"Nessa, was ist denn eigentlich mit diesem Typen von Tylors Party passiert?", fragte Malia plötzlich.

Ich hatte gedacht und gehofft, sie hätten das wieder vergessen. "Was soll mit dem sein?", fragte ich und nahm einen Schluck von meiner Cola.

"Keine Ahnung, sag du's uns." Cathie grinste mich an und die anderen wurden auch hellhörig.

Ich sah verwirrt umher, aß dann aber genüsslich weiter. "Was?", fragte ich, als die anderen mich immer noch weiter anstarrten.

"Hast du ihn auf Insta gefunden? Hast du mit ihm geschrieben?", fragte Malia neugierig.

"Ich würde generell mal gerne wissen, über wen ihr hier redet", sagte Pauli interessiert. Und so fingen die anderen Drei an, ihr und Nina die Story von Tylors Party zu erzählen.

Zum Glück wussten sie seinen Namen nicht mehr, sonst hätten sie ihn direkt auf Instagram für mich gesucht. Ich sagte nichts darüber, wie er hieß, dass ich zufälligerweise mich mit seinem Bruder angefreundet hatte, oder dass ich eventuell irgendwas mit ihm am Laufen hatte. Da fiel mir auf, dass ich selbst nicht richtig wusste, was da zwischen mir und Adrien lief und wie wir zueinanderstanden.

Für Freunde waren wir uns zu fremd und für Bekannte waren wir zu vertraut, wir waren also irgend so ein Zwischending. Während meine Freundinnen also über mein nicht vorhandenes Liebesleben diskutierten, hing ich mal wieder meinen Gedanken nach. Nachdem wir fertig mit Essen waren, liefen wir wieder zurück zur Schule. Ich ging mit Malia und Cathie zu unserem Englischraum.

"Zwei Stunden Englisch, ich sterbe", seufzte Malia, bevor wir den Raum betraten.

Knapp überlebten wir den Unterricht, sodass wir uns mit den anderen wieder treffen konnten. Cathie, Jenni, Malia und Paulina fuhren alle mit demselben Bus, weshalb ich noch mit ihnen an ihrer Bushaltestelle wartete. Nina wohnte in der Stadt und ging zu Fuß, normalerweise begleitete ich sie immer ein Stück, aber sie hatte heute einen Termin, weshalb sie von ihrer Mutter abgeholt wurde. Als alle weg waren, ging ich zu meinem kleinen Lieblingscafé und bestellte mir was zu trinken. Wie jede Woche fing ich an, Hausaufgaben zu machen oder etwas zu lernen, um mir die Zeit zu vertreiben, die ich noch hatte.

Ich beobachtete immer zwischendurch die Leute, die ins Café kamen, als dieses Mal die Tür aufging betrat ein gutaussehender Typ den Raum. Mir stockte der Atem. Schnell tat ich so, als würde ich irgendwas schrieben und hoffte, dass er mich nicht bemerkte. Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie er sich auf mich zu bewegte. Lauf einfach weiter, einfach weiter Laufen bitte.

Der Stuhl mir gegenüber wurde weggezogen und Adrien setzte sich. "Klar, setzt dich doch, ist kein Problem", murmelte ich, ließ meinen Stift leise auf den Block knallen und sah meinen gegenüber falsch lächelnd an.

"Dir auch einen guten Morgen", grinste Adrien und trank wie selbstverständlich von meinem Kaffee.

Ich verdrehte die Augen und nahm ihm meine Tasse Kaffee aus der Hand und stellte sie wieder auf den Unterteller. Adriens Grinsen wurde nur noch breiter.

"Was willst du?", fragte ich genervt.

"Easy, Monsterchen, ich wollte dir nur Gesellschaft leisten, bis du zur Nachhilfe musst, by the way, ich hätte nicht gedacht, dass du Nachhilfe brauchen würdest", sagte er und beäugte meinen vollgeschriebenen Block.

"Erstens mag ich es, manchmal etwas Zeit alleine zu verbringen und zweitens, ich gebe und bekomme nicht Nachhilfe." Meine "Gefühle" gegenüber Adrien waren zwiegespalten, einerseits gingen mir sein Macho, Fuckboy, Angeber Getue übelst auf die Nerven, aber andererseits war er aufmerksam und irgendwie...süß.

"Ich hab dir ja gesagt, dass du Zeit für mich haben wirst, also, da ist sie." Er grinste mich mit diesem überheblichen Grinsen an, das irgendwie attraktiv war. Ich sollte echt aufhören, so über ihn zu denken, generell aufhören etwas über ihn zu denken.

"Also, am Freitag ist mein Bruder nicht da, wenn du willst, kannst du da zu mir kommen", riss mich Adrien aus meinen Gedanken.

"Was ist mit deiner Schwester?", fragte ich verwirrt.

"Die ist mal wieder bei ner Freundin, glaub ich. Aber die wird uns nicht stören." Er zwinkerte mir zu, worauf hin ich nur den Kopf schütteln konnte.

"Sie ist es ja bestimmt gewohnt, wenn du irgendwelche Mädels mit nach Hause schleppst." Ich lächelte ihn mit einem übertriebenen Lächeln an, doch er zuckte nur mit den Schultern. Er stritt es nicht mal ab. Fast hätte ich aufgelacht, unterdrückte es aber noch.

"Ich muss jetzt weiter, Monsterchen, hat mich gefreut, wir sehen uns Freitag", raunte er mir ins Ohr, nachdem er aufgestanden war, sodass ich Gänsehaut bekam. Verdammt, was war mit mir los? Er drückte mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange, verließ das Café und ließ mich total überfordert mit der Situation und perplex auf meinem Platz sitzen.

Wie konnte es sein, dass ich mich auf einen dahergelaufenen, hochnäsigen, arroganten, selbstverliebten, idiotischen Fuckboy einließ, ohne zu wissen, weshalb, ohne ihn wirklich zu kennen? Ich, die eigentlich niemanden an sich ran ließ, die sonst nicht so viel mit Jungs zu tun hatte, die, die an sich immer vorsichtig war, wenn es um das andere Geschlecht ging, ließ sich auf einen 100 Prozent Fuckboy ein, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Vielleicht hörte ich jetzt einmal auf Tylors Rat, machte mich locker, ließ mich auf ein "Abenteuer" ein und dachte mal nicht nach.

Just a kissWhere stories live. Discover now