Ein neuer Fall für Nelson und Murdock

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Ich stand unschlüssig vor einer wenig einladenden Eisentür. Noch einmal holte ich den Zettel, den meine Nachbarin mir zugesteckt hatte, aus meiner Jackentasche und überprüfte die Adresse. Hier muss es sein. Ich drückte die Tür auf und gelang in einen kalten Flur. Ein Treppe führte mich in den ersten Stock und schon stand ich vor einer schlichten Tür aus Holz und Milchglas. Ein Pappschild mit der Aufschrift "Nelson and Murdock - Attorneys at Law" zeigte mir, dass ich hier richtig war.

Und die sollen mir helfen? Sie können sich noch nicht einmal ein richtiges Schild leisten. Aber etwas besseres werde ich mir nicht leisten können.

Ich atmete noch einmal tief durch.

Solltest du noch einmal zur Polizei gehen oder irgendjemand anders davon erzählen, dann finde ich dich, Mädchen!"

Ich schluckte die Erinnerung herunter und klopfe. Hätte ich gewusst, was diese Entscheidung nach sich ziehen würde, hätte ich es nicht getan.

Fast augenblicklich öffnete mir eine blonde junge Frau in Rock und Bluse. "Hallo mein Name ist Karen Page, wie kann ich Ihnen helfen?", wurde ich begrüßt.

"Hi, mein Name ist Liv Larson. Ich würde gern mit den beiden Anwälten sprechen. Sind sie da?"

Karen bat mich hinein. "Sie sind gerade nicht da, sollten aber jeden Moment kommen. Möchten Sie einen Kaffee?"

"Ja, gerne."

Karen drückte mir einen dampfenden Becher in die Hand. Er schmeckte fürchterlich, doch das Koffein tat gut. Ich hatte mich kaum gesetzt, als Gelächter draußen auf dem Flur zu hören war. Dann schwang auch schon die Tür auf. Der Erste der herein kam, hatte schulterlange blonde Haare, einen dunkelblauen Anzug an und eine braune Ledertasche umgehangen. Der andere trug einen schwarzen Anzug, hatte eine runde Sonnenbrille auf und einen Blindenstock dabei. Ich hatte noch nie einen blinden Anwalt gesehen.

Als sie mich, ihre neue Klientin, bemerkten hörten sie sofort auf zu lachen und strafften die Schultern. Nachdem sie sich als Matthew Murdock und Franklin Nelson vorgestellt hatten, baten sie mich in ein Nebenzimmer. Nelson und Murdock saßen mir gegenüber. Mrs. Page nahm rechts von mir Platz und machte sich Notizen.

"Was können wir für Sie tun, Mrs. Larson?", begann Mr. Murdock.

„Ich..." Noch kann ich wieder zurück rudern. „Mein Bruder wurde vor einem halben Jahr von einem Polizisten nieder geschossen. Er liegt seit dem im Koma. Die Versicherung will nicht mehr zahlen, da nicht genug Beweise vorliegen, damit der Fall vor Gericht landet. Ich habe alles gesehen, doch die Polizei glaubt mir nicht. Mir rennt die Zeit davon. Ich kann schon jetzt kaum noch die Krankenhaus-Rechnungen bezahlen. Man sagte mir, Sie könnten mir vielleicht helfen. Sie sind meine letzte Rettung."

"Das mit Ihrem Bruder tut uns Leid und wir werden Ihnen natürlich helfen", begann der blinde Anwalt. "Beginnen Sie doch am besten ganz von vorn. Was geschah an dem Tag mit Ihrem Bruder?"

Nachdem ich meine Geschichte erzählt hatte, verabschiedete ich mich von den Dreien und machte mich auf den Heimweg. Nelson und Murdock hatten mir versprochen sich um meinen Fall zu kümmern und die Akten von der Polizei anzufordern. In ein paar Tagen wollten wir uns wieder in der Kanzlei treffen, um alles zu besprechen.

Es war nicht weit zu meiner Wohnung. Ich war vor drei Jahren mit meinem jüngeren Bruder nach dem Tot unserer Eltern nach NewYork gezogen, um neu anzufangen. Die Stadt meinte es nicht gut mit uns und viel zu schnell landeten wir in Hell's Kitchen. Jetzt erklomm ich die dreckigen Stufen zu meinem winzigen Apartment in einem herunter gekommenen Block. Der Aufzug war seit Wochen kaputt.

Die Wohnung war spartanisch eingerichtet. Es passte gerade einmal ein Bett, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch hinein. Dreckiges Geschirr stapelte sich in der Spüle der winzigen Küche. Das Bad hatte seit einigen Tagen kein warmes Wasser mehr. In letzter Zeit war ich fast nur noch zum Schlafen Zuhause. Ich wechselte die weiße Bluse durch ein hautenges schwarzes Top aus. Jetzt waren meine Tattoos zu sehen. Ein Blumenmuster in Black&Grey mit orientalischen Elementen bedeckte meinen gesamten rechten Arm. Auf dem linken Unterarm hatte ich mir Geburts- und Sterbedatum meiner Eltern stechen lassen.

Wird mein Bruder bald ebenfalls auf meinem Arm stehen?

Ich schluckte den Gedanken hinunter und legte noch etwas Abendmakeup auf. Und schon verließ ich meine Wohnung wieder, um in einer Bar einige Häuserblocks entfernt hinter dem Tresen zu stehen. Der Job war nicht einfach. Ständig wurde ich von betrunkenen Gästen angepöbelt und arbeitete bis spät in die Nacht, doch er war relativ gut bezahlt und ich brauchte jeden Cent.

Gegen 3 Uhr Nachts kam ich wieder vor meiner Haustür an. Das Trinkgeld war heute gut gewesen, doch trotz zwei Jobs würde ich mich nicht mehr lange über Wasser halten können. Die Kosten des Krankenhauses fraßen alles auf. Ich freute mich auf mein Bett. Um neun musste ich schon wieder bei meinem zweiten Job als Kellnerin in einem Café sein. Das Licht flackerte über dem Hauseingang. Die Tür war wie immer nicht abgeschlossen. Ich wollte sie gerade aufdrücken, als mich jemand von hinten packte und in die dunkle Gasse neben dem Haus zerrte. Ich schrie, doch niemand hörte mich.

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⏰ Last updated: Nov 27, 2018 ⏰

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The Devil In Me -Daredevil FFWhere stories live. Discover now