Kapitel 9

57 3 0
                                    

2 Monate später/Anfang Sommerferien

Jess hat die Schule beendet und einen guten Abschluss gemacht, während Harry und Niall mittlerweile zwei Straßen weiter wohnen.

,,Mom bringst du noch meinen Koffer mit runter", rief ich meiner Mom hinterher. ,,Ja natürlich Schatz." Heute war es endlich soweit, es waren Sommerferien und Luke, mein großer Bruder, war wieder da. Unser Flug nach Florida geht um 12.00Uhr, also haben wir noch drei Stunden. Von Niall und Harry hatte ich mich gestern schon verabschiedet. Sie würden heute sowieso nur im Weg rumstehen.

Warum kommt Peter denn jetzt mit einem Koffer um die Ecke? ,,Mom? Warum ist dieser Peter hier?" ,,Ach das hab ich vergessen dir zu sagen, er kommt mit, damit ihr ihn direkt ein bisschen besser kennenlernt ." Bitte was? Hab ich mich da jetzt verhört? Vielleicht sollte ich mal wieder zum Ohrenarzt gehen. Doch als mir Luke einen genauso fraglichen und überrumpelten Blick zuwarf, wie ich ihm, wurde mir klar, dass ich mich nicht verhört hatte. Nicht dem sein ernst oder? Jetzt musste ich mit dem auch noch einen Urlaub verbringen, den wir wegen Dad machten. Er ist nicht mein Vater, er hat nichts in diesem Urlaub zu suchen. Und außerdem musste ich mir jetzt jeden Tag diese Turteltauben anschauen. Nicht zum aushalten.

Kurz drauf kam auch schon unsere Mom mit meinem pinken großen Koffer aus dem Haus gestürzt und gab Peter einen Kuss auf den Mund. Bäh das ist ja widerlich. Zum Glück fuhren wir irgendwann auch mal los um noch rechtzeitig am Flughafen anzukommen. Als wir dann unser Gepäck abgegeben hatten und unsere Sitzplätze mitgeteilt bekamen, konnten wir auch schon ins Flugzeug. Ich saß mit Luke auf Platz 66 und 67, als sich Luke dann wie ein kleines Kind freute, dass er ans Fenster durfte, konnte ich mir ein schmunzeln nicht verkneifen. Also seinen Humor hatte er schon mal nicht verloren. Mein Platz war gut, um es auf den Punkt zu bringen. Mal davon abgesehen, das neben mir ein schmieriger Typ saß, der aussah als hätte er zwei Wochen keine Dusche mehr gesehen.

Nach langweiligen Stunden nahmen wir schon bald Kurs auf Florida. Wir waren im Landeanflug und man konnte schon die Küste von Florida sehen. Endlich!! Es dauerte nicht mehr lange, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Anschließend sind wir unser Gepäck holen gegangen und haben uns ein Taxi zu unserem Haus genommen. Die Landschaft zog vorbei und ich dachte an Dad. Ob er uns jemals von dem Haus erzählt hätte, wenn er nicht gestorben wäre.

Nach nicht so langer Fahrzeit hielt der Wagen an und wir bekamen den Preis gesagt. Unsere Mom bezahlte noch, während ich derweil schon mal ausstieg und unser Haus betrachtete. Das Holz war grau, die Läden waren geschlossen und das Haus sah aus, als wurde es seit vielen Jahren nicht mehr betreten. Im Grund genommen war es ja auch so. Ich ging auf die Tür zu und nahm den Schlüssel unter der Fußmatte heraus. Ich betrat das Haus und mir blieb der Mund offen stehen. Alles war verstaubt, über jedem Möbelstück hing ein weißes Tuch und zu allem Überfluss roch es sehr nach abgestandener Luft. Peter, Mom und Luke folgten mir durch das Haus, um es sich anzuschauen. Als erstes wollte ich die Fenster aufreißen, um frische Luft hinein zu lassen. Ich ging zu dem nächstbesten Fenster und wollte den Laden öffnen. Es gab ein lautes undefinierbares Geräusch von sich. Das Fenster riss sofort aus den Angeln und stürzte zu Boden. ,,Jess, ist bei dir alles in Ordnung?" fragte mich eine besorgte Stimme. ,,Ja alles gut, außer das sich das Fenster gerade verabschiedet hat ist alles prima." ,,Bitte was? Rufst du bitte sofort einen Glaser an, damit wir heute Nacht wenigstens nicht gleich die Einbrecher hier im Haus stehen haben." Mittlerweile stand meine Mom vor dem 'offenen Fenster' und betrachtete es bemitleidend. ,,Mom!? Erstens wo soll ich hier bitte einen Glaser finden, zweitens ist das Haus sowieso die reinste Bruchbude, wo die Einbrecher lieber gleich durch die Tür gehen könnten und drittens, ich bezweifle, dass es hier überhaupt so etwas wie einen Glaser und Einbrecher gibt. Die Leute hier haben alle nicht viel Geld, also ist die Chance gering, dass in einem gottverlassenen Haus wie unserem Eingebrochen wird", beendete ich meine kleine 'Rede'. ,,Jess, du kennst das Land hier doch genauso wenig wie wir, also gehe bitte zu unseren Nachbarn und frage ob es hier einen Glaser gibt. Das Land wird schon nicht so erbärmlich sein, dass es keinen Glaser hat." Wenn sich meine Mutter sich mal was in den Kopf gesetzt hat, kann man es ihr auch nicht mehr ausreden.

Niedergeschlagen ging ich rüber zu unseren Nachbarn, um nach einem Glaser zu fragen. Ich könnte zwar millionen darauf verwetten, das die hier keinen Glaser haben, aber was mach ich nicht alles um meiner Mutter einen Gefallen zu tun. Jetzt mal ganz ehrlich, hier auf einen Glaser zu hoffen ist doch genauso ein Traum wie bei uns zuhause der Osterhase. Wahrscheinlich bauen die ihre Häuser selber per Hand und Glas kann man hier nur in irgendeinem Geschäft kaufen, wo man dann für eine Scheibe Glas sein halbes Vermögen ausgeben muss. Ich klingelte an der Haustür der Nachbarn und wollte gerade wieder gehen, als eine alte Frau vorsichtig die Tür öffnete. ,,Ich will nix kaufen und Besuch erwarte ich auch nicht also verschwinden sie gefälligst." Na das konnte ja was werden, eine griesgrämige Frau nach einem Glaser zu fragen, wollte ich schon immer mal. ,,Gibt es hier vielleicht einen Glaser?" frage ich übertrieben freundlich. Das muss doch hinhauen, süße Kinderstimme plus einen verzweifelten Gesichtsausdruck. ,,Also ich kann ihnen nicht weiterhelfen, wenn sie sagen sie haben Masern, da müssen sie schon zu Herr Doktor Friedhof gehen." Ich hab doch keine Masern und wenn ich welche hätte würde ich sicher nicht zu dem gehen, so wie der heißt. Doch ich hatte jetzt definitiv nicht die Nerven mit dieser Frau zu diskutieren, weshalb ich mich bedankte und einfach wieder zurück zum Haus ging. Meiner Mom gefiel das gar nicht, aber ich ließ sie dann einfach so dort stehen und ging weiter das Haus besichtigen. Am Abend richteten wir uns unsere Betten her, auch wenn man davon eine Staublunge bekommen konnte, machte ich es mir irgendwie halbwegs bequem. Morgen würden wir anfangen die Möbel aufzudecken, doch heute hatten wir alle wenig Lust dazu.

My new fatherWhere stories live. Discover now