《1》

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,,Miss, die Herrin verlangt sie zum Essen."

Das Mädchen schreckte hoch.
Das Buch,welches auf ihrem Schoß lag und in welches sie gerade vertieft gewesen war,fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden.

Mit einem erschrockenen und leicht genervten Gesichtsausdruck sah sie die kleine Hauselfe an,die für die Störung verantwortlich war.

,,Ajumi!Ich hab dir schon so oft gesagt,dass du mich nicht so erschrecken sollst.",entfuhr es dem Mädchen mit einem leicht vorwurfsvollen,aber doch belustigten Ton.
Die kleine Hauselfe mit den blauen Augen sah sie entschuldigend an.
,,Und ich hab dir gesagt,dass du mich Maddie nennen sollst und dass das Biest nicht deine Herrin ist,wenn dann bin ich das."
,,Ja ich versuche es doch,aber ich vergesse es immer wieder.",entgegnete ihr die junge Hauselfe namens Ajumi mit glockenklarer Stimme.
,,Das Biest verlangt sie zum Essen. Sie hat außerdem etwas Wichtiges zu besprechen mit ihnen und möchte,dass sie sich ,normal' anziehen,da Besuch erwartet wird."
Das ,normal' untermalte sie mit einem Verdrehen ihrer Augen und einem Kichern.

Dem Mädchen entwich ein Seufzer.

Ihre leibliche Mutter war tot und Jahre danach hatte sich ihr Vater eine neue Frau gesucht.Kurz darauf war auch er verstorben und sein letzter Wunsch war, dass Maddisons Stiefmutter bei ihr blieb und auf sie aufpasste.
Marione,ihre Stiefmutter,hatte die Chance für immer in einem Königshaus zu leben natürlich mit offenen Armen empfangen.
Maddison wusste,dass sie von Anfang an hinter der Krone und den Reichtümern ihres Vaters her war und sie konnte noch immer nicht verstehen,wie Marione,ein blasses,französisches Porzellanpüppchen,ihrem Vater den Kopf verdrehen konnte.
Ihre Stiefmutter wusste die Begriffe Liebe und Nettigkeit nie zu deuten.
Marione kannte nur Hass und Gier.
Maddison wollte nicht wissen in welchen Intrigen ihre Stiefmutter verwickelt war und mit was sie den guten Ruf des Hauses Hovers,in dem Maddison seit ihrer Geburt lebte,beschmutzte.Die Beiden mieden den Kontakt zu einander und Maddison ging ihrer Stiefmutter konsequent aus dem Weg.
Sie wollte ihre Ruhe und hasste es mit ihrer Stiefmutter Zeit zu verbringen oder bei Besuchen so zu tun,als hätte sie ein familiäre Bindung.

Trotz allem strich sie ihre Hose glatt und stellte sich vor einen Spiegel um sich von oben bis unten zu betrachten.

Die Sneaker,die enge schwarze Jeans und ein dunkelblauer Strickpullover,der ihr etwas zu weit war.
Für sie war das normal.
Für ihre Stiefmutter nicht.
Sie erwartete,dass Maddison,die Prinzessin des Königreichs Hovers,nach dem Tod ihrer Eltern eigentlich Königin,aber sie war noch nicht volljährig,immer in Rüschenkleidchen und hohen Schuhen herumstolzierte.
Aber da sie nicht Herr des Hauses war und so gut wie nichts zu bestimmen hatte,zog Maddison meistens an was sie wollte.
Maddison gab nur nach,damit sie sich nicht streiteten,wie sie es immer taten,wenn sie versuchten zu kommunizieren.

Ihre Stiefmutter war ein hinterhältiges Biest.Anders konnte man es nicht ausdrücken.
Maddison hatte immer noch die Vermutung,dass sie Schuld an dem Tod ihres Vaters war.
Aber sie brauchte Beweise,um ihre Stiefmutter nach Azkaban schicken zu können und bis dahin musste sie wohl oder übel mit Marione unter einem Dach leben.

Ihre Augen wanderten weiter und blieben schließlich an ihrem Gesicht hängen.
Ihre lange,dunkelbraune Wellenmähne war zu einem unordentlichen Zopf nach oben gebunden und ihre dunkelblauen Augen spiegelten sich leer auf der glatten Oberfläche.
Die Ähnlichkeiten mit ihrem Vater waren zu deutlich erkennbar und bei dem Gedanken musste sie lächeln.
,,Maddison?",riss Ajumi sie aus ihren Gedanken.
,,Ja,sag dem Biest,dass ich in ein paar Minuten komme.Ich ziehe mich noch um.",entgegnete sie und verschwand hinter einer Tür,die neben dem Spiegel angebracht war.

Der blumige Duft frisch gewaschener Kleider umgab sie,sobald sie die Tür hinter sich schloss.

Ihr begehbarer Kleiderschrank war ihr Heiligtum.
Sie interessierte sich schon seit sie denken konnte für Mode.
Außerdem boten die buschigen Kleider viel Platz,um Dinge zu verstecken oder sich selbst zu verkriechen, was Maddison gerne tat,wenn ihre Stiefmutter mal wieder versuchte sie aus ihrem Zimmer zu locken.

Dornenwege|Pausiert|Where stories live. Discover now