Nun sitzen wir im Auto und schweigen vor uns hin. Ich schaue ein wenig aus dem Fenster, während sie sich auf den Autoverkehr konzentriert. Sie ist wirklich eine gute Autofahrerin. Das war sie schon immer. Bei ihr konnte man sich so ins Auto setzen und sich zurücklehnen, weil man wusste, sie fährt vorsichtig. Man fühlte sich einfach immer sicher bei ihr, was sich auch jetzt nicht geändert hat.

"Ich freue mich wirklich sehr, dass du jetzt hier bist", bricht sie das Schweigen, lächelt mir zu und schaut wieder zur Straße. "Ich freue mich auch. Hoffen wir mal, dass mein Leben hier besser wird", ich schaue betrübt aus dem Fenster und denke an die Zeit bei meiner Tante. Nie wieder wird es so sein, wie vorher. Alles weg.

"Wie lange willst du denn eigentlich bleiben? Willst du nicht bei mir einziehen, sodass du richtig bei mir wohnst?", lacht sie. Das wäre glaube ich wirklich das Beste, wenn ich erst einmal bei ihr bleibe und mir im Laufe der Zeit eine Wohnung suche. "Danke für das Angebot. Wir warten einfach mal ab, was in der nächsten Zeit passieren wird", lächele ich zurück.
Darf ich mich vorstellen - Ich heiße Isabella Brooks, bin 19 Jahre alt, habe keine Familie mehr und fange nun mein neues Leben hier in London an.

...

"Das ist dein Zimmer, ich weiß nicht ob es dir so gefällt, aber ich habe das und das-", sprudelt förmlich aus ihr heraus und sie zeigt dabei jeweils auf die Sachen, während sie weiter erklärt und zum nächsten Thema gelangt. "Mila, es ist wunderschön. Vielen Dank", unterbreche ich sie und muss lachen. Echt nett, wie viel Mühe sie sich gibt, aber sie muss es nicht übertreiben. Ich bin einfach so froh, dass ich bei ihr wohnen kann. Sie ist einfach eine tolle Freundin. Und dabei auch noch eine Wunderschöne. Ihre kurzen brauen Haare lassen ihr Gesicht noch viel hübscher wirken und ihre Figur ist auch perfekt. Das Mädchen ist einfach perfekt. Jeder kann sich glücklich schätzen, Mila als Freundin zu haben. Ich bin eigentlich das komplette Gegenteil von ihr. Ich habe lange dunkelblonde Haare und meine Figur ... sagen wir mal, sie ist anders als Ihre. Ich kann mich noch an den einen besonderen Satz von meiner Mutter erinnern. Später bist du mal ein wunderschönes Mädchen, sagte sie und gab mir daraufhin einen Kuss auf die Stirn und lächelte mir zu.

Nachdem Mila mich kurz alleine gelassen hat, bin ich nun gerade dabei meine Sachen auszupacken. Sofort steigen mir Tränen in die Augen, als ich das Bild in der Hand halte, wo wir drei - Mum, Dad und ich - abgebildet sind. Mum war so eine schöne Frau. Ich wünschte, ich hätte mehr von ihr in Erinnerung. Oder auch von meinem Dad. Von ihm weiß ich leider noch weniger, als ich von meiner Mum weiß. Ich weiß nur, dass Mum immer bei mir zu Hause blieb als ich noch ein kleines Kind war. Dafür war Dad oft arbeiten und brachte das Geld nach Hause, um uns zu versorgen. Auch wenn Dad nicht oft bei mir war, weiß ich, dass er ein toller Mensch war. Er wollte nicht, dass wir Geldprobleme haben, sondern er wollte für uns nur ein sorgenfreies Leben. Dafür bin ich sehr sehr dankbar, auch wenn es nicht gut ausgegangen ist. Ich liebe sie beide und habe sie immer in meinem Herzen. Nach ihrem Tod, hat mich meine Tante Betty bei sich zu Hause aufgenommen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie versuchte mir ein halbwegs normales Leben wie möglich zu bieten. Sie war in der Zeit wie eine Ersatzmutter für mich. Vor einem Monat ist sie dann leider ebenfalls wie meine Eltern, bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Ich darf garnicht darüber nachdenken, was das zu bedeuten hat, dass meine Eltern und meine Tante beide bei einem Autounfall gestorben sind. Schicksal? Zufall? - Ich weiß es nicht und werde es nie wissen. Ich blieb an dem Tag zu Hause, als das mit meiner Tante passierte, während sie schnell noch was einkaufen gehen wollte. Da wir auf einem Bauernhof lebten in einem winzig kleinen Dorf, dauerte es ein wenig bis wir beim nächsten Supermarkt waren. Abends, so gegen 19 Uhr, klingelte es dann an der Tür. Leider war es nicht wie gehofft meine Tante, sondern die Polizei. Was meint ihr, als ich die Männer von der Polizei gesehen habe, wie sehr mein Herz gepocht hat, vor lauter Angst. Ich wusste sofort, dass irgendetwas passiert ist, was anderes hätte es nicht sein können. Sie erzählten mir dann vom Autounfall und blieben den ganzen Abend und die Nacht bei mir. Alleine hätte ich wahrscheinlich auch Panik bekommen, so wie es mir an dem Abend ging. Verständlich oder? Ich meine, ab dem Augenblick war ich dann wirklich ganz alleine. Keine Familie. Nichts. Alle haben mich alleine gelassen.

Die Zeit danach, ohne Tante Betty, blieb ein Helfer unseres Hofes solange bei mir. Lucas, auch ungefähr in meinem Alter. Wir haben uns schon immer gut verstanden. Wir sind gute Freunde. Er kam desöfteren zu uns auf den Hof, wenn es mal viel Arbeit gab. Er wohnte im Nachbarsdorf und war immer sofort da. Als er dann die Nachricht erhielt, das mit meiner Tante, kam er sofort rüber und blieb bei mir. Ich bin ihm auch wirklich sehr dankbar darüber, weil ich schon ein wenig Angst hatte, so ganz alleine auf dem großen Hof. Lucas war leider nicht so erfreut, als ich ihm erzählte, dass ich fortgehe und verkaufen werde. Bei meiner Abreise kamen mir wirklich ein paar Zweifel, ob es wirklich richtig ist. Aber jetzt geht es mir einigermaßen gut, wenn man das gut nennen kann? Ich versuche jetzt einfach, das Beste aus meinem Leben zu machen. So, wie ich es immer gelernt habe.

Love Me Harder | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt