Warrior Cats - Katz und Maus

5. Kapitel - Grenzstreit

Anscheinend führte Rotsprung die beiden Schüler zur Donnerclan Grenze, denn bei jedem Pfotenschritt brannte ihnen der Gestank des feindlichen Clans immer mehr in der Nase.

Doch sie hatten noch nicht einmal die Grenze erreicht, als sie bereits Stimmen hörten. Unbekannte Stimmen. Rabenpfote ließ ein leises Knurren ertönen. Der Donnerclan würde es doch nicht wagen...?

Als sich der Wald langsam lichtete, konnten die drei sehen, was sich weiter vorne abspielte. Fünf Gestalten schritten selbstbewusst an der Grenze auf und ab, sprangen lachend darüber und wieder zurück und riefen: "Wo bist du, Schattenclan? Wo sind deine ach so tollen Kämpfer, um uns aufzuhalten?", hönte einer von ihnen, ein rot-weiß gefleckter Kater.

Die nächste, eine weiße Kätzin mit grauen Tupfen, stimmte verächtlich zu: "Könnt ihr uns etwa nicht daran hindern, Beute zu stehlen? Da kriege ich ja fast Mitleid!" Die Donnerclan Katzen lachten und überquerten die Geruchslinie, als wäre sie nicht da. Als würde ihnen alles gehören!

Auffordernd sah Rabenpfote zu ihrem Mentor. Wir müssen irgendwas tun, um sie aufzuhalten! Doch am Blick, den Rotsprung ihr zuwarf, konnte sie erkennen, dass er unsicher war. Der Schattenclan war zwar berühmt dafür, dass er sich ohne zu überlegen in jedes Gefecht stürzte, doch diesmal sah auch der rote Kater ein, dass sie deutlich in der Unterzahl waren.

"Wir werden sie überraschen", hauchte ihr Mentor ihr zu. Sie musste die Ohren spitzten, um ihn verstehen zu können. "Ich verstecke mich links, ihr beide geht nach rechts. Wenn sie vorbeikommen, greifen wir an. Durch den Überraschungseffekt sollten wir einen kleinen Vorteil haben!"

Flink wie eine Schlange huschte Rotsprung hinter den nächsten Baum. Da die Donnerclan Katzen bereits auf dem Weg zu ihnen waren, schubste Rabenpfote Tigerpfote schnell hinter einen Strauch. "Und wehe, du fängst während des Kampfes wieder an, Beeren zu essen!", schimpfte sie leise, verstummte aber, als die feindlichen Krieger in Hörweite waren. Zielsicher und mit erhobenen Köpfen tappten sie durch das Schattenclan Territorium. Am Liebsten hätte Rabenpfote ihnen das arrogante Grinsen aus ihren Gesichtern gekratzt. Noch nicht. Warte!

Schließlich, als die Katzen vorbeigingen, ertönte provozierendes Kampfgeheul und ein roter Blitz schoss aus dem Wald. Rotsprung. "Komm!", zischte sie Tigerpfote zu, ehe sie ebenfalls auf die erschrockenen Katzen zupreschte und sich in den Kampf warf.

Zuerst bearbeitete sie einen hellbraunen Kater mit den Krallen, drehte sich dann in der Luft und landete auf dem Rücken des rot-weiß Gefleckten. Rotsprung nahm sich unterdessen die weiß-grau getupfte Kätzin, einen schildpattfarben-weißen Kater und einen dunkelbraunen Kater mit schwarzem Schweif und schwarzen Pfoten vor.

Und Tigerpfote... Ja wo war der eigentlich? Rabenpfote sah sich suchend um und erblickte den getigerten Kater beim Strauch. Ein grauer Donnerclan-Schüler stand fauchend und mit gesträubtem Fell vor ihm. Tigerpfote sah seinen Gegenüber entsetzt an, ehe er sich umdrehte und davonrannte. Was? Er kann uns doch nicht einfach alleine lassen!

In diesem Moment warf der rot-weiß gefleckte Krieger sie ab und unsanft landete sie auf dem Boden. Rotsprung wurde ebenfalls in ihre Richtung zurückgedrängt. Die sechs Katzen rückten gefährlich näher. Zwei gegen sechs! Wie unfähr!

