Kapitel 4

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Nervös betrat ich am Samstag das Café. Heute war der Tag, an dem ich mich mit Raymon, Mako und Alec treffen sollte. Und aus eben diesem Grund war ich ziemlich nervös. Was sie mir wohl erzählen würden?
Dummerweise war mir erst nachdem mir gesagt wurde, dass wir uns heute hier treffen würden, aufgefallen, dass nicht gesagt wurde wann. Daher war ich einfach wie gewöhnlich zu Beginn meiner Schicht erschienen.
Ich rieb mit den Kopf, da ich ziemliche Kopfschmerzen hatte, und verfluchte mich selbst dafür, dass ich keine Tablette genommen hatte.

Suchend schaute ich mich in dem Café um, sah aber niemanden der drei. Erleichtert seufzte ich auf und ging an der Theke vorbei zum Hinterraum. Diesmal stand wieder Ari hinter der Theke, die mich nicht wie üblich mit einem warmen Lächeln begrüßte, sondern mich besorgt musterte.
"Geht's dir nicht gut, Elli?"
Ich winkte ab. "Ich glaube ich bekomme nur eine Erkältung. Das habe ich sicher aus der Schule. Dort hustet und schnieft nämlich alles."
"Du siehst wirklich blass aus, Elli. Willst du dich nicht vielleicht lieber etwas im Hinterraum ausruhen?"
"Und wer bedient dann die ganzen Leute? Mir geht es gut, Ari. Bevor ich für eine oder zwei Wochen ausfalle, möchte ich nochmal etwas arbeiten."

Nachdem ich fertig aus dem Hinterraum kam, angelte ich mir hinter der Theke einen Block und einen Stift heraus und steuerte auf den ersten Gast zu, der direkt an dem Tisch gegenüber der Theke saß. Es war eine junge Frau, die sich gerade suchend umschaute. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und so konnte jeder ihre braunen Stiefel bewundern, die mich fast schon an Cowboystiefel erinnerten. Allerdings waren diese gut verarbeitet und mit feinen Mustern geschmückt. Sie hatte schwarze, glatte Haare, die ihr bis kurz über die Schultern gingen und braune Augen, die sich interessiert in dem Café umschauten. Sie hatte eine schöne Figur, schlank, aber doch an der Hüfte etwas kurvig. Dies wurde durch eine beige Jacke, die sie um die Hüfte trug, noch extra betont. In ihrem grauen Top sah sie so aus, als wäre sie gerade aus dem Fitnessstudio gekommen.

Freundlich lächelnd ging ich zu ihrem Tisch.
"Guten Tag. Haben Sie sich schon für etwas entschieden?"
Ebenfalls lächelnd sagte sie: " Guten Tag. Im Moment warte ich noch auf ein paar Freunde von mir und daher habe ich noch nichts ausgesucht."
"Hätten Sie dann vielleicht Interesse daran, etwas für uns zu probieren?", auf einmal stand Ari neben mir, in ihren Händen ein Tablett mit drei kleinen Gläschen und einem Glas normalem Wasser. Die Frau musterte Ari kurz und nickte dann. "Aber nur wenn die Getränke kostenlos und alkoholfrei sind!"
"Natürlich. ", kicherte Ari. Also fing ich an die kleinen Gläschen von dem Tablett auf dem Tisch aufzureihen. Misstrauisch betrachtete ich die kuriosen Farben. "Und du bist dir sicher, dass das trinkbar ist?", ich beugte mich zu ihr, "Willst du sie nicht nur aus dem Weg räumen weil sie eine Bedrohung für dich sein könnte?"
Verwirrt schaute sie mich an. "Wovon redest du? Also, dass hier ist Kirschsaft gemixt mit Kiwi und etwas Banane. Ich finde das sehr lecker.", sie deutete auf den Inhalt eines Gläschens, der eine unnatürlich braune Farbe hatte.
"Das hier ist Bananensaft nur mit Kirschsaft und das andere ist Cranberry mit einem Spritzer Ananas und Kirschsaft."

"Du- Entschuldigung- Sie haben es wohl mit Kirschsaft, wie?", fragte die junge Frau belustigt.
Ich musste kichern. "Sie hat ausversehen 4 Paletten Kirschsaft bestellt, weil sie ein Verständigungsproblem mit dem Lieferanten hatte." "Können Sie Kirschsaft gebrauchen?", fragte Ari mit einem gequälten Lächeln, "Wir würden Ihnen den Saft auch schenken. Er nimmt viel zu viel Platz aus unserem Lager ein."
"Ich kann nachher mal meine Begleiter fragen, ob sie etwas mitnehmen wollen. Vorausgesetzt die kommen heute auch mal an.", verärgert schaute sie auf die über der Theke hängende Uhr.

Da meldete eine kleine Glocke die Ankunft weiterer Gäste und Ari verschwand sofort wieder an ihren ursprünglichen Platz. Ich bat die junge Frau noch einmal, ob sie Aris komische Rezepturen probieren und uns dann eine Rückmeldung geben könnte. Ich wollte mich gerade zurückziehen, als mein Name gesagt wurde. Ich drehte mich zur Tür um und sah einen lächelnden Alec auf mich zukommen. Ihm folgten Mako, der die Hände in den Taschen vergraben hatte und Raymon, der mich ebenfalls anlächelte. Alec kam sofort zu mir und begrüßte mich, als würden wir uns schon ewig kennen.
Komischerweise machte mir dies aber nichts aus. Nachdem Alec mich begrüßt hatte, wandte er sich der jungen Frau zu. "Hey Lilith! Sorry dass wir so spät sind. Wir mussten nur noch nach jemandem schauen.", er grinste sie entschuldigend an. Dann fiel sein Blick auf die kleinen Gläser. "Was ist das denn?"
"Du kannst gerne eins davon trinken." Sie winkte Raymon und Mako zu, dass sie sich zu ihr setzen sollten. "So. Für euch gibt es auch noch was.", sie deutete auf die anderen zwei Gläser. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Raymon das Gläschen mit der braunen Flüssigkeit. "Und die kann man wirklich trinken?", fragte er und schaute dabei mich an. "Ich denke nicht, dass ihr davon tot umkippen werdet." Ich unterdrückte ein Lachen, was wirklich schwer war. Raymon und Makos Gesichter sahen so aus, als wurde ihnen soeben die Todesstrafe ausgesprochen. Alec hingegen nahm sein Gläschen und kippte sich alles in den Mund.
Neugierig wartete ich auf seine Reaktion.
"Mega! Was ist das?", fragte er begeistert.
Nun neugierig hob auch Mako sein Gläschen an die Lippen und trank einen Schluck daraus. Er machte einen gequälten Gesichtsausdruck, was mich dazu veranlasste, ihm schonmal ein Glas Wasser bereitzustellen und sobald er runtergeschluckt hatte, griff er auch schon nach diesem um seine Geschmacksknospen wegzuspülen. Nachdem ich ihm noch einmal nachgeschenkt hatte, schien sich sein Mund von dem Geschmackserlebnis erholt zu haben. Ich konnte meine Belustigung nur schwer verstecken, als ich sah, dass er das Gläschen so betrachtete, als würde es gleich aufspringen und ihn beißen. "Was zum groß- Was zum Teufel ist das?" "Cranberry mit einem Spritzer Ananas und Kirschsaft.", wiederholte ich Aris Worte.
Dann schaute ich zu Raymon. "Und trinkst du deins?" Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern und nahm einen kleinen Schluck. Überrascht schaute er das Gläschen an und nahm noch einen und noch einen Schluck bis das Gläschen schließlich leer war. Ich schrieb mir schnell auf welche Getränke den Test bestanden oder auch nicht bestanden hatten und legte den Zettel auf die Theke. Dann ging ich wieder zum Tisch der vier und räumte diesen ab.
"Bleibt ihr dann jetzt eigentlich alle hier?", fragte ich Alec und dieser nickte. "Lilith gehört zu uns."
"Ich muss jetzt leider weiter arbeiten. Ihr könnt wenn ihr wollt noch etwas in die Stadt gehen oder etwas anderes unternehmen.", ich fing wieder an etwas nervös zu werden.
Nachdem Lilith und Raymon einen Blick getauscht hatten, sagte Lilith: " Wenn es dir nichts ausmacht würden wir gerne hier warten. Wir haben selten so viel Ruhe."
" Wie ihr wollt", antwortete ich mit einem angespanntem Lächeln.
Ich machte mich an die Arbeit; begrüßte Gäste, nahm Bestellungen auf, empfahl Menüs, servierte diese und kassierte.
Ein ganz normaler Arbeitstag. Davon abgesehen, dass ich immer wieder mitbekam, wie mich immer entweder Lilith oder Raymon beobachteten und anschließend ihr Köpfe zusammensteckten.

Nachdem ich aus dem Hinterraum getreten war, ging ich zu dem Tisch, von dem aus mir schon alle entgegen blickten. Da kein Platz mehr frei war, blieb ich einfach neben dem Tisch stehen.
"Also was hat es jet-", fing ich an, wurde aber unterbrochen, weil Mako seinen Stuhl zurückschob und aufstand. "Setz dich. So kann man ja nicht richtig miteinander reden.", sagte er und schaute mich dabei nicht an, sondern ließ seinen Blick durch den Laden schweifen.
Etwas verdutzt, dass ausgerechnet er mir seinen Stuhl anbot, bedankte ich mich und setzte mich. Mako nickte nur einmal kurz und setzte sich in einiger Entfernung an einen leeren Tisch.

Ach, hat er mir seinen Platz nur gegeben, damit er weiter weg von mir kommt?
Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen schaute er aus dem Fenster und beobachtete, was draußen vor sich ging.
Ich wandte mich wieder den anderen zu und wiederholte das, was ich vorhin sagen wollte. " Also, was hat es jetzt mit dem ganzen auf sich?" Erwartungsvoll schaute Alec zu Raymon und Lilith, welche sich wiederum mit einem Blick verständigten. "Das ist jetzt vielleicht etwas verwirrend für dich, aber wir garantieren dir, dass alles, was wir dir erzählen, die Wahrheit ist.", fing Raymon an. Ich schluckte.
Wenn er schon so anfängt, was kommt dann jetzt?

"Du fühlst es auch, wenn du einen von uns berührst, nicht? Eine Reaktion. Die Erklärung dazu ist eigentlich ganz simpel. Du bist ein Phönixkind und reagierst deswegen, wenn du einen von uns", er zeigte auf sich, Alec und Mako, "anfasst." Ich zog meine Augenbrauen hoch. "Phönixkind? Ein Kind eines Phönix also?"
Doch Raymon schüttelte vehement den Kopf.
"Nein, nein! Okay, in einer gewissen Weise schon, aber nein!" Aha.
"Also, du musst wissen, dass es neben dieser Welt noch eine andere Welt gibt. Die Übernatürliche Welt. Wie der Name schon sagt, leben dort Übernatürliche und übernatürliche Wesen. Dort gab es einmal eine Frau, die sehr berühmt ist. Sie besaß viele Magiearten und war, da sie sehr mächtig war, die Königin. Sie wurde auch der Phönix genannt. Eines Tages starb sie und ihre Leiche konnte die riesige Menge Magie nicht mehr beherbergen. Also musste sich die Magie ein neues Gefäß suchen. Aber da in unserer Welt jeder schon von Geburt an eine eigene Magie besitzt und ihre Magie nicht mit dieser kompatibel ist, war kein Platz mehr für die herrenlose Magie. Also schlüpfte sie durch ein Portal in eure Welt und suchte sich ein Neugeborenes. Aber der Körper des Neugeborenen war zu schwach und die schiere Menge an Kraft brachte es um. Dies wiederholte sich einige Male, bis die Magie sich teilte. Doch noch immer war die Magie zu stark und teilte sich nochmals. Nun konnten die Körper der Neugeborenen die Magie vertragen. Und da die Magie ursprünglich von Aya Amana Crims, also dem Phönix stammt, nennt man die Träger dieser Magie Phönixkinder.
Du bist ein Phönixkind, Elaine.
Du bist einer der mächtigsten Magier, die noch existieren." Nachdem Raymon geendet hatte, schwieg ich einige Sekunden lang.
" Falls ihr Leute sucht, mit denen ihr ein Stück aufführen wollt, kann ich euch ein paar empfehlen. Aber ich persönlich habe keine Lust in einem Stück mitzuspielen. Auch wenn sich der Plot ziemlich cool anhört.", sagte ich dann. Mit einem Seufzer wandte sich Raymon daraufhin an Lilith.
"Elaine", sagte diese, "es stimmt alles. Ich bin auch ein Phönixkind."
"Schön.", sagte ich. "Aber wie gesagt habe ich kein Interesse daran, in eurem Stück oder eurem Rollenspiel mitzumachen."
Alec klatschte sich die Hand vor die Stirn und seufzte laut, während Lilith verstehend nickte. "Ich habe anfangs auch so reagiert, aber glaub mir, es stimmt wirklich alles. Hast du denn eine Erklärung dafür, warum du so auf die Berührungen der drei reagierst? Wenn du uns nicht glaubst, sollen wir es dir dann zeigen? Dazu müssten wir nur rausgehen."
Ich gab ihr keine Antwort auf die Frage und zog stattdessen skeptisch meine Augenbrauen zusammen. Und wenn das nur ein Trick ist um mich zu entführen?
Wie als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte Lilith: " Wir werden dich schon nicht entführen."
"Könnte ja sein....", murmelte ich leise.
"Also kommst du jetzt oder nicht?"
Raymon erhob sich und Lilith und Alec taten es ihm gleich. Am anderen Tisch sah ich, wie Mako ebenfalls aufstand.
Zögernd erhob ich mich also ebenfalls. Ich würde ja wohl nichts dabei verlieren, wenn ich kurz mit ihnen gehen würde.
Ich verabschiedete mich noch schnell bei Ari. "Du hast wieder etwas Farbe im Gesicht, Elli. Geht es dir wieder besser?" Ich nickte. Tatsächlich war mir gar nicht aufgefallen, dass die Kopfschmerzen besser geworden waren."Viel Erfolg noch, Ari."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 10, 2019 ⏰

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