2010 - Der Scheideweg

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Wie bei allen Menschen gab es auch bei mir in diesem Jahr eine der Richtung weisenden Entscheidungen, Entscheidungen die neue Erwachsene in ihrem so jungen Leben sounfassbar leichtfertig treffen. Entscheidungen, die wie vom Flügelschlag eines Schmetterlings zum Wirbelsturm, der Schneeball zur Lawine oder der Funken zum lodernden Waldbrand, Auswirkungen haben können, Entscheidungen die wir uns nicht im Entferntesten würden vorstellen können. Ich würde behaupten, es war das Jahr, in dem ich endlich das Ruder meines Bootes in die Hand genommen habe und zum ersten Mal, mein Leben selbst bewusst in eine Richtung gesteuert habe. Die Wahl meiner Ausbildung 3 Jahre zuvor, war eher das kleinste Übel welches ich zur Auswahl hatte. Ich glaube sogar, ich hatte gar keine andere Wahl. Aber im Jahr in dem ich zum staatlich anerkannten Vermessungstechniker wurde, kam zufällig eine Email in meinen Posteingang geflattert, die ich vermutlich an 364 von 365 Tagen im Jahr einfach gelöscht hätte. Mit 2 Mausklicks wäre mein Leben heute vermutlich ein völlig anderes. Doch anstatt sie zu löschen, öffnete ich sie und zum Vorschein kam meine neue Zukunft. Eine Stellenausschreibung von einer unglaublich modernen Firma mit gelben Prospekt. Und glaube mir, ich hatte zu der Zeit 3 Jahre Amt auf dem Buckel, da kam mir sehr leicht etwas wie Hightech vor. Der Inhalt war ca. Bla bla bla, irgendwelches Fachchinesisch und Messtechniker, Schwarzwald. Ich kann wirklich nicht sagen, warum ich auf die Mail geantwortet habe aber irgendwie musste ich einfach mal fragen: "Hallo Keven hier, sind sie sich sicher, dass sie so Leute wie mich suchen?" Und tatsächlich wurde die Frage bejaht. Also habe ich eine Bewerbung geschrieben. Eine Bewerbung, für die ich mich wirklich bis heute schäme. Aber ich wurde doch tatsächlich zu einem Gespräch in den Schwarzwald eingeladen um dort später eine Woche ein Praktikum zu machen. Ich weiß noch, das Bewerbungsgespräch war Ende November und es hatte gefühlt 1,5m Schnee. Meine erste Fahrt kam mir vor wie eine Reise allein durch Alaska. Eine Reise mitten ins Nichts. Ich war einer dieser Autofahrer, die bei weißer Fahrbahn nicht mehr schneller als 30 fahren. Die Eingeborenen haben dies umfassend mit Lichthupe kommentiert und mit für mich damals völlig irrsinnigen Überholmanövern, Respekt einflößend demonstriert, dass ich ein Waschlappen bin. Schließlich bin ich dann lebendig dort angekommen und habe es mir wie immer, eine Stunde zu früh, erst mal in meinem Auto gemütlich gemacht. Die Führung durch die Firma ist in wenigen Stichpunkten leicht zu erklären: "Aha" - "Warum arbeiten hier um die Uhrzeit noch so viele?" - "Die sind hier alle so jung" - und "Ok, da geh ich hin". Die Geschäftsführung meinte Jahre später zu mir: "Ich dachte, entweder ist das eine absolute Vollpfeiffe oder er schlägt voll ein." Ich für meinen Teil, hätte alles was ich habe auf die Vollpfeiffe gesetzt. Tja kurz um, ich habe dem Amt im Dezember geschrieben, dass ich gehe und ab Januar wo anders arbeite. An Kündigungsfristen habe ich nicht gedacht. Es ging aber dennoch reibungslos. Das Feuer war gelegt.  

Meine Autobiografie 1.0Abteilung Arbeit.Where stories live. Discover now