Odgen und Sylvia zuckten zusammen. Die Hälfte des Zaubergamots schrie erschrocken auf und Mafalda Hopfkirch ließ vor Schreck ihren Stift fallen. Harry achtete nicht darauf.

„Als er mich tötete und Mrs. Malfoy sich für Voldemort vergewissern sollte, dass ich tot bin, verriet sie mich nicht. Sie spürte deutlich, dass ich noch lebte, doch das Einzige, was sie tat, war, mich zu fragen, ob ihr Sohn noch am Leben war."

Im Gerichtssaal herrschte auf einmal absolute Stille.

„Und dann sagte sie Voldemort, ich wäre tot", erklärte Harry. „Was ich damit sagen will, ist, dass ich nicht glaube, dass die Malfoys aus Bosheit handelten. Sie alle hatten nur ihre Familie und Ihr Leben im Sinn. Sie wollten nie die Zaubererwelt stürzen. Was hätten Sie für einen Grund gehabt? Sie sind eine angesehene reinblütige Familie, und auch, wenn ich es nicht für gut erachte, zählt das in unserer Welt noch sehr viel. Sie hatten Ansehen, Vermögen und Besitz und keinen Grund, sich Voldemort anzuschließen, außer aus reinem Überlebenstrieb."

Als Harry geendet hatte, sagte niemand ein Wort. Alle sahen nun Tiberius Odgen an, auch die Malfoys. Auf allen Gesichtern zeichnete sich Schock und Unglauben, aber auch Misstrauen gegenüber dem Gehörten ab.

„Was Sie jedoch nicht bestreiten können, Mr. Potter", sagte Sylvia ohne Nachnamen langsam, offenbar hatte sie sich damit abgefunden, sich in Bezug auf Harrys vermeintlicher Wiederauferstehung verhört zu haben, „Dass die Malfoys von der Schlacht von Hogwarts geflohen sind, bevor der dunkle Lord besiegt wurde. Sie haben nicht für die andere Seite gekämpft!"

„Ganz recht", erwiderte Harry. „Die Malfoys flohen gleich, nachdem sie ihren Sohn lebendig wiederhatten, zusammen von der Schlacht"

„Spricht Das Ihrer Meinung nach nicht gegen ihre Unschuld?"

„Wer hat denn was von Unschuld gesagt?", meinte Harry und sah die grauhaarige Hexe an, „Ich sage nur, dass wir es verzeihen sollten, dass sie Angst vor dem Tod hatten. Nicht jeder ist zum Kämpfen bereit. Auch die Malfoys haben nie wirklich gekämpft, sondern sich hinter ihrem Namen versteckt. Ich sage nicht, dass sie unschuldig sind, aber ich sage, dass sie es nicht verdienen, nach Askaban zu gehen, weil sie versucht haben, ihre Familie und sich Selbst zu schützen. Das ist schließlich das, was die meisten von uns tun würden!"

Odgen sah Harry nachdenklich an. „Sie sind also trotzdem der Meinung, dass die Familie Malfoy eine Strafe erhalten sollte?"

„Allerdings, aber nicht Askaban!"

Odgen nickte langsam und steckte den Kopf mit Griselda Marchbanks zusammen. Harry fühlte sich, wie auf glühenden Kohlen. Hatte er es geschafft? Würden sie die Malfoys gehen lassen?

„Glauben Sie, wir könnten uns auf eine mittelschwere Strafe einigen?", fragte Odgen nach einer kleinen Pause.

Harry zögerte. Er hatte keine Ahnung, was „mittelschwer" bedeuten sollte.

„Ähm, bestimmt.", sagte er vorsichtig.

Odgen sah zu Marchbanks, die auffordernd nickte. Er räusperte sich. „Hiermit spreche ich die Familie Malfoy von einer Haftstrafe frei und verurteile sie zur Enteignung ihres Anwesens und ihrer Familienehre. Sie werden sich Ihren Namen von Neuem aufbauen müssen. Zudem kann eine zukünftige Haftstrafe erfolgen, sofern sich ein Familienmitglied in irgendeiner Weise zu Diskriminierung oder Bedrohung anderer Zauberer, Hexen oder Muggel, Anwendung verbotener Flüche oder Ähnlichem hinreißen lassen sollte!"

Odgen schwang den Hammer und die Anhörung war vorbei.

Harry atmete erleichtert auf. Ihm tat der Hals weh vom vielen Reden. Er konnte es kaum fassen. Er hatte es geschafft! Zufrieden grinsend drehte er sich zu Hermine um, die strahlend auf ihn zustürmte.

„Harry, das war der Wahnsinn!", rief sie begeistert. „Du hast sie alle überzeugt!"

„Du hättest es besser hinbekommen", erwiderte Harry lächelnd.

„Nein, Harry, wo denkst du hin? Ich hätte wahrscheinlich genau das Falsche gesagt!", sagte Hermine kopfschüttelnd.

„Mr. Potter, auf ein Wort!"Griselda Marchbanks kam auf Harry und Hermine zugewuselt. „Das war eine bemerkenswerte Ansprache, mein Junge!", sagte sie anerkennend. „Sie sollten in die Politik gehen!"

„Ich glaub' eher nicht, dass das etwas für mich wäre", erwiderte Harry und grinste schief.

„Ihnen ist doch klar, dass die Freilassung der Familie Malfoy sich auch, wie soll ich sagen, als ein falscher Griff in die Bertie Botts Bohnen-Dose erweisen könnte?"

„Natürlich, Mrs. Marchbanks. Aber ich glaube an eine zweite Chance.", sagte Harry leichthin.

„Na gut, Mr. Potter. Aber sagen sie ihren Freunden, eine dritte wird es sicher nicht geben!"

„Die Malfoys sind nicht meine Freunde", beteuerte Harry rasch. Griselda Marchbanks nickte erleichtert und entfernte sich dann.

Die Malfoys hatten sich mittlerweile erhoben. Mr. und Mrs. Malfoy hielten sich in den Armen. Draco Malfoy kam zögerlich auf Harry und Hermine zu.

„...Ähm"

Harry schaute ihn abwartend an.

„Also", sagte Malfoy mit einem Gesichtsausdruck, als wäre er Derjenige, der eine schlechte Bertie Botts Bohne abbekommen hätte, „Danke, Potter"

Harry sah in Malfoys eisgraue Augen und musste lächeln. „Gern geschehen"

„'Ne bemerkenswerte Rede, die du da gehalten hast", sagte Malfoy. „Fast filmreif"

„Versau's nicht gleich wieder, Malfoy!", bat Harry. Dracos Malfoys Mundwinkel zuckten.

„Na dann."

„Warte, Draco!", rief Harry und hielt ihm grinsend die Faust hin, „Das war doch gute Teamarbeit, was?"

„Vergiss' es, Potter!", fauchte Malfoy angewidert. „Ich werde das nicht tun. Das ist dämlich!"

Harry hielt ihm weiterhin grinsend die Hand zum Faustschlag hin.

Malfoy sah sich unsicher um. Dann schlug er schnell ein.

„Wehe, meine Eltern erfahren das, Potter!", zischte er.

Harry Potter and The Breaking DawnWhere stories live. Discover now