Der dunkelbraune Kater blieb triumphierend stehen und musterte seine beiden Gegner schadenfroh. "Das ist alles?", fragte er verächtlich. "Ein Krieger, eine halbe Portion und ein Schüler, der sich vor Angst ins Fell macht? Ich muss sagen, ich bin ein wenig enttäuscht!" Seine Donnerclan Freunde brachen in schallendes Gelächter aus. Rabenpfote legte bei der Beleidigung wütend die Ohren an.

"Ich sag euch mal was!" Die weiß-grau getupfte Kätzin trat mit hämisch gebleckten Zähnen vor. "Ihr kleinen Möchte-gern-Krieger geht uns jetzt aus der Sonne, wir werden euch verschonen und alle kehren glücklich nach Hause. Wir mit Beute! Ihr mit eurem Leben!"

Das können wir doch nicht einfach auf uns sitzen lassen! Hilfe suchend sah die schwarze Schülerin zu ihrem Mentor. Er wechselte einen Blick mit ihr. Er schien aufzugeben.

"ICH sage euch mal was!", ertönte es da plötzlich scharf von hinter ihnen. "IHR verpisst euch aus unserem Territorium und WIR verschonen EUCH!" Fast hätten Rabenpfote's Beine vor Erleichterung unter ihrem Körper nachgegeben. Noch nie war sie so froh gewesen, Eisklaue zu sehen.
Der hellgraue Kater schritt nach vorne, hinter ihm Blütenpfote, Blumenpfote und deren Mentorinnen Kiefernblüte und Schneerose. Verstärkung war eingetroffen.

"Und, Eichenfall?" Eisklaue grinste kampflustig. "Immer noch Lust, zu kämpfen?" Der dunkelbraune Donnerclan Kater, der wohl angesprochen war, peitschte gereizt mit seinem schwarzen Schweif. Nun schien er es sich doch zweimal zu überlegen, ob er sich mit dem Schattenclan anlegen wollte.

"Das wird Folgen haben!", warnte er  dann die Schattenclan Krieger und kniff wütend die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. "Flockenflug, Blätterfall, Fliegenpitzzahn, Hasenspur, Sturmpfote, kommt!" Ohne ein weiteres Wort wirbelte der Kater herum und preschte davon. Die anderen Eindringlinge folgten ihm. Aus dem Schattenclan Territorium raus. Dort hin, wo diese flohverseuchten Fellbälle hingehörten.

Nun musste sie sie nur noch Tigerpfote finden. Anscheind hatte er die Hilfe geholt. Offensichtlich musste sie sich bei ihm dafür entschuldigen, dass sie gedacht hatte, er würde sie im Stich lassen. Da sie ihn unter der Patroullie nicht entdecken konnte, lief sie auf den 2. Anführer zu und fragte: "Hast du Tigerpfote gesehen?" Der hellgraue Kater blinzelte. "Sollte er nicht bei euch sein?" Wenn er Tigerpfote nicht gesehen hatte, konnte der braun getigerte Schüler ihn auch nicht um Hilfe beim Kampf gebeten haben. Wut auf ihren neuen Clankameraden ließ ihr Blut beinahe kochen. Er ist einfach abgehaufen! Feigling!

Endlich entdeckte sie ihn. Tigerpfote kam zögerlich zu Rabenpfote geschlichen und frage leise: "Habt ihr sie verjagt?" - "Wo bist du gewesen?", fauchte sie ihn verärgert an. "Du hast mich und Rotsprung im Stich gelassen, als wir dich am meisten gebraucht haben!"

Wie auf Kommando gesellte sich der rote Kater zu ihnen. "Du hast deinen Schweif wie ein verdammter Feigling eingezogen und bist weggelaufen!", kommentierte auch er knurrend. Sein Fell war gesträubt, sodass er aussah, als hätte man ihn rückwärts durch einen Busch geschleift. Unter anderen Umständen hätte Rabenpfote das sogar lustig gefunden.

Tigerpfote duckte sich ängstlich und miaute kleinlaut: "Ich hätte ja gerne geholfen, aber ich wusste nicht, wie! Ich habe noch nie in meinem Leben gekämpft!" Die schwarze Schülerin wollte etwas bissiges entgegnen, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie Eisklaues Patroullie den Rückweg antrat. "Darüber können wir auch später diskutierten", seufzte sie müde. "Lasst uns erst mal ins Lager zurückkehren"