{5} - Aloa!

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Es ist sehr früh am Morgen, als Evelyn mich weckt und ich knurrend aufstehe.
Das Gespräch mit Rafe und Danny hat mich sehr mitgenommen.
Vor allem aber zu wissen, dass ich sie vielleicht nie wieder sehe.
»Komm schon Mads! Es geht nach Hawaii!«, ruft Betty aufgeregt, als sie in mein Zimmer gerannt kommt.
Mit einem schwachen Lächeln erhebe ich mich, ziehe mich an und packe alles in meinen mittelgroßen braunen Koffer, der schon sehr mitgenommen aussieht.

Drei Taxis warten vor der Tür auf uns und ich quetsche mich mit Evelyn und Barbara in eins.
»Seit ihr schon aufgeregt?«, fragt Evelyn lächelnd, doch ihre Augen sind nur auf mir.
»Ein wenig.«, antworte ich deshalb und sehe weiter aus dem Fenster.
Hawaii...
Mein Vater war Mal in Hawaii vor langer Zeit.
Ich vermisse meine Eltern, aber noch mehr vermisse ich Danny in diesem Moment...

***

Nachdem wir aus den Taxis gestiegen sind, wurden wir in ein Boot gesetzt und Blumenketten umgehangen.
Es ist wunderschön hier...
Gespannt sehe ich an das Land, wo wir brausend vorbei fahren, als ich ein paar Matrosen auf den Booten erkenne, die uns pfeifend zu winken.
»Wir sehen uns bei der Party heute Abend!«, ruft Barbara grinsend und ich sehe sie grinsend an.
»Du kannst es wohl kaum erwarten, auf diese Party zu gehen oder Barb?«
Sie sieht mich mit einem schrägen Lächeln an, bevor sie sich wieder setzt.
»Natürlich. Du kennst mich ja.«
Oh ja, ich kenne sie nur zu gut.

Als wir bei unserem Haus ankomme, kreischen sofort alle los und gehen aufgeregt von einem Zimmer zum nächsten.
Die Schlafzimmer werden natürlich gleich alle besetzt, weshalb der letzte Raum für Evelyn und mich übrig bleibt.
Er ist etwas kleiner als die anderen, doch sehr gemütlich.
Durch das Fenster kann man direkt runter vor die Haustüre sehen, was bestimmt noch für mich im Vorteil werden wird.
»Gehst du heute zu dieser Party, Eve?«, frage ich sie, als meine Sachen in der kleinen Komode ihren Platz finden.
»Ich weiß es noch nicht genau, aber wenn du gehst, gehe ich wahrscheinlich auch.«, lächelt sie, während Evelyn ebenfalls ihre Sachen einräumt.
»Wir müssen ja auf und aufpassen.«, hängt sie noch hinten dran und mein Gesicht wird von einem Grinsend verziert.

Nachdem alle in ihre Zimmer gezogen sind, haben wir und auf den Weg ins Lazarett gemacht.
Der Weg ist nicht lang und wir sind stehen nur zehn Minuten später vor der Tür.
Doch... Hier ist echt tote Hose...
»Oh, Hallo Ladies. Ich bin gleich bei euch, ich muss nur noch diesen Matrosen von seinem Sonnenbrand verwunden.«, begrüßt uns eine Frau und als ich den Mann sehe, muss ich plötzlich Kichern.
Ich meine Hallo! Er hat Sonnenbrand am ganzen Körper!
Die nette Frau kommt mit schnellen Schritten auf uns zu und beginnt uns alles zu zeigen, danach dürfen wir wieder gehen.
Das hat es ja jetzt gebracht...

Zurück im Haus haben wir uns wieder umgezogen und sind alle irgendwo verstreut.
Während ich mit einem guten Buch in der Stube sitze, sind Betty und Sandra in die Stadt gegangen und Evelyn schreibt ihren ersten Brief an Rafe.
An diese Stille hier könnte ich mich gewöhnen...

***

Als die Dämmerung anbricht, machen wir uns alle fertig für die Party.
Ich ziehe gerade ein rotes Kleid mit weißen Punkten über, als Evelyn den Raum in einem hellblauen Kleidchen betritt.
»Du siehst wunderschön aus.«, sagen wir gleichzeitig, weshalb ein Lachen folgt.
Grinsend kommt Evelyn auf mich zu und sieht mich in dem Spiegel an.
Ich war noch nie gut darin, ein falsches Lächeln aufzusetzen, weshalb sie lautstark seufzt.
»Ist es wegen Danny?«
»Vielleicht.«, nuschle ich und sehe zu Boden.
»Maddie... Ihr werdet euch schon wieder sehen. Vielleicht ist er ja sogar hier her stationiert wurden und ist ebenfalls auf der Party!«
Evelyn schenkt mir ein leichtes Lächeln, was in meinem Körper Mut auslöst und ich nicke, bevor wir zu zweit den Raum verlassen und zu den anderen Mädels stoßen, die bereits fertig im Wohnzimmer sitzen.
»Kanns losgehen?«, sagt Betty und springt auf die Füße.
Ich nicke und gemeinsam gehen wir aus dem Haus.
Die Party ist bei einer Strandbar, weshalb ich mich sehr auf das Meer freue. Es ist einfach so...beruhigend.

Der kurze Fußmarsch bis zur Bar dauert nicht Mal zehn Minuten.
Vor der Bar werden wir bereits mit typischen Sprüchen empfangen, wie "Hey Ladies wo warst ihr die ganze Zeit?" oder "Endlich kommen die Engel den Himmel herunter."
Betty sagt natürlich jeden Danke und grinst jede Person an, die sie sieht.

