Tagebuch #1

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Liebes Tagebuch,
...

Behutsam umfassten meine kühlen, mit Narben verzierten Hände meine Tasse vor mir.
Immer wieder tippte ich mit einzelnen Fingern auf das weiß gefärbte Porzellan, während ich selbst in die Ferne sah.
Ich saß außerhalb eines Cafés an einem Tisch.
Mein Rollkragenpullover schützte meinen Hals und Nacken vor dem Wind. Mein beiger Mantel schmiegte sich derweil an meinen Körper.
Der Wind kam aus der entgegengesetzten Richtung.
Ich saß alleine an dem runden Tisch des Cafés.
Meine Strähnen bewegten sich leicht im Wind.

Es war ruhig, friedlich.
Eine angenehme Abwechslung, von dem was ich eigentlich gewohnt war.

Menschen kamen und gingen.
Wie ein Fluss liefen sie ununterbrochen an mir vorbei. Einige waren alleine, andere wiederum in Begleitung. Mein Blick blieb desöfteren bei all den Paaren hängen.
Es war Februar.
Bald wäre Valentinstag- Oder war es bereits Valentinstag?
Eine richtige Meinung hatte ich zu diesem Tag nicht und ebenso interessieren tat es mich auch nicht.
Ob es bei meinem Freund anders war, wusste ich gar nicht-
Mist.

Nachdenklich ließ ich von meiner Tasse ab, stützte nun meinen Kopf ab und zupfte nebenbei an meiner Lippe.
Enttäuschen wollte ich ihn ungern.
Sollte ich vielleicht nach einem Geschenk-

Plötzlich verdunkelte sich mein Sichtfeld. Tiefes schwarz umgab mich.
Bevor ich reagieren konnte, realisierte ich die warmen Hände auf meinem Gesicht.
Meine Tasse ließ ich los, legte meine Hände auf die, die auf meinem Gesicht ruhten.
Weiche, warme und eben männliche Hände.
Tonys Hände.

,,Wer bin ich?", raunte mir jemand ins Ohr, drückte mir gleichzeitig einen liebevollen, seitlichen Kuss auf die Wange.
Ich musste schmunzeln.
,,Ich weiß nicht. Vermutlich bist du die Person, die ich von allen Menschen hier am meisten liebe, mh?".
,,Schummler.", gab Tony leicht lächelnd nach und ich nahm vorsichtig seine Hände von meinem Gesicht.
„Wieso? Ich habe nicht gelogen.",kam es schmunzelnd von mir und sanft zog ich Tonys Gesicht näher an meinem, küsste ihn liebevoll, ehe ich ihn fragte, wieso er hier war.

„Es ist Valentinstag. Unser erster Valentinstag.", Tony trank nebenbei aus meiner Tasse, hatte sich sogar gegenüber von mir hingesetzt.
Ich spürte einen erwartungsvollen Blick auf mir ruhen.
„Und... nun?".
„Wie und nun? Stephen, hast du es etwa vergessen?".
„Verdrängt würde eher passen.".
Ein Seufzen entwich Tony.
Er wirkte auf einmal so deprimiert, Tony sah bedrückt auf den Tisch.

„Es tut mir leid. Entschuldige, sei nicht so traurig, ja? Wenn du willst können wir heute gerne etwas unternehmen. Der Tag ist noch lang.".
Ich wollte ihn wirklich nicht so traurig sehen.
Für das nächste Jahr wüsste ich das schon mal besser und würde mir im voraus etwas planen.
„Kino? Restaurant? Ich weiß gar nicht so genau, was man alles an solch einem Tag macht.", gab ich murmelnd von mir und hoffte darauf, das Tony darauf eingehen würde.

„Wie wäre es, wenn wir für den Rest des Tages in Paris sind? Stadt der Liebe und so...".

Paris?
Möglich wäre es.
Ich nickte leicht, sah ihn leicht lächelnd an.
„Jetzt?".
„Ja, jetzt!".

Gesagt, getan.
Mit einer kleinen Handbewegung erschuf ich ein Portal, erhob mich und griff nach Tonys Hand.
Freudig hakte sich dieser bei mir ein, steuerte das Portal zu und kaum waren wir drüben, kam uns stark nieder prasselnder Regen entgegen, durchnässte uns in wenigen Sekunden.
Nun standen wir da, nass und wahrlich enttäuscht.
„Vielleicht- sollten wir dich Zuhause bleiben, mh?".
Hastig nickte Tony und schwups befanden wir uns wieder in New York.
Im Sanctum Sanctorum.

[...]
Liebes Tagebuch,
der Tag war trotz der negativen Dinge ein voller Erfolg! Wir sind nachdem wir Zuhause waren, unsere Kleider zum Trocken auf gehangen haben ins Bett gegangen, um einwenig zu schmusen. Der heiße Kakao war im übrigen auch sehr lecker und hat dem ganzen noch eine gemütliche Atmosphäre verliehen.
Und wir haben noch eine Serie angefangen.
Sherlock, hieß sie.
Nach der erste Staffel ist Tony in meinen Armen eingeschlafen.
War danach natürlich auch schon total spät, also habe ich ihn sachte neben mich hingelegt, damit ich Dir diesen interessanten Tag grob erzählen konnte.
Ich versuche nächstes Jahr alles besser zu machen und das mit Paris haben wir natürlich verschoben.
Ich werde jetzt ebenfalls in Bett gehen.
Bis Morgen!-
[...]

Wohlig seufzte ich auf, nachdem ich mein Büchlein und Stift beiseite gelegt hatte und mich in die kuschelige Decke neben Tony legte.
Tony sah friedlich im Schlaf aus.
Es hatte etwas gedauert, bis Tony wieder durchschlafen konnte, aber ich hatte ihm dabei geholfen, es zu „besiegen".
Sachte strich ich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, beobachtete ihn einwenig, ehe ich mich näher zu ihm beugte und ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn zu hauchte.

„Ich liebe dich, Tony. Verzeih mir diesen anfangs grausigen Valentinstag. Nächstes Jahr wird es besser. Schlaf' und träume schön.~".

IronStrange- OS; SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt