Lebensbeweis (1)

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(LANAS POV)

Das Sonnenlicht schien durch mein Fenster auf meine Bettdecke und weckte mich und Sir Plumb. Nein, nein keine Sorge Sir Plumb ist nur meine etwas plumpe Katze die einfach morgendliche Sonnenstrahlen genauso wenig mag wie ich. Ich stand auf und widmete mich gleich meinem Handy. Was auch sonst? Ist das nicht schon bei jedem eine morgendliche Routine? Bevor man sich das Gesicht wäscht - zu schauen: Wer hat mein letztes Bild gelikt? Ist mir jemand entfolgt? Ist Irgendjemand besonderes verstorben? Hm..nein. Nichts interessantes. "Ooooh Lana, kannst du mal bitte aufstehen und deinem Vater helfen seine letzten Unterlagen einzupacken?", schrie meine Mama in mein Zimmer. "Jaa!", rief ich ihr zurück. Was ich noch weniger leiden kann an Morgenstunden außer Licht sind hektische Anzugträger die nicht ihr Zeug zusammenkriegen. Also machte ich mich schnell fertig. Ein Hoodie, Jeans und die Tasche für die Uni. Das sollte genügen. Ich war ja nie einer der Mädchen, die viel von Make Up hielten. Ab und zu probiere ich es aus und habe auch Spaß dran, aber an solchen Unitagen verzichte ich gerne darauf um eine halbe Stunde länger schlafen zu können.

Als ich endlich durch den Hausflur schlenderte, hörte ich nur meine Eltern wieder einmal diskutieren. Es ging natürlich um das Thema der Asylhäuser in unserer Umgebung. "Ich glaube das einfach nicht! Die können doch nicht einfach so etwas neben eine Grundschule bauen!", sagte mein Vater entsetzt. "Mensch Till, hör doch mal auf immer so abwertend über diese Menschen zu reden. Du hörst dich ja schon wie dein Vater an.", erwiderte meine Mutter. "Ist dir eigentlich bewusst, dass SOETWAS die letzte Möglichkeit ist, dass diese Menschen überhaupt noch am Leben bleiben können!? Aber natürlich, kaum passt dir niemand in dein Lebensschema, ist er es nicht Wert zu leben.", mischte ich mich ein. Mir stieg regelrecht die Wut bis zum Hals. Dieses eintönige Leben hier bringt mich an meine Grenzen. Wieso kann man nicht einfach jeden und alles akzeptieren? Wieso kann man niemanden Leben lassen wie sie es möchten? "Ich sehe es schon kommen, unser Deutschland wird untergehen. Die Steuern steigen immer mehr, die Rentner sammeln Pfandflaschen und meine Tochter verteidigt Menschen die es gewohnt sind Angst und Schrecken zu verbreiten! Hätte ich mich doch mal für das Wahlprogramm der AFD entschieden.", sagte mein Vater. Ich verdrehte die Augen und ging aus der Küche. Eine Minute länger in diesem Raum mit ihm und ich wäre ihm gerne an den Hals gesprungen. Ich verabschiedete mich, nahm meine Autoschlüssel und fuhr zur Universität.

Angekommen und abgehetzt im Vorlesungsraum packte ich meinen Block und meinen Kugelschreiber aus. Ich sah schon die ersten Kommilitonen reinkommen, mit denen ich mich im letzten Semester sehr gut verstanden hatte. Ich winkte ihnen zu und hielt ihnen einen Platz frei. "Heeey Lana, wie geht's, haben wir was verpasst?", flüsterte Laura als sie sich zu mich setze. "Was sollen wir schon verpassen? Mal im Ernst, Professor Nickl liest uns doch eh nur die Skripte vor. Wir könnten genauso daheim sitzen und einen Schampus trinken und hätten denselben Bildungsstand wie auch nach der Vorlesung.", sagte Deliah lachend. Sie hatten so Recht. Ich komme eigentlich nur, um aus diesem Haushalt für ein paar Stunden zu entfliehen. Ich lachte mit und versuchte dennoch aufzupassen. Es ging um den Bundestag. "So meine Damen und Herren sie werden sich nun in den nächsten 2 Monaten um eine Hausarbeit in Gruppen kümmern. Die Gruppen müssen aus mindestens 2 Personen und maximal 4 Personen bestehen. Setzen sie sich zusammen und tragen sie sich bitte am Ende der Vorlesung in meine Liste ein mit dem entsprechenden Thema zu dem sie sich befassen wollen.", sagte mein Professor. Laura, Deliah und ich sahen uns gegenseitig an, verstanden uns ganz ohne Worte und waren uns sicher, dass wir uns in eine Gruppe eintragen lassen werden. Jetzt fehlte nur noch ein Thema. "Was könnten wir denn nehmen. Es sollte schon interessant genug sein, dass wir selber nicht davon genervt sind.", sagte Laura. "Mädels, ich hab seit Wochen bei mir daheim das Thema Asylantenheim. Wie wäre es denn damit?", schlug ich vor. "Perfekt!", erwiderten beide einverstanden. Vielleicht überzeuge ich auch mit dieser Arbeit endlich meinen Vater.