Ich muss schon sagen, es ist sehr viel los.
Doch eins steht fest... Es gibt mehr Männer als Frauen in dieser Bude, weshalb ich Evelyn auf jeden Schritt folge.
An der Bar bestellen wir uns beide einen Cocktail und setzen uns dann an den Strand, wo die Sonne langsam unter geht.
»Es ist wunderschön hier...«, murmelt Evelyn und greift in ihre Tasche.
»Oh nein Evelyn, du wirst jetzt nicht schreiben!«
Sie gefriert in ihrer Position und sieht mich entschuldigend an.
Mist, warum habe ich diese Nettigkeit von meiner Mutter geerbt...
»Na geh schon. Ich werde einfach die anderen suchen gehen und aufpassen, dass Barb nicht gleich mit fünf Männern abhaut.«
Dankend drückt mir Evelyn kurz die Hand, bevor sie zu einem großen Stein läuft und sich sofort vor das Papier setzt.
Sie liebt Rafe wirklich über alles.
Ein Lächeln huscht über meine Lippen und ich stehe wieder auf.
Das leere Glas gebe ich an der Bar ab und suche danach nach einem bekannten Gesicht.
Was ich auch finde, doch es ist keine Frau, sondern Danny Walker, der gerade mit ein paar Freunden, die ich schon an dem Tanzabend gesehen habe, die Bar betritt.
Die Farbe weicht mir aus dem Gesicht, als sie sogar in meine Richtung kommen, weshalb mir nichts besseres einfällt, anstatt mich umzudrehen und auf die Bar zu starren.
Neben mir kommt Danny zum Stehen und bestellt fünf Whiskeys.
Langsam drehe ich mich von dem Hocker und will verschwinden, doch als ich seine Stimme höre, bleibe ich kerzengerade stehen.
»Maddie?«
Vorsichtig drehe ich mich um und sehe schließlich in seine wundervollen braunen Augen, die noch intensiver und diesmal lebhafter wirken.
»Hey Danny.«, murmle ich und gehe wieder einen Schritt auf ihn zu.
Er reicht den anderen das Getränk, bevor er sich kurz entschuldigt und zu mir kommt.
»Wollen wir ein Stück gehen?«
Überrascht wegen seiner plötzlichen Nettigkeit, nicke ich und wir gehen wieder zum Strand.
Die Sonne ist bereits vollkommen verschwunden und langsam ziehen sich Sterne über den pechschwarzen Himmel.
»Ich habe nachgedacht.«, beginnt er und nimmt einen Schluck von der braunen Flüssigkeit.
Plötzlich habe ich auch Lust auf einen Whisky.
Oder besser. Wodka.
»Ich sollte eher froh sein, dass du wieder da bist, aber verstehe mich auch. Du...Du warst plötzlich weg und tauchst dann wieder einfach so auf.«
»Ich verstehe dich, Danny. Sehr. Es tut mir so leid, dass ich nicht einfach abgehauen bin und zu euch zurück gekommen bin.«
Es folgt ein Schweigen, wo nur das Wellenrauschen zu hören ist und ich ziehe meine Schuhe aus, damit sie nicht so voller Sand werden.
»Ich habe gesehen, ihr habt das Flugzeug fertig gestellt.«, versuche ich mich an ein neues Thema und schaffe es sogar, dass Dannys Mundwinkel nach oben zucken.
»Ja. Wir haben sie nach dir benannt.«, murmelt er und trinkt wieder einen Schluck.
Plötzlich fühle ich mich schlecht.
Wir wollten gemeinsam die Maschine fertig stellen und jetzt.... Habe ich alles verpasst.
»Bist du gut hier angekommen?«, fragt Danny und sieht kurz zu mir, doch wendet den Blick dann wieder ab.
»Ja. Es ist zwar nichts im Lazarett los, aber ich finde schon etwas, mit dem ich mich beschäftigen kann.«, lache ich leise und sehe aufs Meer hinaus.
»Du könntest vielleicht Mal zum Flugplatz kommen...«, schlägt Danny vor, was mich jedoch ganz schön überrumpelt, weshalb ich stehen bleibe und ihn ansehe.
»Jetzt ganz ehrlich? Ich dachte...du willst erstmal nichts hören?«
Bevor Danny redet, trinkt er den letzten Schluck aus seinem Glas und sieht dann wieder zu mir.
»Wir könnten einen Neuanfang wagen. Ich bin Danny.«
Ich merke das leichte Schwenken in seiner Stimme und weiß sofort, dass er angetrunken ist, doch seinen Vorschlag kommt mir für eine gute Idee vor.
»Maddie.«, sage ich deshalb und schüttle seine ausgestreckte Hand.
Ein Kribbeln durchfährt meinen Körper und ich will ihn nichts loslassen, doch er zieht seine Hand aus den Griff.
»Dann auf eine tolle Freundschaft.«, sagt er und sieht mich genau an, dass all meine Gedanken in meinen Kopf in den Hintergrund geraten.
»Auf eine tolle Freundschaft.«, wiederhole ich und meine Mundwinkel gehen ein Stück in die Höhe.
Aus Freundschaft kann doch noch etwas werden...oder?

PERLE DER FLAMMEN ▹ 𝘥𝘢𝘯𝘯𝘺 𝘸𝘢𝘭𝘬𝘦𝘳Where stories live. Discover now