Kapitel 20

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Mir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, wo Jack sein könnte. Es ließ mir einfach keine Ruhe, wisst ihr was ich meine? Jetzt war er schon über einen Tag verschwunden, ist ihm vielleicht etwas passiert? Vielleicht sollte ich die Polizei anrufen, aber dann hänge ich dem ja wie so ein Hündchen an der Pelle. Wenn dann nämlich nichts passiert ist, dann ist das schon ganz schön peinlich für mich. Doch was hatten die einem früher immer gesagt, lieber einmal zu früh die Polizei rufen, als einmal zu spät oder sowas ähnliches. Also stand ich von dem alten Ledersofa auf und streckte mich erst mal genüsslich. Anschließend holte ich mein Handy, um im Internet an die Telefonnummer der Polizei zu kommen. Schließlich fand ich raus, dass die Telefonnummer 100 ist. Kaum hatte ich die Nummer in das Telefon eingegeben, fiel mir ein entscheidender Punkt ein. 'Du kannst kein Israelisch' flötete meine innere Stimme schadenfroh. Es dauerte aber nicht lange, da waren meine Probleme gelöst, denn es stand Jack in der Tür. Doch leider nicht so wie ich dachte, es jagte mir einen Schauer über den Rücken ihn so zu sehen.

Er hatte Haare, die in alle möglichen Richtungen abstanden, starke Augenringe, dazu noch eine Platzwunde, eine aufgeplatzte Lippe, ein blaues Auge war auch noch vorzufinden und das kreidebleiche Gesicht, was mich ohne jegliche Emotionen anstarrte. „Verdammt Jack, was ist denn mit dir passiert, setzt dich ich hole Verbandszeug." Mit schlurfendem Schritt und hängenden Schultern schleppte er sich zur Couch. „Wasser", murmelte er sehr unverständlich. So schnell wie ich konnte, rannte ich die Treppe hoch ins Bad, wo ich natürlich nochmal auf der letzten Stufe ausrutschen musste und schon hingeflogen war, doch das störte mich jetzt wenig, und holte das Verbandszeug, danach in die Küche und anschließend wieder zurück ins Wohnzimmer. Sofort griff er nach dem Wasser und kippte es in einem Zug runter, danach nahm ich ein Taschentuch und wischte im vorsichtig das Blut von der Stirn. Dabei gab er ein schmerzverzerrtes zischen von sich. „Achtung jetzt könnte es etwas weh tun", dabei spritzte ich vorsichtig das Desinfektionsmittel auf seine Wunde.

Nachdem ich ihn verarztet hatte und ihm dazu noch etwas zu essen gemacht hatte, schlief er selenruhig auf der Couch ein. Dazu hatte er noch hohes Fieber, langsam sorgte ich mich wirklich um ihn, wer hat ihm das nur angetan? Verheimlichte er mir irgendwas und wenn ja, dann was?

Stunden vergingen und das Fieber wollte nicht sinken, es stieg stetig immer mehr. Mittlerweile hatte er eine Temperatur von 40°Crad. Noch nicht mal einen Arzt konnte ich rufen ich war ja zu unfähig israelisch zu sprechen. Vielleicht sollte ich einfach mal draußen einen Jugendlichen fragen, ich meine sie hatten ja alle englisch in ihrer Schule. Also machte ich Jack noch schnell neue Wadenwickel und ging anschließend raus auf die Straße und was für ein Zufall, gerade auf der anderen Seite liefen Ryder und Co. Mir blieb wohl keine andere Chance als ihn zu fragen, auf der einen Seite finde ich es Mega beschissen, wenn ausgerechnet ich Mr. Obercool nach Hilfe fragen musste. Aber jetzt sollte ich vielleicht einfach mal an Jack denken und nicht dauernd nur an mich. Na hoffen wir, dass sich Mr. Obercool mal nichts darauf einbildet. „Ryder", rief ich über die ganze Straße. Mit einem Ruck drehte er sich um und scannte die Umgebung ab, von wo die Stimme kam, als er mich die ganze Zeit nicht fand, bildeten sich leichte Falten auf seiner Stirn. Doch keine Sekunde später sah er mir direkt in die Augen und schon hatte er ein dreckiges Grinsen aufgesetzt, womit er und seine Freunde die Straße zu mir überquerten. „Hat sich die heiße Chica doch um entschieden und will jetzt bei mir wohnen? Kein Problem wir werden ganz viel Spaß zusammen haben." Dieses...dieses...arg der war ja zum Haare raufen, so ein ...arg. Hatte der eigentlich immer solche Gedanken im Kopf, ist ja noch schlimmer als Harry. „Nein ganz bestimmt nicht, es geht um euren Freund Jack, er liegt da drinnen mit 40°C Fieber, vielleicht wärt ihr ja so nett und würdet einen Arzt rufen ich kann ja leider kein israelisch", zischte ich vor Wut. „Was bekomme ich dafür?" Versuchte er gerade wirklich verführerisch zu klingen, weil wenn ja dann muss ich ihn enttäuschen es hört sich kein bisschen verführerisch an. Er kam immer näher mit seinem Mund zu meinem und als unsere Lippen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren, legte ich ihm einen Zeigefinger auf seinen Mund und zischte: „Allerhöchstens einen Arschtritt von mir." Danach wendete ich mich von ihm ab und ließ einen verwirrten Ryder in der Tür stehen.

Vorsichtig setzte ich mich neben Jack auf das Sofa und strich ihm vorsichtig ein paar Haarsträhnen von seiner warmen Stirn. „Ryder wo bleibst du, oder hast du schon einen Arzt gerufen?" Ein bisschen provozieren schadet ja nie, doch ich bereute es nach wenigen Minuten dies gesagt zu haben, denn er stand sehr wütend im Türrahmen. Und wenn ich sage sehr wütend dann sollte man eigentlich besser laufen. Doch ich wollte mir nichts anmerken lassen und unterdrückte es aufzuspringen und nervös herum zu laufen, was ich sonst immer machte. „Nicht mit mir, du kleines Miststück, mit mir wird so nicht umgegangen." Dabei kam er mir bedrohlich nahe und stand jetzt unmittelbar vor mir, um nicht allzu klein zu wirken, stand ich von dem Sofa auf. „Mit mir wird nicht gespielt 'Ryder Black'", seinen Namen sprach ich so gehässig wie möglich aus und sah ihm dabei direkt in seine schokobraunen Augen. Eine Zeitlang standen wir einfach nur so da und sahen uns direkt in die Augen. Ich sah die Halsschlagader, die an seinem Hals gefährlich pulsierte. Verdammt das bedeutet nichts Gutes, doch ich wollte nicht nachgeben ich bin nicht das arme kleine Mädchen was sich nichts traut, ich nehme kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht seine eigene Meinung zu sagen. „Du wirst schon noch lernen wie du dich, vor dem in der ganzen Stadt befürchteten Ryder Black, benehmen sollst." „Wer es glaubt, was ist denn an dir furchteinflößend", einen Moment schien er zu überlegen, bevor er weiter redete. „Willst du es wirklich wissen?" Im ersten Moment schluckte ich, doch dann nahm ich meinen schon im Erdboden versunkenen Mut zusammen und antwortete: „Na los sag schon, dass einzige was an dir furchteinflößend ist, ist das....ja um ehrlich zu sein gibt es nichts, was an dir furchteinflößend sein kann." Ich sollte wirklich mal lernen, erst zu überlegen was ich sage, bevor ich antworte. „Weißt du ich deale mit Drogen, nehme Drogen und habe schon so einige krumme Sachen gemacht." „Und damit denkst du, bist du so furchteinflößend oder was? Das ist allerhöchstens bemitleidenswert, auf welchem Niveau du dich befindest." Der hat gesessen mein Freundchen. Ein Räuspern, welches von der Wohnzimmertür kam ließ uns beide zusammenzucken. Es war der Doc, der unser sehr unterhaltsames Gespräch mit verfolgt hat, aber ohne selbst auch nur ein Wort zu verstehen.

Langsam und vorsichtig fing er Jack an zu untersuchen und Ryder einige Fragen zu stellen. Alle beantwortete er fleißig. Der Doc verschrieb Jack einige Tabletten und machte sich dann so schnell es ging aus dem Staub.

„Das wird noch folgen haben", knurrte Ryder und verschwand mit seinen Kumpels aus dem Haus. In was habe ich mich da nur wieder hinein geritten?

My new fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt