm wahr, der ausgebrochen ist, während wir von dem Gerüst geklettert sind. Sofort setze ich ein strahlendes Lächeln auf und gehe ein paar Schritte nach vorne. Meine Freunde tun es mir nach und bilden eine lange Schlange, die sich von einem Ende der Bühne zum anderen erstreckt. Gleichzeitig heben wir unsere verschränkten Hände und verbeugen uns. Das Publikum macht unglaublich viel Lärm. Vielleicht weiß es ja, was diese Show für mich bedeutet. Vielleicht aber auch nicht. Aber mir gefällt der Gedanke, dass sie nur für mich klatschen. Als eine Abschiedsgeste. Erst jetzt wage ich es zu Seite zu sehen und in das Gesicht meiner besten Freundin zu blicken. Sind das etwa Tränen in ihren Augen? Nur ganz knapp kann ich dem Drang widerstehen sie zu umarmen. Sie lächelt mir zu und nimmt meine Hand. Schnell greife ich nach der Hand meines besten Freundes und lächele ihn etwas wehmütig an. Er aber strahlt mich an und zieht mich mit den anderen Hauptdarstellern nach vorne. Dieser Applaus gilt nur uns. Glücklich lächele ich in die Menge und mach dann ein paar Schritte zur Seite um den anderen nach uns Platz zu machen. Der Reihe nach lassen wir uns einzeln feiern und ehe ich mich versehe fällt der Vorhang das letzte Mal. Jetzt ist es wirklich vorbei. Aus und vorbei. Sobald der letzte Spalt des Publikums verschwunden ist finde ich mich in zwei starken Armen wieder. Dankbar lehne ich mich an die Brust und genieße die tröstende Nähe, während ich aus einem Augenwinkel sehen kann, wie meine Freundin sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischt und ihre Arme von hinten um mich schlingt.
Es ist vorbei. Endgültig.
Hier ist der Prolog! Oh man, ich bin echt gespannt, was ihr davon haltet! :D
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Need you now
RomanceAls die Broadway Darstellerin Lillian Parker un der neue Hollywoodstar Lucas Collins am Set des Filmes, den sie gemeinsam drehen werden das erste Mal aufeinander treffen, ist beiden sofort klar, dass sie keine Freunde werden. Während Lillian von Luc...