Die Vorlesung nahm einfach kein Ende. Alle fünf Minuten schaute ich auf die Uhr und wollte einfach nur wieder nach Hause in mein Bett. Egal wie glücklich ich mich schätzen kann, ich habe einfach meine Gedanken. Ich kann sie so schwer kontrollieren - und abschalten, kann ich sie gar nicht. Jedoch wusste ich, wie ich sie verdrängen kann. Meine Augen schweiften durch den Raum und ich schaute mir einzelne Studenten konzentriert an. Was genau findet man eigentlich an Vorurteilen? Was bringen sie einem? Kann man sich so vor Menschen oder Situationen beschützen? Ich fixierte mich auf einen jungen Mann. Er hatte blonde Haare, einen grauen Rucksack und hielt einen blauen Kugelschreiber in der rechten Hand. Was wäre denn jetzt, wenn ich ein Vorurteil gegen ihn hätte? So blond wie er ist könnte er locker ein Tobias sein, oder Thomas oder Max. Typisch deutsch halt. Er müsste eine Freundin besitzen, eine Arzttochter oder Anwaltstochter - die es liebt samstags im Club P1 feiern zu gehen und sonntags einen Kaffee auf der Leopoldstraße trinkt. Ich schüttelte meinen Kopf und schaute ganz verwirrt. Vorurteile bilden sich echt ziemlich schnell. "Wieso starrst du Christian eigentlich so an? Geht da was bei euch?", fragte Laura neugierig während sie mich antippte. "Neee!", erwiderte ich. Wie soll ich ihr denn erklären, dass ich gerade versucht habe einen Typen zu verurteilen den ich nicht kenne. "Ich habe nur so vor mich hingeträumt. Bin sehr müde", lächelte ich. Laura nickte und schaute wieder nach vorne zu unserem Dozenten.

Zuhause angekommen, parkte ich vor der Haustüre und nahm meine Tasche. Ich atmete tief durch und schließ die Türe des - meines erachten braunen - Hauses auf. "Ich bin wieder da!", schrie ich durch den Flur. Es kam keine Antwort zurück. Vielleicht sind ja alle wiedermal beschäftigt. Ich holte mir ein Wasser aus dem Kühlschrank und flitzte in mein Zimmer. Ach es ist so schön endlich daheim zu sein. Sir Plumb begrüßte mich als einziger mit einer katzenartigen Umarmung um meine Beine. Ja, so fühlt sich ehrliche Liebe an, Tiere sind so zart und spüren einfach, wenn es einem Menschen nicht so gut geht. Ich nahm meine Katze und setzte mich an meinen Schreibtisch und klappte meinen Laptop auf. Hmm wie komme ich denn jetzt in ein Asylantenheim für unsere Recherche. Ich klickte mich durch ein paar Seiten und Foren und fand tatsächlich eine Telefonnummer. Allerdings war die eher für ehrenamtliche Hilfe bestimmt. "Vielleicht geht ja morgen trotzdem jemand ran, der mir helfen kann und uns die Hilfe anbietet.", murmelte ich vor mich hin während ich Sir Plumb streichelte.

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⏰ Last updated: Feb 11, 2019 ⏰

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(Vor)Urteil - Verbotene Liebe zu einem AsylantenWhere stories live. Discover now