Kapitel 4

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Kurz darauf hörte ich das klackern von Stollenschuhen auf dem Boden und um die Ecke kam Neymar. Wer hatte nochmal auf ihn getippt? Jetzt war meine Laune vollkommen am Boden angelangt. Er schien auch nicht gerade viel mehr Lust auf das Shooting zu haben. Sein genervter Blick schweifte durch den Raum und blieb schließlich auf dem Fotografen, der gerade hecktisch an seiner Kamera herum schraubte, hängen. Das sah auch wirklich zu lustig aus, wie er da wie ein aufgescheuchtes Huhn um seine Kamera sprang. "Ich... äh... meine Kamera ist... äh... ich komme gleich wieder." Stotternd entfernte er sich von uns und war verschwunden. Na ganz toll. Jetzt geht das noch länger. Seufzend ließ ich mich auf einen Stuhl in der Nähe fallen. Neymar drehte ruckartig seinen Kopf in meine Richtung und sah mich kurz verwirrt an. Jetzt sag bloß nicht, dass er mich nicht gesehen hatte. "Und du bist?" Ha, ich habs doch gesagt. Die interessieren sich einen Dreck für uns.

"Adriana dos Santos." Mein Name, aber nicht meine Stimme. Ich blickte zu dem großen Mann, der gerade in den Raum kam und neben Neymar zum stehen kam. Kurz darauf kam auch der Fotograf, mit einer anderen Kamera wieder. "Okay, nehmt beide einen von den Bällen und stellt euch mit dem Rücken zueinander auf."

Immer wieder gab uns der Fotograf irgendwelche Anweisungen. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie genervt ich von all dem war. "Ah, ihr habt ja beide die Nummer 11." Neymar fing an zu grinsen. "Ach wie süß. Du hast mein Trikot an?" Ich lachte einmal spöttisch auf. "Wieso um alles in der Welt sollte ich dein Trikot anziehen?" "Keine Ahnung von Fußball, was? Ich hab die Nummer 11." "Aha." Ich drehte ihm den Rücken zu und musste mir ein Lachen verkneifen als ich hörte wie er die Luft einzog. Der Fotograf sagte wieder wie wir uns aufstellen sollten und als er ein paar Bilder geschossen hatte konnten wir endlich gehen.

Als ich gerade die große Tür aufstieß und nach draußen trat, spürte ich wie jemand nach meinem Handgelenk griff. In der Erwartung, Gabriel vor mir zu sehen, drehte ich mich um und sah in zwei braun-grüne Augen. Fragend und leicht genervt blickte ich ihn an. "Was ist das für ein Trikot?" "Bist du eigentlich doof oder so? Schon mal was von Frauenfußball gehört?" "Ich... du... was?!" Jetzt sah er wirklich verwirrt aus. Wie bescheuert ist der eigentlich? Genervt schüttelte ich den Kopf, riss meinen Arm los und machte mich auf den Weg zu meinem Auto, wo ich einstieg und mit quitschenden Reifen davon fuhr.

_____

Als ich am nächsten Morgen auf das Trainingsgelände kam, waren die meisten Mädels schon da. Gespannt schauten sie mich an, als ich auf sie zu kam und schließlich vor ihnen zum stehen kam. Sofort ging die Fragerei los. Abwehrend hob ich meine Hände und brachte somit alle zum schweigen. "Wer von euch hat nochmal auf Neymar getippt?" Vicky fing an wie eine bekloppte zu grinsen. "Das war dann wohl ich." Mein Team wollte schon wieder anfangen Fragen zu stellen, das sah ich an ihren Gesichtern. Erleichtert nahm ich jedoch wahr, wie Xavi uns schon von weitem in die Kabine scheuchte. "Das ist noch nicht vorbei, dos Santos." Laura ging grinsend an mir vorbei in Richtung Kabine.

Als wir den Platz betraten, stockte mir der Atem. Nicht im ernst, oder?! Das ist jetzt nicht wahr. Die Mädels um mich herum begannen hysterisch zu kichern, während ich nur wie versteinert auf die gegenüber liegende Seite sah. Xavi winkte uns zu ihnen. Wiederwillig ließ ich mich von Vicky und Ana mitziehen. Ich spürte den gesamten Weg über einen Blick auf mir liegen und ich wusste ziemlich genau von wem.

Wir kamen bei einem strahlenden Xavi an. "Mädels, wir haben heute hohen Besuch. Luis Enrique und ich haben schon etwas besprochen, aber wir werden euch allen erst Bescheid geben, wenn alles geregelt ist." Xavi wirkte richtig begeistert, aber ich warf ihm nur einen skeptischen Blick zu. Ich bezweifle, dass da etwas gutes dabei rauskommen wird. Unser Trainer schickte uns zum Runden laufen und wandte sich dann wieder den Jungs zu. Wieso um alles in der Welt waren die alle da? Genrvt fing ich an meine Runden zu drehen. Besser kann ein Tag doch gar nicht anfange, oder? Die Mädels um mich herum tuschelten miteinander und überlegten, was wohl diese "Überraschung" von Xavi und dem Trainer der Jungs war.

Xavi wies uns an ein paar Übungen zu machen. Ich passte gerade den Ball zu Mel und spürte schon wieder seinen Blick auf mir liegen. Aber sonst hat der keine Probleme, oder? Genervt verdrehte ich meine Augen und bekam daraufhin einen fragenden Blick von Mel. Schnell winkte ich ab und konzentrierte mich wieder auf den Ball vor mir, den sie mir gerade wieder zurück gepasst hatte.

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Die Zeit verging und Xavi rief uns wieder zu sich. Er wirkte noch begeisterter als vorhin. Neben ihm stand Luis Enrique, der genauso begeistert aussah. "Also. Wir beide hatten eine Idee." Xavi machte eine Pause und deutete zwischen ihm und Enrique hin und her. "Wir werden nächste Woche ein kleines Freundschaftsspiel austragen. Frauen gegen Männer. Es ist schon alles unter Dach und Fach. Nächste Woche Freitag." Mir klappte der Mund auf. Allen anderen schien es auch nicht anders zu gehen. Weder den Mädels noch den Jungs. Das ist doch nicht ihr ernst?! Xavi und Luis erklärten uns noch einiges, aber ich hörte nur mit einem Ohr zu. Nein, nein, nein, nein!

Mel und ich kamen frisch geduscht aus der Kabine und steuerten auf mein Auto zu. Mel war total aufgeregt wegen dem Spiel gegen die Jungs. Denen werden wir mal zeigen, dass Frauen genauso gut spielen können. Irgendjemand muss diese aufgeblasenen Säcke mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen.

"Adriana!"

risk everything // a Neymar Jr. FanFictonWhere stories live. Discover now