Across the Line

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Serena konnte kaum atmen. Der Brief vom Regiment lag schwer in ihrer Hand. Sie hatte seit einem Monat keine Neuigkeiten von Bernie erhalten. Ein Monat, vor dem sie zuletzt mit ihr über Videochat gesprochen hatte. Irgendwas von „Einsatz im Guerillakrieg“ hatte sie gesagt und dass sie sich erstmal nicht sprechen könnten, wegen des Kriegsgeheimnisses. Sie würde sich melden, sobald sie zurück am Stützpunkt war. Sie hatte versprochen, sie sofort anzurufen. Warum also ein Brief? Ein Einschreiben? Hätte da auf dem Absender nicht irgendwo auch Berenice Wolfe stehen müssen?

Serena nahm den Brief mit in die Küche, Jason war schon zur Arbeit. Es fiel ihr schwer sich zum Öffnen des Briefes zu entschließen. Sie sollte warten, bis ihr Neffe wieder da war. Andererseits wäre es auch schön, die Nachricht vor ihm gelesen zu haben.

Sie war kurz davor, den Brief doch noch zu öffnen, als ihr Handy klingelte. “Serena auf der M4, gab es einen Auffahrunfall, komm bitte.” Das war es dann wohl mit ihrem freien Tag nach der Nachtschicht. Es erinnerte sie stark an die Beerdigung von Arthur, da gab es auch einen Großeinsatz. Bernie. Serena vermisste sie wirklich. Sobald sie sich wiedersehen würden, würde sie alles daran setzen, dass ihre Majorin nicht mehr in den Außeneinsatz ging.

Schlimm genug, dass sie zurück zum Militär gegangen war, nachdem sie entschieden hatte, nicht mehr zusammen zu arbeiten. Zuhause und auf der Arbeit zusammen zu sein, war für die Kollegen und auch für sie beide nicht förderlich gewesen. Das Projekt in Namibia lief so gut, dass Bernie eine neue Herausforderung wollte. Und jetzt nach einem Monat: Nichts. Ein Brief.

Serena setzte sich ins Auto und fuhr zur Klinik. Als sie ankam, war ihre Unfallstation dem Chaos nahe. Den Rest des Tages beschäftigte sie sich mit der Einstufung von Verletzungen und Operationen am laufenden Band. Kaum Zeit, einen weiteren Moment über den Brief zu grübeln.

Sie drehte den Schlüssel in der Haustür um und stieß sie auf. Der Tag war geschafft und sie mehr als das. Schlafen war mehr als überflüssig und vielleicht würde einer von Bernies Whiskys dabei helfen können. Ihr Rotwein würde für heute nicht reichen. “Aunty Serena!” Oh nein! Jason. So sehr sie sich auch darauf gefreut hatte, ihn heute Abend zu sehen, gerade wollte sie nur ihre Ruhe. “Aunty Serena, du musst dir das angucken.” Jason kam aus der Küche mit dem Brief in der Hand. “Da ist ein Brief vom Militär. Warum hast du ihn nicht geöffnet? Ich hab‘ im Internet nachgeschaut und die verschicken eigentlich keine Briefe mehr, es sei denn…” Serena blieb wie versteinert stehen. Den Brief hatte sie völlig vergessen. “Es sei denn was, Jason?”

“Machst du ihn auf Aunty? Bestimmt ist es von Aunty Bernie. War sie nicht im Einsatz? Hat sie noch nicht geschrieben?” '

Serena nahm den Brief entgegen und fragte sich, ob er noch schwerer geworden war als heute Morgen. Sie zögerte erneut beim Öffnen.

“Ich, ich kann nicht Jason, mach du ihn auf. Bitte.”

“Aber Aunty, es steht dein Name drauf.”

“Bitte, Jason.”

Jason reagierte nicht.

“Jason, jetzt mach schon auf.”

Jason öffnete widerwillig den Brief und… “Aunti Serena? Warum ist Bernies Halskette in dem Brief?”

Serenas Atem setzte für einige Sekunden aus und ihr war als könnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Jason zog die Hundemarken aus dem Umschlag.

“Nein.” Ihr Atem ging schwer. “Nein.”

“Aunty, warum haben die Bernies Marke geschickt. Heißt das jetzt,  Bernie kommt nicht mehr nach Hause? So wie in den Dokumentationen?”

Bernies Dogtags! Das durfte nicht wahr sein! Bernie war stark, sie konnte genauso gut Fahrrad fahren wie Panzer reparieren und währenddessen Anweisungen zur Einleitung einer Anästhesie geben. Sich medizinisch selbst versorgen. Das war ein Missverständnis. Das waren die falschen Hundemarken von wem anders. Schade das eindeutig Major Berenice Wolfe draufstand.

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