2011 - Der Anfang

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 Aller Anfang ist schwer, wie auch der Anfang dieser Geschichte. Denn um Fair zu sein, ich reise gerade gedanklich 8 Jahre in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit in der, wie es sich für einen 21 Jahre jungen Mann gehört, die Tage sehr stark im Nebel von alkoholischen Exzessen und dem gelebten Traum von grenzenloser Unabhängigkeit verschwimmen. Das klingt jetzt vielleicht nach Sex, drugs und Rock 'n' Roll, im Prinzip führte und führe ich aber ein sehr nerdiges Leben. Ich meine, welcher 28 Jahre alter Mann sitzt sonst an einem Freitagabend allein zuhause und kommt auf die Idee damit anzufangen, seine eigene kleine Autobiografie zu schreiben. Das kann nur eine Person sein, die keine anderen Hobbys hat oder an völliger Selbstüberschätzung, wie auch einem Mangel an sozialen Kompetenzen leidet. In meinem Fall dürfte es eine günstige oder ungünstige Kombination aus allem sein. Das Jahr 2011 begann mit meinem Umzug von einer 100.000 Einwohnerstadt zurück in mein Elternhaus in einem 600 Einwohner Kaff. Kurz gesagt, war es ein klarer Rückschritt, von meiner ersten eigenen Wohnung in perfekter Lage, mit Aussicht über die Stadt, zu meinem Vater in einen Ort zu ziehen, der keinerlei Spielraum für private Aktivitäten oder Attraktionen zu bieten hatte, die einen jungen Erwachsenen auch nur im geringsten fördern, inspirieren oder unterhalten konnten. Für mich zählte damals aber einfach nur der praktische und bequeme Nutzen. Ich musste nicht groß überlegen, nach einer Wohnung suchen oder meine eigene Wäsche waschen. Ich fühlte mich damals aber wie der siegreiche Rückkehrer, der es vollbracht hat in die große unbekannte Welt aufzubrechen, dort zu überleben, die Fremde zu bändigen und erfolgreich Fuß zu fassen. Ich bin schließlich nicht zurückgekehrt, weil ich versagt hatte, sondern weil ich damit abgeschlossen habe. Ich habe die Stadt besiegt. Ich habe gezeigt, ich kann auch 5 km außerhalb meines heimischen Reviers überleben. Ich war der Jäger, der Frauen verführt, Partys gefeiert, Geld verdient und die dicksten Eier in der Savanne weit und breit hatte.

Bis mein erster Arbeitstag am 10.01.2011 war. Der Tag an dem der Wolf zum Welpen wurde. Ein Kind umgeben von Erwachsenen die es mit großen Augen zu bestaunen gab.
Es waren solche Situationen, wie diese in dem man gefragt wird: "Bist du fit in Excel?"
Und man natürlich entgegnet: "Ähm, klar ja natürlich, hatte ich ja in der Schule." und sich dann fragt, ob das nicht selbstverständlich ist. Als dann allerdings die Reaktion kam: "Cool, dann brauch ich ja nichts groß erklären und du kannst vielleicht schon ein paar Makros programmieren. Das Programmieren hier an diesem Gerät ist im Prinzip die gleiche Sprache, als würde man in Excel programmieren." da war meine Selbstsicherheit, schon wieder ganz dahin. Ich dachte, sie redet davon, ob ich weiß wie man eine Summe rechnet, Diagramme erstellt oder Zellen verbindet. Und warum zur Hölle hat mir nie jemand gesagt, was "Makros" sind? Wo wir auch gerade dabei sind, man kann mit Excel programmieren? Kurz um, ich konnte einfach nichts. Ich würde behaupten, ich war die größte Flasche, die auf dieser Welt rum läuft. Ich muss gestehen, ich bin kein Mensch der gerne dumm da steht und sich dessen auch noch dauerhaft bewusst ist. Merke ich, ich bin in etwas schlecht, in dem andere Menschen in meinem direkten Umfeld gut sind, gebe ich alles um zumindest konkurrieren zu können. Zum Leidwesen meiner Freizeit, war ich leider nur von Menschen umgeben, die einfach in Allem besser waren als ich. Also begann ich nach einiger Zeit der Ernüchterung meinen Alltag morgens um 5:30 und war dann um ca. 6.30 einer der Ersten bei der Arbeit. Meine Mentorin, Betreuerin oder Ausbildende, war eher eine Langschläferin, weswegen ich Morgens dann immer 2 Stunden für mich alleine üben konnte. Also begannen meine 50 Stunden Wochen, lernen, lernen und nochmal lernen. Mein erstes halbes Jahr durfte ich kaum ein Projekt selbst anfassen. Die meiste Zeit des Tages saß ich neben meiner Betreuerin und sah ihr zu. Zu einer meiner Stärken, gehört das ich recht gut darin bin, beim Zuschauen zu lernen. Nach vermutlich 16 Wochen, hatte ich also etwas Selbstbewusstsein gewonnen und wollte selbst ran. Leider gab es aber nur die eine Maschine, die mit dieser Programmiersprache zu bedienen war und diese war ja den ganzen Tag durch diese Blockade von Ausbilderin belegt. Dies hat mich etwas frustriert, weswegen ich mir etwas Luft machen musste. Praktischerweise gab es in dieser Firma noch so ein Arbeitstier, das immer um 6 Uhr Morgens angefangen hatte und ich dann in den frühen Morgenstunden etwas besser kennenlernen durfte. Und ich sags euch, sie hatte einen Hintern, hätte ich bei meiner Bewerbung gewusst das es in dieser Firma Frauen mit diesen Hintern gab, ich hätte mich als Stuhl beworben. Ich musste diesen Hintern einfach beeindrucken. Also habe ich ihr in einem persönlichen Gespräch anvertraut, dass ich glaube meine Ausbilderin bremst mich ein wenig aus und möchte nicht mehr Preis geben, dass ich keine Konkurrenz werde. Tja, leider war dies vermutlich eine schlechte Idee. Es ging nicht lange und meine Mentorin wurde zum Eisklotz. Wir haben kaum noch ein Wort miteinander gesprochen. Mir war bei meinem Bedauern in diesem Gespräch nicht bewusst, dass ich in eine konkurrierende Fraktion von Frauenclique übergelaufen bin. Das Positive an der Geschichte war, ich habe eine Mentorin, gegen 3 weitere eingetauscht. Und dann war da noch dieser Hintern. Ich musste ihn noch immer beeindrucken.

Meine Autobiografie 1.0Abteilung Arbeit.Where stories live. Discover now